Dem Pharao versprochen
Stimme klang traurig. »Ich hatte so sehr gehofft, dass sich dein Herz mir zuwendet.« Sie lächelte, aber ihre Lippen zitterten dabei.
Er nahm ihre Hand. »Liebe lässt sich nicht erzwingen, Nefertari. Ich mag dich wirklich sehr, und ich bin dir auch unendlich dankbar dafür, dass du dich um mich gekümmert hast. Ohne dich wäre ich nicht mehr am Leben. Du bist eine gute Frau und verdienst einen guten Ehemann.«
Sie machte sich los. »Ach, Duamutef, es hätte so schön mit uns sein können. Du passt so gut hierher. Wir könnten hier wunderbar leben …«
»Es tut mir leid, Nefertari.«
»Muss es nicht, Duamutef.« Sie sah ihn liebevoll an. »Wo lebt diese Frau, zu der es dich so hinzieht?«
»In Waset.«
»Das ist in der Tat eine weite Reise. Ich könnte mich einmal umhören, vielleicht gibt es eine Möglichkeit, auf einem Schiff mitzufahren. Zumindest einen Teil der Strecke. Ich weiß, dass du kein Geld hast, aber ich habe ein bisschen was gespart, das könnte ich dir geben.«
Duamutef war gerührt. Wie sehr musste Nefertari ihn lieben, wenn sie ihm sogar bei der Reise helfen wollte!
»Das kann ich nicht annehmen«, sagte er. »Ich muss einfach wieder zu Kräften kommen. In Waset können wir nämlich nicht bleiben, wir müssen gleich nach meiner Ankunft fliehen …«
Nefertari zog die Augenbrauen hoch, fragte aber nicht. »Na gut, dann werde ich mit dir üben.« Sie hob die Gehstöcke auf, die Duamutef weggeworfen hatte. »Los, du Faulpelz! Wir beide machen jetzt einen Spaziergang bis zu der Sykomore dort drüben! Das wirst du doch schaffen, oder?«
Tij war außer sich vor Zorn, nachdem Eje ihr gesagt hatte, dass er Anchesenamun einen Antrag gemacht hatte.
»Du willst diese Frau tatsächlich heiraten?« Alles Blut wich aus ihrem Gesicht. »Und was ist mit mir? Hast du auch einmal an mich gedacht?«
»Es bleibt alles, wie es ist«, sagte Eje. Eine Ader auf seiner Stirn pochte. »Du bist weiterhin meine Frau.«
Tij presste kurz die Lippen zusammen. »Ich bin dann also deine Zweitfrau. Vielen Dank! Vielleicht soll ich dir ja noch die Hände küssen, weil du mich nicht verstößt!«
Eje sah sich beunruhigt um. »Schschsch, nicht so laut, Frau! Es muss ja nicht jeder im Palast mitbekommen, worüber wir uns unterhalten.«
»Es wird sowieso bald jeder in Waset wissen, was du vorhast.« Tij hatte die Augenbrauen zornig zusammengezogen. »Mir war gleich klar, dass dich Anchesenamun verhext hat. Ich habe die Blicke gesehen, die du ihr zuwirfst …« Sie lachte höhnisch. »Und – hat sie deinen Antrag schon angenommen? Oder hat sie abgelehnt und gibt dich damit der Lächerlichkeit preis?«
»Sie hat noch nicht geantwortet, aber ich bin sicher, dass sie meinen Antrag annehmen wird«, entgegnete Eje. »Sie benötigt meine Hilfe, weil sie sich in den Regierungsgeschäften nicht auskennt. Im Übrigen, Tij, geht es mir nicht um diese junge Frau, sondern es geht mir um Macht. Jetzt habe ich endlich die Chance, Pharao zu werden. Ich habe jahrelang auf diese Gelegenheit gewartet.«
»So?« Tijs Lippen kräuselten sich. »Aber gegen eine junge hübsche Frau als Beigabe hast du natürlich nichts einzuwenden, oder? Eje, Eje, ich sage dir, sie wird dich bei der ersten Gelegenheit betrügen – genauso, wie sie schon Tutanchamun betrogen hat. Vielleicht hat sie ihn sogar umgebracht?«
»Was soll das heißen?«, fragte Eje.
»Man munkelt so allerlei … Es heißt, dass jemand bei dem Unfall nachgeholfen hat.« Tijs Augen blitzten triumphierend auf. »Vielleicht ist deine Anchesenamun ja eine Mörderin?« Sie trat auf Eje zu und blieb dicht vor ihm stehen. »Möglicherweise wird sie auch dich ermorden, wenn sie dich satt hat … Hüte dich vor ihr, Eje, das ist mein guter Rat!«
Eje lief rot an. »Ich brauche deinen Rat nicht«, gab er barsch zurück, drehte sich um und verließ den Raum.
»Diesen Blumenkranz will ich ihm mitgeben«, sagte Anchesenamun und betrachtete das Geflecht aus Frühlingsblumen, das sie angefertigt hatte. »Sozusagen als letzten Gruß. Es ist so traurig, dass Tut dieses Frühjahr nicht mehr erleben kann. Er war zwar oft sehr ungehalten zu mir, aber trotzdem hat er nicht verdient, so früh zu sterben.«
Selket stand auf und schüttelte ihr Kleid aus, in dem sich ebenfalls noch Blütenreste befanden. »Ja, manchmal kann ich auch nicht glauben, dass er nicht mehr da ist.« Sie seufzte. »Ich denke oft über den Tod nach, Anchi. Wie es wohl ist, tot zu sein? Ob es tatsächlich ein
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