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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Schweigen, indem er zum Telephonhörer griff.
    »Hier ist MacAlpine. Würden Sie bitte Mr. Dunnet sagen, er möchte zu mir heraufkommen? Ja. Jetzt gleich.« Er legte den Hörer zurück auf die Gabel. »Ich habe dir versprochen, dir zu verraten, warum ich dir all diese Fragen gestellt habe. Ich wollte es nicht. Aber ich werde es wohl müssen.«
    Dunnet trat ins Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Er sah aus, als erfülle ihn die Aussicht auf das bevorstehende Gespräch nicht gerade mit Begeisterung. Nachdem MacAlpine ihm einen Stuhl angeboten hatte, sagte er: »Alexis, bitte kläre sie auf.«
    Der unglückliche Ausdruck auf Dunnets Gesicht vertiefte sich noch. »Muß ich, James?«
    »Ich fürchte ja. Mir würde sie bestimmt nicht glauben, wenn ich ihr erzähle, was wir in Johnnys Zimmer gefunden haben.«
    Mary blickte von einem zum anderen, und die Fassungslosigkeit auf ihrem Gesicht war nicht zu mißdeuten. »Ihr habt Johnnys Zimmer durchsucht?«
    Dunnet holte tief Luft. »Mit gutem Grund, Mary. Und es ist ein Segen, daß wir es getan haben. Ich kann es selbst noch immer nicht recht glauben, aber Tatsache ist, daß wir in seinem Zimmer fünf Flaschen Scotch gefunden haben. Eine davon war halbleer.«
    Mary schaute die beiden Männer an wie vom Donner gerührt. Offensichtlich zweifelte sie nicht an der Richtigkeit von Dunnets Worten. Als MacAlpine sprach, tat er es ganz behutsam: »Es tut mir so leid. Wir alle wissen, wie gern du ihn hast. Wir haben die Flaschen übrigens mitgenommen.«
    »Ihr habt die Flaschen mitgenommen.« Sie sprach langsam und wie betäubt. »Aber er wird es merken. Er wird den Diebstahl melden. Die Polizei wird kommen. Man wird Fingerabdrücke finden. Eure Fingerabdrücke. Und dann …«
    »Kannst du dir wirklich vorstellen, daß Johnny Harlow irgend jemand gegenüber zugeben wird, daß er fünf Flaschen Scotch in seinem Zimmer versteckt hatte?« fragte MacAlpine. »Lauf und zieh dich um, Mädchen. Wir müssen in zwanzig Minuten zu diesem gräßlichen Empfang – wie es scheint, ohne unseren geschätzten Johnny.«
    Sie blieb sitzen. Die Augen in ihrem völlig ausdruckslosen Gesicht starrten unverwandt in die ihres Vaters. Nach ein paar Sekunden löste sich die Anspannung in seinem Gesicht, und er lächelte. »Es tut mir leid«, sagte er. »Das war wirklich unnötig.«
    Dunnet hielt ihr die Tür auf, und die beiden Männer sahen ihr voller Mitleid nach, als sie den Gang hinunterhinkte.

V
    Für die Grand-Prix-Leute in aller Welt ebenso wie für die Touristen ist ein Hotel lediglich ein Platz zum Schlafen, ein Platz zum Essen, eine Zwischenstation. Das neuerbaute Villa-Hotel Cessni am Rande von Monza konnte sich jedoch mit Fug und Recht als Ausnahme bezeichnen. Es war ein architektonisches Meisterwerk, für dessen Rahmen ein genialer Gartenbauarchitekt gesorgt hatte, und mit den riesigen, luftigen Räumen, dem eleganten Mobiliar, den luxuriös ausgestatteten Badezimmern, den herrlich geschwungenen Balkons, dem ausgezeichneten Essen und dem ebenso tadellosen wie freundlichen Service machte es den Eindruck, als sei es ausschließlich für Multimillionäre gedacht.
    Und genau so würde es auch eines Tages sein. Aber noch war es nicht soweit. Das Villa-Hotel Cessni mußte sich erst einen Kundenstamm schaffen, sein Image und seinen Ruf und hoffentlich allmählich auch eine Tradition aufbauen, und bei der Erreichung dieses unendlich erstrebenswerten Zieles konnte Publicity von großem Nutzen sein. Kein anderer Sport der Erde hat soviel internationales Gefolge. Und diese Überlegung hatte die Hoteldirektion veranlaßt, die größeren Grand-Prix-Teams für die Dauer des italienischen Grand-Prix-Rennens einzuladen. Sie sollten es sich zu einem geradezu lächerlich niedrigen Preis in dem Palast gutgehen lassen. Nur wenige Teams hatten die Einladung ausgeschlagen, und die anderen machten sich nicht die Mühe, die philosophischen und psychologischen Beweggründe der Hoteldirektion zu erforschen. Alles, was sie interessierte, war, daß das Villa-Hotel Cessni ungeheuer luxuriös und dabei um einiges billiger war als die verschiedenen österreichischen Hotels, die sie zwölf Tage zuvor nur allzu gern hinter sich gelassen hatten. Es war wahrscheinlich, daß man ihnen im nächsten Jahr nicht einmal mehr gestatten würde, im Keller zu nächtigen, aber das war momentan nicht wichtig.
    Der Freitagabend der letzten Augustwoche war warm, aber keineswegs warm genug, um das Laufen der Klimaanlage zu rechtfertigen.

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