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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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›oh, Johnny!‹ Ich glaube, er vertraut mir noch immer, trotz allem, was inzwischen geschehen ist. Bitte sag ihm nicht, daß ich dir etwas erzählt habe; denn ich habe ihm zugesagt, es niemandem zu erzählen. Versprochen?«
    »Versprochen.«
    »In den letzten zwei Monaten war dein Vater nicht gerade gesprächig. Verständlicherweise. Und ich hatte das Gefühl, daß ich es in Anbetracht unseres angespannten Verhältnisses nicht wagen konnte, ihm Fragen zu stellen. Ihr habt also, seit sie vor drei Monaten aus eurem Marseiller Haus verschwand, keine Spur von ihr?«
    »Nein, nicht die geringste.« Wenn es ihrer Art entsprochen hätte, die Hände zu ringen, dann hätte sie es sicher getan. »Sonst hat sie jeden Tag, an dem sie von uns getrennt war, angerufen und jede Woche geschrieben, und jetzt …«
    »Und dein Vater hat wirklich schon alles versucht?«
    »Daddy ist Millionär. Glaubst du vielleicht, er hätte nicht alles versucht?«
    »Ich hätte es wissen müssen. Du machst dir also Sorgen. Was kann ich tun?«
    Mary trommelte kurz mit den Fingern auf die Tischplatte und schaute ihm gerade in die Augen. »Du könntest die andere Hauptsorge von seinen Schultern nehmen.«
    »Mich?«
    Mary nickte.
    Zur gleichen Zeit war MacAlpine sehr intensiv damit beschäftigt, sich um seine zweite Hauptsorge zu kümmern. Er und Dunnet standen vor der Tür eines Hotelzimmers, und MacAlpine schob einen Schlüssel in das Schloß. Dunnet blickte sich vorsichtig um und sagte: »Ich glaube, der Portier hat uns nicht ein einziges Wort geglaubt.«
    »Wen stört das schon?« MacAlpine drehte den Schlüssel im Schloß um. »Ich habe Johnnys Schlüssel bekommen, und das ist doch schließlich die Hauptsache, oder?«
    »Und wenn du ihn nicht bekommen hättest?«
    »Dann hätte ich die verdammte Tür eingetreten. Das habe ich ja schon einmal getan, weißt du noch?«
    Die beiden Männer traten ins Zimmer, schlossen die Tür hinter sich zu und riegelten sie ab. Schweigend und systematisch begannen sie, Harlows Zimmer zu durchsuchen, wobei sie sowohl die wahrscheinlichsten als auch die unwahrscheinlichsten Stellen überprüften. Und in einem Hotelzimmer sind die Möglichkeiten, etwas zu verstecken, auch bei Aufbietung größter Phantasie sehr begrenzt. Nach drei Minuten war ihre Suche beendet – eine Suche, die ebenso erfolgreich wie bestürzend verlaufen war. Die beiden Männer starrten schweigend und ungläubig auf ihre Beute, die sie auf Harlows Bett gelegt hatten: vier volle Flaschen Scotch und eine fünfte halbvolle. Sie schauten einander an, und Dunnet faßte ihre Gefühle auf sehr prägnante Weise in einem Wort zusammen.
    Er sagte: »Oje!«
    MacAlpine nickte. Es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben. Es war auch nicht nötig, etwas zu sagen, denn Dunnet verstand auch ohne Worte, was MacAlpine fühlte und in welch scheußlichem Dilemma er steckte. Er hatte beschlossen, Harlow noch eine allerletzte Chance zu geben, und jetzt lagen vor ihm auf dem Bett genügend Beweise, um eine sofortige Disqualifizierung Harlows zu rechtfertigen.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Dunnet.
    »Wir nehmen das verdammte Teufelszeug mit.« In MacAlpines Augen stand Kummer, und seine Stimme war brüchig. »Aber das merkt er doch! Und zwar sofort. So wie wir ihn jetzt kennen, wird er sofort zur nächstbesten Flasche greifen.«
    »Wen interessiert schon, was er tun oder merken wird? Was kann er dagegen tun? Und was noch wichtiger ist: Wem kann er davon erzählen? Er wird ganz sicher nicht zur Rezeption hinunterlaufen und rufen: ›Ich bin Johnny Harlow. Jemand hat fünf Flaschen Scotch aus meinem Zimmer gestohlen!‹ Er kann weder etwas tun noch etwas sagen.«
    »Natürlich kann er das nicht. Aber trotzdem wird er merken, daß die Flaschen weg sind. Was wird er davon halten?«
    »Wen kümmert es schon, was dieser Säufer denkt? Und warum sollte er glauben, daß wir die Flaschen weggenommen haben? Wenn er das annähme, müßte er doch erwarten, umgehend 'rauszufliegen. Und das wird nicht passieren. Wir werden kein Wort verlauten lassen. Noch nicht. Es kann jeder gewesen sein. Jemand vom Personal zum Beispiel. Schließlich wäre das nicht das erste Mal, daß ein Angestellter kleine Diebstähle begeht.«
    »Du meinst also, daß er nichts sagen wird?«
    »Er kann nichts sagen. Verfluchter Kerl! Womit habe ich das verdient!«
    »Zu spät, meine Liebe. Ich kann nicht mehr fahren. Johnny Harlow ist erledigt. Da kannst du jeden fragen.«
    »Das meine ich nicht, und das

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