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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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das Herz gebrochen. Neulich in Österreich. Wenn ich gewußt hätte, wieviel ihr an ihm liegt – aber ich hatte ja keine Wahl.«
    »Nimmst du sie heute abend auf den Empfang mit?«
    »Ja. Ich habe darauf bestanden. Damit sie abgelenkt wird. Das habe ich mir jedenfalls eingeredet. Aber vielleicht will ich auch nur mein Gewissen beruhigen. Ich weiß es nicht. Vielleicht mache ich wieder einen Fehler.«
    »Es scheint mir, als wäre der junge Harlow für eine ganze Menge Dinge verantwortlich. Und das ist seine letzte Chance. Wenn er noch einmal auf der Strecke verrückt spielt, noch einen Unfall verursacht, noch einmal zur Flasche greift – dann ist er erledigt.«
    »Allerdings.« MacAlpine machte eine Kopfbewegung zur Drehtür. »Meinst du, wir sollten jetzt mit ihm reden?«
    Dunnet schaute in die angegebene Richtung. Harlow ging über den Boden aus Carrarer Marmor quer durch die Halle. Er trug immer noch seinen wie üblich makellos weißen Overall. Ein junges hübsches Mädchen lächelte ihm zu, als er an der Rezeption vorbeiging. Harlow streifte sie mit einem gleichgültigen Blick, und das Lächeln gefror auf ihrem Gesicht. Er setzte seinen Weg durch die riesige Halle fort, und um ihn herum erstarb jegliche Konversation. Er schien die vielen Menschen gar nicht zu bemerken, denn er blickte weder nach rechts noch nach links, aber man konnte mit Sicherheit annehmen, daß seinen bemerkenswert scharfen Augen nichts entging – eine Annahme, die dadurch bestätigt wurde, daß er, obwohl er tat, als habe er sie nicht gesehen, direkt auf MacAlpine und Dunnet zusteuerte. MacAlpine sagte: »Heute abend riecht er ganz bestimmt weder nach Scotch noch nach Hustenbonbons. Sonst würde er nicht in meine Nähe kommen.«
    Harlow blieb vor ihnen stehen. Ohne jede Andeutung von Ironie oder Sarkasmus fragte er: »Genießen Sie den friedlichen Spätnachmittag, meine Herren?«
    »Das könnte man sagen. Und wir würden ihn vielleicht noch mehr genießen, wenn Sie uns sagen würden, wie sich der neue Coronado macht.«
    »Nicht übel. Jacobson ist ausnahmsweise mit mir der Meinung, daß eine kleine Änderung der Übersetzung und der hinteren Aufhängung genügt. Bis Sonntag ist alles erledigt.«
    »Sie haben also keine Klagen?«
    »Nein. Es ist ein guter Wagen. Der beste Coronado bisher. Und schnell.«
    »Wie schnell?«
    »Das habe ich bis jetzt noch nicht festgestellt. Aber die letzten beiden Male habe ich den Rundenrekord erreicht.«
    »Wunderbar.« MacAlpine warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Beeilen Sie sich. Wir müssen in einer halben Stunde zum Empfang.«
    »Ich bin müde. Ich werde duschen, zwei Stunden schlafen und dann irgendwas essen. Ich bin hier, um ein Rennen zu fahren, nicht um mich dem gesellschaftlichen Leben zu widmen.«
    »Sie weigern sich mitzukommen?«
    »Das letzte Mal habe ich mich auch geweigert. Als Präzedenzfall sozusagen.«
    »Sie wissen doch, daß es quasi Pflicht ist.«
    »In meinem Vokabular haben Pflicht und Zwang nicht die gleiche Bedeutung.«
    »Es werden drei oder vier sehr wichtige Leute da sein, die nur kommen, um Sie zu sehen.«
    »Ich weiß.«
    MacAlpine schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Wie können Sie das wissen? Nur Alexis und ich wußten davon.«
    »Mary hat es mir gesagt.« Harlow wandte sich ab und ging davon.
    »Dieser arrogante junge Bursche.« Dunnet preßte die Lippen aufeinander. »Kommt her und erzählt uns so nebenbei, daß er ohne die geringste Anstrengung den Rundenrekord erreicht hat. Und ich glaube ihm sogar. Deswegen ist er doch hergekommen, oder?«
    »Um mir mitzuteilen, daß er immer noch der Beste ist? Zum Teil. Aber auch, um mir zu sagen, daß der Empfang ihn nicht im geringsten interessiert. Und auch, daß er nach wie vor mit Mary spricht, ob es mir nun paßt oder nicht. Und zu guter Letzt auch noch, um mir unter die Nase zu reiben, daß Mary keine Geheimnisse vor ihm hat. Wo ist dieses verdammte Gör eigentlich?«
    »Das wäre interessant!«
    »Was wäre interessant?«
    »Zu sehen, ob man ein Herz zweimal brechen kann.«
    MacAlpine seufzte und verkroch sich noch tiefer in seinen Sessel. »Ich glaube, du hast recht, Alexis. Ich glaube wirklich, du hast recht. Aber trotzdem würde ich die beiden liebend gern packen und ihre Köpfe zusammenschlagen.«
    Harlow trat in einem weißen Bademantel und frisch geduscht aus dem Badezimmer und öffnete seinen Schrank. Er nahm einen frischen Anzug heraus und tastete mit der Hand über das Brett, das über der Kleiderstange

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