Dem Sieger eine Handvoll Erde
gedacht hatte.
»Es stimmt. Er trinkt tatsächlich. Ich habe ihn heute abend in einer Kneipe gesehen.«
»Danke, Rory. Du kannst jetzt gehen.« Er schwieg einen Moment und fragte dann: »Warst du auch in dem Lokal?«
»Ich? Aber Dad! Ich war draußen. Aber ich konnte gut in den Laden hineinschauen.«
»Spionierst du ihm nach, mein Junge?«
»Ich kam zufällig vorbei«, protestierte Rory kurz und in verletztem Ton.
MacAlpine entließ seinen Sohn mit einer müden Handbewegung. Rory wandte sich zum Gehen. An der Tür drehte er sich jedoch noch einmal um und blickte seinem Vater voll ins Gesicht.
»Ich mag vielleicht Johnny Harlow nicht. Aber ich mag Mary. Ich habe sie lieber als irgendeinen anderen Menschen auf der Welt.« MacAlpine nickte. Er wußte, daß das stimmte. »Ich möchte niemals erleben, daß ihr jemand wehtut. Und deshalb bin ich zu dir gekommen. Sie war auch in der Kneipe.«
»Was?« MacAlpines Gesicht wurde rot vor Wut.
»So wahr ich hier stehe.«
»Bist du wirklich sicher?«
»Natürlich bin ich sicher. Meine Augen sind in hervorragendem Zustand.«
»Ja, natürlich«, sagte MacAlpine mechanisch. Seine Wut ebbte ab. »Ich will es nur einfach nicht wahrhaben. Und was dich betrifft, so muß ich dir sagen, daß ich es widerlich finde, anderen Menschen nachzuspionieren.«
»Ich habe niemandem nachspioniert, Dad.« Rorys Entrüstung konnte manchmal von einer geradezu übelkeiterregenden Aufrichtigkeit sein. »Das war Detektivarbeit. Wenn der gute Name des Coronado-Teams auf dem Spiel steht …«
MacAlpine unterbrach den Redeschwall seines Sohnes mit einer energischen Handbewegung.
»Schon gut, schon gut, du tugendhaftes kleines Ungeheuer. Sag Mary, daß sie zu mir kommen soll. Jetzt gleich. Aber sag ihr nicht, warum ich sie sehen möchte.«
Fünf Minuten später saß Mary ihrem Vater gegenüber. Ihr Gesicht drückte zugleich Furcht und Trotz aus. »Wer hat dir das gesagt?« fragte sie.
»Das ist doch ganz egal. Stimmt es oder stimmt es nicht?«
»Ich bin zweiundzwanzig, Daddy«, sagte sie sehr ruhig. »Ich brauche dir nicht zu antworten. Ich kann mich schon um mich selbst kümmern.«
»Kannst du das? Kannst du das wirklich? Und was wäre, wenn ich dich rauswerfen würde? Du hast kein Geld, und du wirst auch vor meinem Tod keins bekommen. Du weißt nicht, wohin. Du hast keine Mutter, wenigstens keine, an die du dich momentan wenden kannst. Du hast nichts gelernt. Was glaubst du wohl, wer wird einen Krüppel ohne Berufsausbildung einstellen?«
»Ich möchte zu gern, daß du diese abscheulichen Dinge im Beisein von Johnny Harlow zu mir sagst.«
»Es wird dich vielleicht überraschen, aber auf diese Ungezogenheit werde ich nicht reagieren. Ich war in deinem Alter genauso selbständig wie du und hielt überhaupt nichts von elterlicher Autorität.« Er schwieg eine Weile und fragte dann völlig zusammenhanglos: »Bist du verliebt in diesen Burschen?«
»Er ist kein Bursche. Er ist Johnny Harlow.« Ihr scharfer Ton veranlaßte MacAlpine, erstaunt die Brauen hochzuziehen. »Und was deine Frage betrifft, kann ich nur mit einer Gegenfrage antworten: Habe ich überhaupt kein Recht auf ein Stückchen Privatleben, in das sich keiner einmischt?«
»Okay, okay«, seufzte MacAlpine. »Machen wir ein Geschäft: Wenn du meine Fragen beantwortest, dann sage ich dir, warum ich sie stelle. Okay?«
Sie nickte.
»Gut. Richtig oder falsch?«
»Wenn deine Spione ihrer Sache so sicher sind, warum fragst du mich dann überhaupt noch, Daddy?«
»Paß auf, was du sagst!« Mit der Erwähnung von Spionen hatte Mary eine empfindliche Stelle bei MacAlpine getroffen.
»Entschuldige dich dafür, daß du gesagt hast ›Paß auf, was du sagst‹!«
»Du lieber Himmel!« MacAlpine blickte seine Tochter mit einem Erstaunen an, das halb aus Ärger, halb aus Bewunderung zusammengesetzt war. »Du bist wirklich meine Tochter! Ich entschuldige mich. Hat er getrunken?«
»Ja.«
»Was?«
»Das weiß ich nicht. Irgend etwas Farbloses. Er sagte, es sei Tonic-Water.«
»Und mit solch einem Lügner verbringst du deine Zeit! Tonic-Water! Halt dich von ihm fern, Mary. Wenn du es nicht tust, schicke ich dich zurück nach Marseille!«
»Warum, Daddy? Warum? Warum?«
»Weil ich weiß Gott schon genug Sorgen habe, ohne daß meine Tochter sich an einen Alkoholiker hängt, der auf dem absteigenden Ast ist.«
»Johnny soll ein Alkoholiker sein? Hör mal, Daddy, ich weiß, daß er ein bißchen …«
MacAlpine brachte sie zum
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