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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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mußte ihren Verdacht entkräften, sonst wäre ich erledigt gewesen. Aber ich hatte nicht im Traum damit gerechnet, daß sie Sie derart zurichten würden.« Er schwieg eine Weile und sagte dann: »Jetzt bin ich aus dem Schneider.«
    »Seien Sie da mal lieber nicht zu sicher.« Dunnet hatte sich zwar wieder hingelegt, aber seine Wut war immer noch beträchtlich.
    »Ich bin ganz sicher. Wenn sie den Film entwickeln, werden sie etwa hundert Mikrobilder sehen – Bilder von Konstruktionszeichnungen eines Gasturbinenmotors. Daraus werden sie schließen, daß ich ebenso kriminell bin wie sie, daß unsere Interessen jedoch, da ich auf dem Gebiet der Industriespionage tätig bin, nicht Gefahr laufen, zu kollidieren. Und dann werden sie jegliches Interesse an mir verlieren.«
    Dunnet blickte ihn kläglich an. »Sie sind ein ganz Gerissener, was?«
    »Ja.« Harlow ging zur Tür, öffnete sie und drehte sich noch einmal um. »Vor allem auf Kosten anderer, wie es scheint.«

VII
    Am Nachmittag des nächsten Tages hatten ein keuchender MacAlpine und ein reichlich mitgenommener Dunnet in der Coronado-Box eine leise, aber ernste Auseinandersetzung. Die Gesichter der beiden Männer drückten große Besorgnis aus.
    MacAlpine machte keinen Versuch, die Wut zu verbergen, die in ihm kochte. »Aber die Flasche ist leer, Mann! Es ist aber auch nicht mehr ein einziger Tropfen drin! Ich habe gerade nachgeschaut. Mein Gott, ich kann ihn doch nicht auf die Piste lassen und zusehen, wie er noch einen Mann umbringt!«
    »Wenn du ihn nicht starten läßt, mußt du der Presse eine Erklärung geben. Es wird einen Skandal geben – den internationalen Sportskandal dieses Jahrzehnts. Damit bringst du Johnny um. Beruflich gesehen, meine ich.«
    »Soll er lieber beruflich erledigt sein, als noch einen Mann umbringen!«
    »Gib ihm zwei Runden«, bat Dunnet. »Wenn er an der Spitze liegt, dann laß ihn weitermachen. An der Spitze kann er niemandem gefährlich werden. Wenn er zurückfällt, lassen wir ihn reinholen. Für die Presse werden wir uns schon irgendwas ausdenken. Aber erinnerst du dich, was er gestern geschafft hat? Und da hatte er die gleiche Menge intus.«
    »Gestern hat er Glück gehabt. Heute …«
    »Heute ist es zu spät.«
    Sogar aus einer Entfernung von mehr als dreißig Metern war das Dröhnen der vierundzwanzig startenden Grand-Prix-Wagen erschreckend. MacAlpine und Dunnet schauten einander an und zuckten gleichzeitig die Achseln. Das schien in der augenblicklichen Situation die einzige Reaktionsmöglichkeit zu sein.
    Als erster kam Harlow an den Boxen vorbei. Mit seinem limonengrünen Coronado hatte er sich bereits an Tracchia vorbeigeschoben. MacAlpine wandte sich an Dunnet und sagte ernst: »Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.«
    Acht Runden später begann MacAlpine, seine ornithologischen Kenntnisse ernsthaft anzuzweifeln. Er sah leicht verdattert aus, während Dunnet vollauf damit beschäftigt war, immer wieder die Augenbrauen hochzuziehen. Jacobsons Gesicht deutete nicht gerade darauf hin, daß er sich freute, und Rory blickte finster drein, obwohl er sich sehr bemühte, sich nichts anmerken zu lassen. Nur Mary ließ ihre echten Gefühle erkennen, und zwar ohne jede Einschränkung. Sie strahlte.
    »Drei neue Rekorde in acht Runden«, sagte sie ungläubig. »Drei neue Rekorde!«
    Am Ende der neunten Runde hatten sich die Mienen der Zuschauer in der Coronado-Box radikal verändert. Jacobson und Rory hatten alle Mühe, ihre Freude zu verbergen. Mary kaute ängstlich an ihrem Bleistift. MacAlpine sah zornig aus, aber sein unheilvoller Gesichtsausdruck wurde von echter Angst überlagert.
    »Vierzig Sekunden überfällig!« sagte er. »Schon vierzig Sekunden! Alle sind schon vorbei, und er ist noch nicht einmal in Sicht! Was kann ihm bloß passiert sein?«
    »Soll ich drüben beim Kontrollpunkt anrufen?«
    MacAlpine nickte, und Dunnet ging zum Telephon. Der erste Anruf brachte keine Information, und er wollte gerade die dritte Stelle anrufen, als Harlows Coronado auftauchte und an die Box fuhr. Der Motor schien völlig normal, was man von Harlow nicht behaupten konnte. Nachdem er seinen Helm und seine Schutzbrille abgenommen hatte, wurden seine blutunterlaufenen, glasigen Augen sichtbar. Er blickte die Männer einen Augenblick an und breitete dann die Hände aus. Das Zittern war deutlich zu sehen.
    »Sorry. Ich mußte eine Meile weiter hinten an den Rand fahren. Es war plötzlich alles ganz verschwommen. Ich konnte kaum noch

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