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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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unglückliches Gesicht. MacAlpine, der auf seinem Bett gelegen hatte, richtete sich auf und stützte sich auf einen Ellenbogen. Seine Wut darüber, daß sein Sohn derart mißhandelt wurde, milderte sich dadurch, daß Harlow es war, der die Mißhandlung ausführte.
    Harlow sagte: »Ich weiß, daß ich beim Coronado-Team nicht gerade hoch im Kurs stehe, und ich weiß auch, daß er Ihr Sohn ist. Aber wenn ich diesen jungen Herumtreiber das nächste Mal dabei erwische, daß er an einer Tür lauscht, hinter der ich mich befinde, dann werde ich ihn verprügeln, das verspreche ich Ihnen.«
    MacAlpines Blick wanderte von Harlow zu Rory und dann wieder zu Harlow. »Ich kann es nicht glauben. Ich will es einfach nicht glauben.« Seine Stimme klang ausdruckslos und war bar jeder Überzeugungskraft.
    »Es ist mir egal, ob Sie mir glauben oder nicht.« Harlows Wut war verraucht, er trug wieder seine übliche Gleichgültigkeit zur Schau. »Aber ich weiß, daß Sie Alexis Dunnet glauben. Gehen Sie hin und fragen Sie ihn. Ich war in seinem Zimmer, als ich die Tür ein wenig unerwartet für unseren jungen Freund hier öffnete. Er hatte sich schwer dagegen gelehnt und fiel mir buchstäblich vor die Füße. Ich half ihm auf, indem ich ihn an den Haaren packte. Deshalb hat er auch Tränen in den Augen.«
    MacAlpine blickte Rory nicht gerade liebevoll-väterlich ins Gesicht. »Ist das wahr?«
    Rory wischte sich mit einem Ärmel über die Augen, beschäftigte sich eingehend mit der Betrachtung seiner Schuhspitzen und schwieg.
    »Überlassen Sie ihn mir, Johnny.« MacAlpine sah weder besonders wütend noch besonders besorgt aus, nur sehr, sehr müde. »Falls es so ausgesehen hat, als mißtraute ich Ihnen, möchte ich mich entschuldigen – ich habe es nicht getan.«
    Harlow nickte, verließ das Zimmer, kehrte zu Dunnet zurück, sperrte die Tür diesmal hinter sich zu und begann, aufmerksam beobachtet von Dunnet, das Zimmer zu durchsuchen. Nach ein paar Minuten ging er, offensichtlich immer noch nicht zufrieden, in das angrenzende Bad, drehte einen Wasserhahn und die Dusche voll auf und kam ins Zimmer zurück, wobei er die Badezimmertür weit offen ließ. Sogar für das empfindlichste Mikrophon ist es schwierig, menschliche Stimmen auch nur halbwegs klar aufzunehmen, wenn im Hintergrund Wasser rauscht.
    Ohne weitere Umstände begann er die Kleidungsstücke zu durchsuchen, die Dunnet vorher angehabt hatte. Schließlich legte er die Sachen wieder an ihren Platz und schaute auf Dunnets zerrissenes Hemd und den weißen Streifen hinunter, den die Armbanduhr auf dem braungebrannten Arm hinterlassen hatte.
    »Ist Ihnen schon jemals der Gedanke gekommen, daß einige Ihrer Unternehmungen in gewissen Kreisen Mißfallen erregen und eben diese Kreise versuchen könnten, sie einzuschüchtern?«
    »Sehr komisch! Verdammt komisch.« Dunnets Stimme klang undeutlich, daß in seinem Fall jegliche Vorsichtsmaßnahmen gegen versteckte Mikrophone überflüssig waren. »Warum haben sie mich dann nicht ein für allemal unschädlich gemacht?«
    »Nur Idioten morden, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Und wir haben es keineswegs mit Idioten zu tun. Aber wer weiß – vielleicht erweist sich eines Tages doch einer als Idiot. Also, fassen wir zusammen: Brieftasche, Kleingeld, Armbanduhr, Manschettenknöpfe, sogar Ihre sechs Füller und die Autoschlüssel – alles verschwunden. Sieht sehr nach der Arbeit von Professionellen aus, was?«
    »Zum Teufel damit.« Dunnet spuckte Blut in eine Handvoll Papiertaschentücher. »Wichtig ist nur, daß die Kassette verschwunden ist.«
    Harlow zögerte und räusperte sich dann schüchtern.
    »Nun, sagen wir doch lieber, daß eine Kassette verschwunden ist.«
    Das einzig Lebendige in Dunnets Gesicht war sein unbeschädigtes linkes Auge, und dieses benützte er nach einem kurzen Augenblick der Verwirrung, um Harlow höchst effektvoll mit größtmöglichem Mißtrauen unheilvoll anzustarren.
    »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    Harlows Blick verlor sich in unbekannten Fernen.
    »Nun, Alexis, ich habe wirklich ein etwas schlechtes Gewissen wegen dieser Geschichte, aber die echte Kassette liegt im Hotelsafe. Diejenige, die unsere Freunde jetzt haben, ist völlig wertlos für sie.«
    Dunnet, dessen erkennbare Gesichtspartien sich vor Wut sichtbar dunkler färbten, versuchte sich aufzurichten, aber Harlow drückte ihn wieder zurück.
    »Aber, aber Alexis, Sie tun sich doch nur ein zweites Mal weh. Sie waren hinter mir her, und ich

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