Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
überall tiefes Wasser. Die Bucht hat sehr gute Ankerplätze.«
    Bolitho ließ York nachdenken, auch die anderen schwiegen. Wieder schaute er auf die kleine Box. Jedes Wort in jedem Brief bedeutete ihm so viel. Auch Allday hatte einen Brief bekommen. Irgendwo würde auch er ungeduldig darauf warten, daß der Flaggleutnant ihm endlich die Zeilen vorlesen könnte.
    Bolitho war sehr berührt davon, daß Allday sich zwang, so wenig von seiner kleinen Tochter zu sprechen, obwohl er mächtig stolz auf sie war.
    Meinetwegen und Kates wegen. Er schaute auf seine Hände. Und Adams wegen.
    Jetzt hob York seinen Kopf »Ein Kommando-Unternehmen, Sir Richard?« Er klang etwas bestimmter.
    »Oder ein Rettungsversuch? Wollen Sie das?«
    Leise antwortete Bolitho: »Glauben die wirklich, ich würde Schiffe und Menschenleben nur wegen eines Herzensanliegens riskieren?« Unter seinem feuchten Hemd fühlte er das Medaillon und versuchte, sich ihre Stimme vorzustellen. Aber es gelang ihm nicht.
    Tyacke fragte scharf dazwischen: »Warum diese Unruhe an Deck, Mr. York?«
    »Ein kleines Segel in Nordost, Sir. Der Erste Offizier hält es für unwichtig.«
    Bolitho sah ihn an. »Avon Beach – kennen Sie die Ecke?«
    »Nur davon gehört, Sir. Königstreue waren damals dort interniert. Jetzt hat man das Gefängnis, glaube ich, aufgegeben.«
    Sie spürten alle, wie Bolitho sich das Haus vorstellte.
    »Es wird Adams Herz brechen!«
    Tyacke antwortete als erster: »Schon viele gute Männer sind in Gefangenschaft gegangen, Sir Richard.«
    »Ich weiß. Ich suche auch keine Ehre oder gar Rache…«
    Tyacke runzelte die Stirn, als der Posten meldete: »Der Erste Offizier, Sir!«
    »Er soll warten.« Dann wandte er sich wieder an Bolitho. »Ich gehe besser raus zu ihm.« Er wirkte jetzt etwas freundlicher. Hätte er die Narben nicht, wäre er ein gutaussehender Mann, dachte Bolitho wieder.
    »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, Sir Richard!
    Ich habe zuviel Hochachtung vor Ihnen und empfinde noch einiges mehr, über das ich öffentlich nicht reden will. Doch als Ihr Flaggleutnant…« Er hob die Schultern.
    »Sie haben mich dazu aufgefordert, Sie erinnern sich?«
    Unsicher geworden, meldete sich York: »Brauchen Sie mich noch, Sir Richard?«
    »Danke, Mr. York. Wir werden später weiterreden.« York rollte seine Karte zusammen, klemmte sich alles unter den Arm und verschwand.
    Bolitho saß mit dem Rücken vor dem Fenster und spürte durch das dicke Glas die Wärme. Männer, Waffen und der Wille zu siegen? Hatten die eine Chance gegen einen Herzenswunsch?
    In den braunen Augen seines Flaggleutnants spiegelte sich die See.
    »Also, George? Haben Sie nichts weiter zu sagen? Ihr Vorgesetzter weiß nicht weiter, und Sie verstummen?«
    »Ich sehe einen Hilflosen, weil er sich zu sehr um andere kümmert. Schiffe und Männer müssen sich auf ihn verlassen. Das Schicksal von guten und schlechten Leuten liegt in seiner Hand.«
    Als Bolitho schwieg, fuhr Avery fort: »Ein General würde ganz anders entscheiden. ›Die 87. soll vorgehen!‹ Und wenn das zu wenige sind oder sie zusammengeschossen werden, schickt er das nächste Regiment ins Feuer. Er kennt die Gesichter nicht, hört die erbärmlichen Schreie nicht, sieht nur Flaggen und Nadeln auf der Landkarte.«
    Es herrschte langes Schweigen, in dem neben den fernen Geräuschen des Schiffes nur Averys Atem zu hören war.
    »Ich weiß!«
    Als er aufblickte, war Avery schockiert über die Tränen in Bolithos Augen.
    »Das wollte ich nicht, Sir!«
    »Dazu hatten gerade Sie jedes Recht, George!«
    Sie hörten Tyacke draußen wütend schimpfen: »Sie sind entlassen, Mann. Gehen Sie in Ihr Quartier, bis man Sie wieder ruft.«
    Tyackes Wut schien den unglücklichen Posten zu verfolgen. »Ich hoffe, wir kämpfen alle auf der gleichen Seite!« Dann hörte man Scarlett, heiser und verärgert: »Die
Zest
ist in Sicht, Sir!«
    »Was ist los mit Ihnen, Mann? Wir treffen bald aufeinander, und Sie melden sie erst jetzt?«
    »Soll ich mich mal darum kümmern, daß die sich wieder beruhigen, Sir?« wollte Avery wissen.
    Bolitho hob eine Hand. »Noch nicht!«
    Ungnädig wollte Tyacke wissen: »Was ist mit dem Ausguck und dem Segel im Nordwesten?«
    »Ich habe mehr Segel gesetzt, Sir. Sie könnte uns in der Dämmerung verlieren, also dachte ich…«
    Tyacke klang plötzlich sehr ruhig, sein Ärger war verflogen wie eine Regenbö. »Drehen Sie bei. Befehl an
Zest
: Sie soll längsseits kommen!«
    Als er zurückkehrte, sah er

Weitere Kostenlose Bücher