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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wissen.
    »Ich habe ein Teleskop nach oben…«
    »Das wollte ich nicht wissen.«
    Protheroe schluckte. Mit dem Ersten Offizier war er immer gut klargekommen, oder hatte es sich zumindest eingebildet.
    »Sehr klein, Sir!« antwortete er. »Toppsegel-Schoner, aber ein fremdes Rigg. Crane meint, ein Portugiese!«
    »So, meint er das?« Er trat an die Reling und sah unten die Männer der Wache arbeiten. »Wenn der Portugiese uns erst mal entdeckt, nimmt er Reißaus wie ein Kaninchen!«
    Er entdeckte Isaac York, den Master. Er hatte eine Rolle Karten unter den Arm geklemmt. Die Brise zerzauste sein schiefergraues Haar. Er hielt inne und legte eine Hand über die Augen, suchte die Kimm ab, konnte das ferne Schiff aber noch nicht erkennen.
    York ging weiter nach achtern. »Ich werde den Kapitän informieren, Matthew!«
    Scarlett drehte sich um, war plötzlich richtig wütend: »Hören Sie ja auf…«
    Aber York blieb standhaft. »Ich bin's, Matthew. Erinnern Sie sich nicht?«
    »Tut mir leid.« Er strich über seinen rauhen Mantel.
    »Tut mir wirklich leid.«
    »Wenn Sie reden wollen…?«
    Er nickte ihm zu. »Ich weiß. Mir geht's überhaupt nicht gut!«
    Dann wandte er sich wieder an Protheroe: »Nach oben. Melden Sie mir, was Sie sehen.« Aber als er York »vielleicht später« sagen wollte, war der schon unter Deck verschwunden.
    York war groß und mußte sich auf dem Weg nach achtern zur Kajüte des Admirals ständig bücken. Vor ihm stand der Posten.
    Was war bloß mit Scarlett los? Ein guter Erster Offizier. Man hatte offen über seine Beförderung gesprochen. Aber das war einmal.
    Der Posten ließ den Kolben auf den Boden krachen: »Der Master, Sir!«
    Ozzard öffnete und blinzelte nach draußen. Wie eine Hausfrau, dachte York, die mißtrauisch prüft, ob da nicht ein Bettler vor der Tür steht.
    York brauchte eine Minute, um sich an die Dunkelheit in der Kajüte zu gewöhnen. Als erstes erkannte er den pummeligen Sekretär des Admirals. Er hatte seine runde Brille auf die schweißnasse Stirn geschoben und erwartete neue Befehle. Avery stand mit Papieren in der braunen Hand neben dem Tisch und fing die heftigen Schiffsbewegungen geschickt ab. Ihr Kommandant ging vor einer Geschützpforte auf und ab. Das Sonnenlicht, das sich auf dem Wasser spiegelte, zeigte immer wieder seine fürchterlichen Narben, bis ein Schatten sie gnädig bedeckte. York wußte noch genau, wie seine Midshipmen entsetzt waren, als Tyacke an Bord kam. Niemand wollte ihm so recht in die Augen blicken. Auf verblüffende Weise hatte sich das alles geändert. Furcht vor dem Anblick blieb zwar, aber sehr gemildert durch Respekt und die Anerkennung seines Mutes.
    Und dann saß natürlich Sir Richard Bolitho dort mit ausgestreckten Beinen vor dem glitzernden Heckfenster, sein Hemd oben geöffnet.
    »Nehmen Sie Platz, Mr. York. Ich will Ihnen kurz sagen, was ich durch den Schoner
Reynard
für Nachrichten aus Halifax bekommen habe.« Bolitho zwang sich zu einem Lächeln. »Kaum etwas Neues über den Krieg, obwohl der Herzog von Wellington gut vorankommt und Napoleon Feuer an die Rockschöße legt.«
    York war klug und erfahren. Hier spürte er Spannung.
    Sorge in der einen oder anderen Form. Keine fixen Rollen, aber immerhin.
    Bolitho beobachtete ihn, kämpfte gegen Zweifel und Hoffnungslosigkeit an. »Aus ungenannter Quelle hat man erfahren, daß mein Neffe von seiner Verwundung zwar genesen ist, aber als Gefangener festgehalten wird wie ein Verbrecher.« Mit Mühe unterdrückte er seinen plötzlich aufsteigenden Ärger. »Man will ihn weder austauschen noch ihn wegen seiner Verwundung entlassen…« Er sah dem Master genau in die Augen. »Ich brauche dringend Ihren Rat, Mr. York!«
    Erregt meinte Tyacke: »Es ist eine Falle, Sir. Damit erledigen die uns sofort!«
    York wartete. Für den Kapitän war es sicher nicht leicht, dem Admiral gegenüber so einen harten Ton anzuschlagen.
    Doch Bolitho war nicht verletzt. »Delaware Bay, da hält man ihn fest. Am Avon Beach.«
    York rollte eine seiner Karten auf dem Tisch aus und beschwerte sie.
    »Hier ist es, Sir Richard!«
    Bolitho blickte auf die kleine lackierte Box auf seinem Tisch. Ein Brief von Catherine. Er wünschte sich so, ihn gleich zu lesen, seine Hoffnungen und Ängste mit ihr über den endlosen Ozean hinweg zu teilen.
    York nickte. »Eine gute Entscheidung, Sir Richard, wenn Sie mir eine solche Bemerkung erlauben. An der Stelle da ist es ganz flach – also nur gut für kleine Boote. Und hier ist

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