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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sehen, wo Sie bleiben!« Adam stolperte durch das Tor, das er von oben gesehen hatte, auf die Straße. Schweiß rann an ihm herab, sein Hemd wurde naß wie ein Putzlumpen. Die Schwäche der letzten Monate versuchte ihn aufzuhalten.
    Er fühlte Regen auf den Lippen und schmeckte Salz.
    Die See. Bringt mich an die See.
    Ein zweiter Mann wartete an einem Pferdewägelchen. Wie der erste war er ungeduldig und wollte aufbrechen.
    »Alles ist still. Es gab keinen Alarm, John.« So die Stimme des ersten.
    Adam stellte sich sein leeres Zimmer vor. Wenn er Glück hatte, würde man seine Flucht nicht vor dem Morgen entdecken – beim Wecken der Soldaten in ihrem nahen Lager.
    Er spürte, wie stark seine Hände zitterten. Er war frei.
    Egal was jetzt geschah oder was aus ihm werden würde – erst einmal war er in Freiheit.
    Er ließ sich von dem Mann hinten auf das Wägelchen helfen. Man drückte ihm einen zerfetzten Hut auf den Kopf und schüttete ein gutes Maß Rum über ihn.
    Sein Führer kicherte leise: »Wenn man uns anhält, sind Sie zum Antworten zu betrunken.«
    Doch dann wurde seine Stimme wieder hart: »Aber halten Sie die Pistole bereit.«
    »Alles klar, Tom?«
    Er wandte sich ihm zu, als Adam wissen wollte: »Warum das alles? Sie gehen doch ein gewaltiges Risiko ein…«
    Unterdrücktes Lachen. »Aber Kapitän Bolitho, Sir!
    Erinnern Sie sich nicht an Ihren alten Bootssteuerer John Bankart? Was hätte ich wohl anderes tun können?«
    Das Wägelchen rollte, und Adam ruhte auf Säcken und Strohballen. Ihm schienen die Sinne zu schwinden.
    Er wußte nicht mehr, was er denken oder sagen sollte, was glauben und was nicht. Ein Wägelchen auf offener Straße, Männer, die ihr Leben für ihn riskierten. John Alldays einziger Sohn, der einst sein Bootssteuerer gewesen war. Allday hatte es das Herz gebrochen, als der Sohn nach Amerika ging. Adam erinnerte sich, was der alte Bootssteuerer gesagt hatte:
Du bist als Engländer geboren und wirst als Engländer sterben.
Und nun waren sie hier, irgendwo außerhalb Bostons auf dem Weg zum Strand.
    Er umklammerte den Handschuh mit seiner Faust.
    Ich komme zurück, Zenoria! Wie ich es versprochen habe.
    Er hatte jedes Gefühl für Zeit verloren und mußte sich an einer Mauer festhalten, als sie ihm aus dem Wägelchen halfen.
    Der Mann, der Tom genannt wurde, fragte: »Was ist los?«
    Bankart antwortete: »Nichts Gutes. Die haben Leine gezogen!«
    »Und wenn das Boot abgehauen ist? Weil die Angst hatten? Das kann uns den Kopf kosten!«
    Bankart klang sehr gefaßt: »Ich bleib bei ihm. Soviel schulde ich ihm wenigstens.«
    Adam hörte ihn kaum. Flüstern, umwickelte Riemen – und dann schleppte man ihn in ein kleines Boot.
    Der andere rief leise: »Hals- und Beinbruch, John, du verrückter Hund!«
    Alldays Sohn schob Adam den zerlumpten Hut tiefer ins Gesicht, um ihn vor dem heftiger fallenden Regen zu schützen.
    Die Männer an den Riemen benutzten eine Sprache, die er nicht verstand. Es war kein Spanisch – vielleicht Portugiesisch?
    Er versuchte eine Frage: »Wollen Sie wirklich bei mir bleiben?«
    Bankart grinste, aber bei Tageslicht hätte jeder seine Trauer entdeckt.
    »Natürlich, Sir.« Er richtete sich auf. »Mein Vater würde sagen: Irrtum ausgeschlossen!«
    Adam zog den Hut aus dem Gesicht und öffnete den Mund im strömenden Regen.
    Frei!

Streich um Streich
    Matthew Scarlett, Erster Offizier der
Indomitable,
bückte sich, als er in die Messe eintrat und einem der Messejungen seinen Hut zuwarf. Trotz der nördlichen Winde, die den ganzen Vormittag über die Segel gefüllt hatten, war die Luft unter Deck kühl und klamm. Der Atlantik meldete, was er vorhatte.
    Vor der Abenddämmerung würden sie die beiden anderen Fregatten des Geschwaders treffen, die
Zest
und die
Reaper,
und die Nacht gemeinsam ausreiten.
    Er setzte sich wütend hin.
Was soll der ganze Unsinn?
Das einzige Schiff, das sie an diesem hellen Septembertag getroffen hatten, war der Schoner
Reynard
gewesen. Er hatte Meldungen und Befehle abgegeben und war davongeeilt zum nächsten Treffpunkt.
    Der Messejunge stellte ein Glas Rotwein vor ihn und wartete auf den nächsten Befehl.
    Scarlett nahm kaum wahr, was der Junge sagte, sondern murrte nur: »Wieder gesalzenes Schweinefleisch. Ich seh bald selber aus wie ein Schwein!«
    Er schaute nach achtern, als könne er dort den Kapitän sehen, der die neuesten Befehle mit dem Admiral durchging. Er trank den kräftigen Wein, ohne ihn richtig zu schmecken. Natürlich

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