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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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habe dich nie verloren gegeben. Aber große Sorgen habe ich mir gemacht.«
    Adam reichte ihm den zerknitterten Handschuh. »Heb den für mich auf, Onkel. Mehr habe ich nicht von ihr!«
    Avery war leise eingetreten und stand stumm in der Kajüte. Der Handschuh, die Selbstmordgerüchte um die Verzweiflung des jungen Kapitäns verrieten eigentlich alles. Was er da gesehen und gehört hatte, berührte ihn sehr.
    »Beschaff mir ein Schiff, Onkel. Bitte!« sagte Adam leise.
    Bolitho schaute ihn nachdenklich an. Als er damals selbst aus der Südsee, vom Fieber fast verbrannt, zurückgekehrt war, hatte auch er schon bei seiner Genesung um ein Schiff gebeten, um irgendein Schiff.
    »Du solltest nach Hause zurückkehren, Adam. Du bist noch lange nicht wieder gesund. Was muß ich noch alles tun, um…«
    Beauclerk nahm Adams Hand und schob sie unter die Decke. »Er schläft und hört nichts mehr, Sir Richard. Das ist auch besser so.« Neugierig maß er Bolitho mit den Blicken. »Er ist sehr stark!«
    Bolitho erhob sich, wollte aber eigentlich noch nicht zu den Angelegenheiten des Geschwaders zurückkehren.
    »Rufen Sie mich sofort an für den Fall, daß…«
    Der Arzt lächelte. »Nicht für den Fall, daß… sondern, sobald…«
    Bolitho verstand und meinte zu Avery: »Es ist wirklich ein Wunder!«
    Und zu Beauclerk sagte er: »Ich wollte Sie schon immer wissen lassen, daß ich Ihre Arbeit auf diesem Schiff sehr schätze. Ich werde dafür sorgen, daß es in den Bericht über Sie aufgenommen wird.«
    »Wie Sie aus meinen Papieren ersehen haben, Sir Richard, wird mit Ende Ihres Auftrags meine Arbeit auf diesem Schiff beendet sein. Aber ich bedaure das nicht. Ich habe aus erster Hand viel gelernt. Die chirurgische Versorgung auf den Schiffen Seiner Majestät muß dringend verbessert werden. Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, daß meine Ansicht höheren Orts verstanden wird!«
    Bolitho lächelte. »Viel Glück dabei. Ich danke Ihnen für alles, was Sie für die
Indomitable
getan haben.«
    Beauclerk nahm seine Tasche, zögerte und legte eine Hand auf Adams Stirn. Dann sagte er leise: »Sir Piers Blachford war mein bester Lehrmeister!«
    Bolitho faßte sich ans Auge. Der Arzt hatte also von Anfang an Bescheid gewußt, aber geschwiegen. Loyalität hat viele Gewänder. Plötzlich war er doch froh, daß Beauclerk in das Geheimnis eingeweiht war.
    Auf Deck schimmerten Himmel und See wie Bronze, und die schwache Brise schaffte es kaum, die Segel zu bewegen.
    Tyacke eilte zu ihm und kam sofort zur Sache: »Wir sind auf Signalnähe zur
Zest,
Sir Richard. Sie hatte heute morgen ein Gefecht und hat ein paar kleinere Schäden davongetragen. Sie hat dicht unter Land eine feindliche Brigg überrascht.«
    Bolitho hatte das Gesicht des tollkühnen Kapitän Dampier klar vor Augen.
    »Ich habe Sie nicht stören wollen. Denn vorerst können wir nichts tun, bis wir morgen wieder auf die Kurierbrigg treffen.« Er zögerte. »Ich freue mich für Kapitän Bolitho. Ich habe sehr viel Hochachtung für ihn!«
    »Was für Schäden, James?«
    Wieder Zögern. Und dann ahnte er, was geschehen war. Tyacke berichtete: »Wenig Schaden am Schiff, ein oder zwei Rahen weggeschossen, Sir. Die Brigg wurde als Prise genommen. Unglücklicherweise ist Kapitän Dampier gefallen. Eine verirrte Kugel traf ihn gleich zu Anfang. Wir vermissen ihn sehr!«
    Bolitho ging gedankenverloren auf und ab. Dampier war immer alle Risiken eingegangen. Er führte seine Männer beim Entern feindlicher Schiffe persönlich und schritt ruhig über Deck, auch wenn der Teufel los war. Er war ein beliebter Kommandant gewesen, der nie akzeptieren wollte, daß man auch zuviel Risiko eingehen konnte.
    Bolitho beobachtete den bronzenen Glanz auf den Wellenkämmen und die tiefen Schatten in den Wellentälern.
    »Ich werde seinen Eltern schreiben.« Es war besser, wenn man Männer nicht so gut kannte. Aber das war illusorisch, denn man mußte sie kennen, um sich auf sie verlassen zu können. Was blieb, war Schmerz und ein Gefühl von Einsamkeit nach ihrem Tod.
    Tyacke fragte: »Bleibt es bei Ihrem Plan, Sir Richard?«
    »Sind Sie immer noch dagegen?«
    »Ja, Sir.« Er unterbrach sich. Ein Seemann schob sich vorbei und setzte eine Leine dicht.
    »Weil es schiefgehen könnte? Oder weil ich die Absichten des Gegners falsch einschätze?«
    Tyacke sah ihm entschlossen ins Gesicht. »Ihretwegen, Sir. Wenn der Gegner die genaue Ankunftszeit des Konvois in Halifax nicht kennt, könnte er einen

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