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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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an. »Sie sollten etwas essen, Sir Richard. Es ist nicht gut, im Angesicht der Gefahr zu hungern!«
    Bolitho sah vom Tisch auf. Die Geräusche des Schiffes und seine Bewegungen wurden deutlicher, während sich seine Gedanken klärten. Die straffen Stagen und Webleinen brummten. Unten quietschte die Ruderanlage. Und dann die tausend Geräusche eines großen Schiffs auf See. York hatte mit dem Wetter recht behalten. Der Wind war immer noch böig und kräftig, doch er blies weiterhin aus Südwest. Er versuchte, sich alles vorzustellen: im Nordwesten die gewaltige Landmasse mit Cape Cod und dann weiter oben Halifax in Nova Scotia.
    Yovell spürte seine Anspannung. Nach so vielen Jahren zusammen war das kein Wunder.
    »Vielleicht wird daraus ja auch nichts!« Bolitho drehte seinen Kopf, um dem fernen Klang einer Fiedel zu lauschen. Die Wache hatte nach dem letzten Essen des Tages jetzt frei. Ob die Männer wohl die nahe Gefahr spürten? Kümmerte sich eigentlich jemand darum, was sie dachten und fühlten?
    Die Tür ging auf, Avery trat ein. »Sir Richard?«
    »Wollen Sie ein Glas mit mir trinken?« Avery sah Yovell den Kopf schütteln.
    »Sie sollten essen, Sir Richard!«
    Bolitho zügelte seinen Ärger. »Und Sie, George? Haben Sie gegessen?«
    Avery setzte sich und beobachtete Ozzard, der lautlos den Cognac brachte. Er antwortete: »Als ich damals Kriegsgefangener war, habe ich entdeckt, daß ich alles essen kann, Sir. Eine Angewohnheit, die sich als nützlich erwies.«
    Bolitho nickte ihm zu und hob das Glas: »Auf uns, wann immer wir zeigen müssen, was wir können!«
    Er wußte, daß Yovell längst gehen wollte, aber noch immer an der Tür wartete. Doch nichts, was hier gesprochen wurde, drang nach draußen.
    »Das wird eher früher als später sein.« Die Tür wurde leise geschlossen. Yovell würde die Bibel in seine kleine Kammer mitnehmen, in der er allein arbeitete und schlief. Solche Abgeschiedenheit war auf einem Schiff mit zweihundertsiebzig Seelen selten.
    Wieder fiel ihm sein auseinandergezogenes Geschwader ein. Wenn er sich nun geirrt hatte? Beer hätte Gefühle Gefühle sein lassen und ohne Umwege Kurs direkt auf den Geleitzug absetzen können. Andererseits stand achtern das Tor zur Karibik weit offen und ungeschützt. Was reizte ihn also mehr? Er nahm einen Schluck Cognac und versuchte, nicht an die einsame Catherine in dem großen Haus zu denken.
    Avery meinte leise: »Ich glaube, Commodore Beer gleicht seinem Gegner sehr, Sir Richard.«
    »Mir? Wie kommen Sie darauf? Ich habe ihn nie gesehen!«
    Avery machte das Thema Spaß. »Er sucht Sie. Ich glaube, er hat die
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zurückgehalten, weil er sicher war, daß Sie einen Befreiungsversuch unternehmen würden. Ich glaube auch, daß die
Zest
von einer zweiten großen Fregatte gejagt wurde. Es war die
Baltimore,
denke ich.«
    Plötzlich stand Bolitho auf und bewegte sich wie eine Katze in der schwankenden Kajüte, wie Avery es schon so oft gesehen hatte.
    »Dann werden wir kämpfen!« sagte der Admiral. Er sah Avery an, als suche er in dessen Gesicht jemand anderen. »Dieses wird ein ganz besonderes Gefecht, George. Man wird es mit keinem bekannten vergleichen können. Wir haben die Franzosen und ihre Verbündeten zwanzig Jahre oder mehr mit und ohne Unterbrechung in diesen Gewässern bekämpft. Weil die englischen Teerjacken fröhlich auf alle Fremden herabschauen – Franzosen, Spanier oder Holländer – haben sie alles überstanden, selbst gegen eine gewaltige Übermacht gefochten. Hier ist es aber wie nach der Amerikanischen Revolution. Es ist etwas anderes, in einer Schlachtlinie zu segeln und so lange zu feuern, bis der Gegner die Flagge streicht. Als ich damals hier war, war ich jung und hatte hehre Ideen über die Marine. Im Nahkampf habe ich dann ziemlich schnell begriffen, wie gegensätzlich Konflikte sein können.« Er berührte seinen Arm, und Avery war klar, daß das ganz unbewußt geschah.
    »Wie also, Sir Richard?«
    Bolitho drehte sich um. Sein Blick war kalt und hell und grau wie die See vor Pendennis.
    »Mit dem Degen in der Faust haut und stößt man atemlos um sich, spürt das Herz im Mund und dann hört man sie…«
    Avery wartete, spürte auf dem Rücken eine Gänsehaut.
    »Die Stimmen, George, an die erinnert man sich. Stimmen aus unseren westlichen Grafschaften und den Tälern weiter drinnen. Fischer, Pflüger, Landarbeiter, Weber.
Man hört die eigenen Stimmen auf beiden Seiten.
Wenn wir diesmal auf die Amerikaner treffen, wird es

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