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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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haben.«
    Bolitho spürte, was Bethune mit ranghöher meinte.
    »Ich werde Sie natürlich unterstützen, doch Sie sollten das wissen. Ich werde anführen, daß zwei andere ältere Schiffe, die
Victory
und die
Hyperion,
ruhmvoll in die Geschichte eingegangen sind.«
    Ein Diener trat ein, sah zu Bethune hinüber. »Sir Richards Flaggleutnant wartet draußen, Sir Graham …« Lächelnd antwortete Bethune: »Ein tapferer Mann, der es wagt, sich zwischen zwei hohe Offiziere zu drängeln.« Und dann, nach einem schnellen Blick zu Bolitho: »Und zwischen zwei Freunde.«
    Bolitho stand auf, als Avery den großen Raum betrat, den Dreispitz unter dem Arm.
    War irgend etwas schiefgegangen? War niemand im Haus in Chelsea?
    Avery nickte Bethune zu, und Bolitho sah, wie er hier alles neugierig musterte. Ganz anders als Jenour früher, wollte er alles ganz genau wissen und sehen.
    »Ein Brief mit der Eilpost aus Plymouth, Sir Richard.« Ihre Blicke trafen sich.
    Bolitho nahm den Umschlag, wohl wissend, daß Bethune ihn musterte.
    Drei Sätze, kurz und knapp, in Tyackes schräglaufender Handschrift.
    Mein ist die Ehre. Sie zählt mehr als Treue. Ich erwarte Ihre Befehle.
    Seine Unterschrift am Briefrand war kaum zu entziffern. Bolitho sah seinen Flaggleutnant an, doch der verzog keine Miene. Dann hob er den Brief an die Nase und erinnerte sich an die kleine Kajüte, die er vor Tagen in Plymouth verlassen hatte.
    Bethune lächelte wieder. »Parfüm, Sir Richard? Hab ich recht?«
    Bolitho schüttelte den Kopf. Es war Cognac. »Mit Ihrer Erlaubnis, Sir Graham, würde ich gern einen Toast ausbringen.«
    Die Gläser waren wieder gefüllt, ein drittes wurde Avery gereicht.
    »Nun bin ich aber neugierig«, bemerkte Bethune.
    Bolitho fühlte sein Auge. Doch diesmal war es kein Schmerz.
    »Auf den tapfersten Mann, dem ich je begegnet bin!« Avery sah ihn an, als sie anstießen. Das Geheimnis blieb gewahrt.
    Dann lächelte Bolitho zum ersten Mal seit ihrer Ankunft. Sie waren jetzt bereit für alles.
    »So soll es sein!«

Der Ozean ist immer da
    Leutnant George Avery gab seinen Hut einem Portier der Admiralität und eilte über den Marmor der großen Halle zu Bolitho, der in einem Stuhl mit hoher Lehne auf ihn wartete.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir, weil ich zu spät komme!«
    Bolitho hielt seine Hände vor das offene Kaminfeuer und sagte nur: »Sie kommen nicht zu spät. Da drinnen wird immer noch Marinegeschichte geschrieben.« Das kam ohne Ungeduld oder Bitterkeit. Vielleicht hatte er von all dem schon zuviel erfahren, dachte Avery.
    Bolitho fragte sich, warum sich Avery so überaus genau an die verabredete Zeit gehalten hatte. Wollte er Fragen über Tyacke vermeiden? Wie war es zu dem Sinneswandel gekommen?
    Bolitho dachte an Catherine. Sie schien bedrückt, als er seinen Uniformrock zuknöpfte. Unberührt stand die Tasse Kaffee auf dem Tisch.
    Er hatte ihr Tyackes kurzen Brief gezeigt. Sie hatte ihm geraten: Laß Avery selbst entscheiden, wann er dir alles erzählt. Es ist das geschehen, was du von Anfang an wolltest. Ich weiß, wie sehr du James Tyacke brauchst, aber um seine neue Aufgabe ist er nicht zu beneiden.
    Sie standen nebeneinander auf dem eisernen Balkon ihres Hauses in Chelsea und beobachteten, wie es über der nebligen Themse langsam hell wurde. London war natürlich schon lange vor Sonnenaufgang wach, doch hier in ihrem Haus kam der Morgen gemächlich. Ein Mann schob einen Karren mit Körben frischer Austern durch die Straße, hielt an und baute einen Stand auf, an dem Haushälterinnen und Köche seine Waren probieren konnten. Heuwagen schwankten heran, laut rief ein Messerschleifer um Kunden, ein kleiner Trupp Kavallerie ritt zu morgendlichen Übungen in den Park. Ohne Sättel und Säbel und glänzende Kürasse sahen sie seltsam nackt aus.
    Catherine trug ihren warmen Morgenmantel, doch die Kühle vom nahen Fluß spürte sie dennoch. Er hielt sie an sich gedrückt und fühlte, wie sie zitterte – und nicht nur wegen der Kälte.
    Sie würden sich bald trennen müssen. In wenigen Tagen oder in wenigen Wochen. Nach der Freiheit, die sie sich so gewünscht und nach Bolithos Rückkehr gemeinsam genossen hatten, würde ihnen der Abschied um so schwerer fallen.
    Jetzt hörte er Avery sagen: »Ich freue mich über Kommodore Keens Beförderung. Nach allem, was ich gehört und gelesen habe, hat er es sehr verdient.«
    Bolitho sah ihn mißtrauisch an, doch die Bemerkung war ohne Hintergedanken gemacht worden. Er fragte sich,

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