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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe
Autoren: Alexander Kent
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war er im Palast so sicher etabliert, daß er in der Admiralität leicht verächtlich sprechen konnte.
    »Diese Situation hat auch die Vereinigten Staaten in zwei Lager gespalten. Die Kriegspartei – nennen wir sie einmal so – steht auf Napoleons Seite. Die andere Partei will nur Frieden. Die Kriegspartei haßt uns und begehrt Kanada. Außerdem möchte sie an dem Konflikt in Europa Geld verdienen. Die Regierung der Vereinigten Staaten besteht weiter darauf, daß britische Deserteure Schutz unter der amerikanischen Flagge finden. Sie tut alles, um unsere Flotte zu schwächen. Sie bietet allen Seeleuten Dollars für Schillinge, ein Handgeld, das sie sich unschwer leisten kann.« Seine Augen blitzten. »Soweit ist alles klar?«
    Alle Köpfe wandten sich einem kleinen, dunkel gekleideten Herrn am Ende des Tisches zu, der sagte: »Bei aller Achtung, Sir, aber ich vermag Ihnen nicht ganz zu folgen, Sir!«
    Jetzt lächelte Sillitoe fast. »Das scheint mir in diesem Gebäude öfter der Fall zu sein.«
    Man klatschte und lachte beifällig. Während einer winzigen Pause lehnte Bethune sich zu Bolitho vor und flüsterte: »Überzeugen Sie sie!«
    Bolitho erhob sich, als es ruhig wurde. Er fühlte sich hier, wo er so oft enttäuscht worden war, am falschen Platz. Als er damals in der Südsee schwer fieberkrank niederlag, war der Krieg ausgebrochen. Er erinnerte sich, wie er hier um ein Schiff gebeten hatte, um eine Fregatte. Er hatte damals schon drei kommandiert. Die kühle Antwort der Admiräle lautete damals:
Sie waren Kommandant, Bolitho!
Hier hatte man Pläne geschmiedet, die ihn zu Belinda zurückführen sollten. Und draußen im Korridor hatte er sich mit Herrick überworfen.
    Doch als er jetzt sprach, klang er entspannt.
    »Wir brauchen mehr Fregatten. Das war schon immer so, aber heute ist es von entscheidender Bedeutung. Ich bin sicher, daß die Amerikaner den Krieg beginnen werden. Napoleon schafft es allein nicht mehr lange – ohne ihre Unterstützung. Nur mit ihrer Hilfe kann er unsere Kräfte noch weiter auseinanderziehen. Und die Amerikaner müssen sich auch beeilen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.«
    Der oberste Finanzmann hob eine Schreibfeder hoch.
    »Ich muß protestieren, Sir Richard. Niemand bezweifelt Ihre Tapferkeit und Ihre großen Erfolge auf See, aber für den endgültigen Sieg kommt es auf
Planung
an – nicht unbedingt auf Breitseiten.«
    »Hört, hört!« klang es von irgendwo.
    Der Finanzmann hatte Mut gefaßt und fuhr fort: »Wir haben viele gute Linienschiffe im Bau, und jede Woche stellen wir einige in Dienst.« Er machte eine Pause und hob die Augenbrauen. »Fregatten vor der Schlachtlinie, empfehlen Sie uns das? Denn wenn ….«
    Ruhig antwortete Bolitho: »Die Amerikaner haben genügend 74er Linienschiffe in Auftrag gegeben – aber sehr schnell ihren Fehler erkannt. Sie wurden alle zu großen Fregatten umgerüstet – mit 44 Kanonen. Und sie sind in der Lage, sofort noch zehn weitere schwere Kanonen zu übernehmen!« Es war jetzt ganz still. Er fuhr fort. »Wir haben im letzten Jahr mit einer ihrer größten die Klinge gekreuzt, der U.S.S.
Unity.
Ich verbürge mich für ihre Feuerkraft«, – seine Stimme klang plötzlich hart und bitter – »wie viele unserer tapferen Männer.«
    »Was heißt das in bezug auf die Schlachtlinie, Sir Richard?« war eine Stimme zu hören.
    Bolitho wußte, daß die Frage von Sillitoe kam. Der beherrschte die Szene wie ein Spieler seine Marionetten.
    Mit aller Deutlichkeit antwortete er: »Damit ist es vorbei. Die Tage, an denen die Giganten langsam in eine teure und fürchterliche Umarmung segelten, sind vorbei. Wir werden kein zweites Trafalgar mehr erleben, davon bin ich überzeugt.«
    Er sah überall gespannte Gesichter. Einigen erschien seine Wahrheit sicher wie eine Gotteslästerung. Auch wer das fürchterliche Blutvergießen selber miterlebt hatte, würde sich das nicht gerne eingestehen.
    Bolitho fuhr fort: »Bedenken Sie bitte, daß die Mannschaft eines Linienschiffs der ersten Klasse vier schnelle und feuerkräftige Fregatten bemannen kann. Es sind Schiffe, die sich schnell von Ort zu Ort bewegen können, ohne auf ein weit entferntes Flaggschiff warten zu müssen, um herauszubekommen, was los ist. Mir ist ein Kommando angeboten worden, das von Halifax und dem 49. nördlichen Breitengrad bis zu den Inseln unter dem Wind und Jamaica reicht. In jeder Woche eines jeden Jahres sind von dort Schiffe oder Geleitzüge mit reicher Fracht nach England
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