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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sie sich für Seine Königliche Hoheit, den Prinzen von Wales, Regent von ganz England.«
    Bolitho sah ihn sich sehr genau an, als er sich unter die illustre Gesellschaft mischte. Für einen schweren Mann ging er sehr leichtfüßig, ja er schien fast zu schweben. Bolitho wurde an ein Linienschiff erinnert, das ohne Wind an seinen Ankerplatz gleitet.
    Was hatte er eigentlich erwartet, fragte er sich: einen Mann, der zwischen den hämischen Karikaturen eines Gillray und den schmeichelnden Bildern in der Admiralität angesiedelt war? Er war ungefähr sechs Jahre jünger als Bolitho, doch seine Exzesse hatten ihn bereits gezeichnet. Als Freund der Mode liebte er elegante Kleidung, sein Haar war nach neuester Mode geschnitten und nach vorne gekämmt. Seine Lippen waren ständig zu einem amüsierten Lächeln gespitzt.
    Er schritt langsam durch den Raum. Damen machten tiefe Knickse, Herren verbeugten sich, strahlten errötend, wenn sie bemerkt wurden.
    Doch der Prinz, das »Prinzchen«, wie ihn Sillitoe respektlos nannte, sah jetzt nur Bolitho und mit großem Interesse Catherine. »Sie sind also
mein
neuer Admiral!« Er verneigte sich leicht vor Catherine, die einen Knicks andeutete. »Bitte, erheben Sie sich, Lady Catherine Somervell.« Seine Augen ruhten nicht nur auf dem Diamantanhänger. »Welche Ehre. Sie sind meine Tischdame.« Er gab Bolitho die Hand. »Sie haben einen guten Schneider. Kenne ich den?«
    Bolitho blieb unbewegt. Er hatte einen Kurier mit Anweisungen nach Falmouth geschickt. Der alte Joshua Miller hatte ohne Unterbrechung an seiner neuen Parade-Uniform gearbeitet. Die anderen würden fertig sein, wenn er seine Flagge auf der
Indomitable
setzte.
    »Er arbeitet in Falmouth, Königliche Hoheit!«
    Der Prinz lächelte. »Dann kenne ich ihn in der Tat nicht.« Wieder gingen seine Blicke zu dem diamantenen Fächer. »Sie müssen sich auf dem Lande doch sehr langweilen, Lady Catherine, wenn Sir Richard auf See ist – oder?«
    »Ich habe zuviel zu tun, um mich zu langweilen, Sir!«
    Er tätschelte ihr Handgelenk. »Wer so schön ist, sollte niemals etwas zu tun haben.«
    Er schritt ihnen in den angrenzenden Raum voran. Bolitho hatte gehört, daß bei einem kürzlich stattgefundenen, noch festlicheren Bankett der Tisch auf über zweihundert Fuß verlängert worden war. Über seine ganze Länge floß dabei von oben her aus einem silbernen Springbrunnen ein künstlicher Bach.
    Doch auch dieses Bankett würde sie nicht enttäuschen, wie es schien. Eine ganze Armee von Lakaien und Dienern stand wartend an der Wand, und sanfte Musik wehte durch ferne Türen.
    Ohne große Begeisterung nahm Bolitho seinen Platz ein. Er hatte den Ausdruck im Gesicht des Prinzregenten wohl bemerkt, die lauernde Sicherheit eines Mannes, der gewöhnt war, daß ihm alle Wünsche erfüllt wurden.
    Als ein Diener den Stuhl für Catherine richtete, sah sie ihn über den Tisch hinweg an, geradeaus und zwingend.
Denk an mich,
schien sie ihm beruhigend zu sagen.
Die Frau im Boot. Die dich und sonst niemanden liebt.
    Am Kopf des Tisches lehnte sich der Prinz in einem hohen Lehnstuhl zurück, der eher wie ein Thron aussah. Das prächtig geschnitzte Kopfteil zeigte die Federn des prinzlichen Wappens, die königliche Krone mit den Ziffern und das
G.R.
Offenbar fühlte sich der Prinz schon als König.
    Catherine saß zu seiner Rechten, Bolitho zu seiner Linken. Was seine anderen Gäste davon hielten, war dem Prinzen von Wales offensichtlich völlig egal.
    Er hob eine Hand. Wie eine gut ausgebildete Kompanie von Seesoldaten während eines komplizierten Drillmanövers traten jetzt die Diener und Lakaien ihren Dienst an.
    Eigentlich hatte Bolitho erwartet, daß ein Tischgebet gesprochen wurde. Er bemerkte, wie sich am anderen Ende des Tisches ein ernstaussehender Bischof erheben wollte. Doch der Prinz ließ sich nicht anmerken, ob er ihn überhaupt gesehen hatte. Dabei würde ihm, genau wie Sillitoe, sicherlich so leicht nichts entgehen, dachte Bolitho.
    Bald bog sich der Tisch unter dem Gewicht riesiger Platten aus Gold und Silber. In der Küche arbeiteten wahrscheinlich genauso viele Menschen wie hier bedienten. Zuerst gab es eine Frühlingssuppe, dann Lachsschnitten und gegrillte Seezungenfilets mit Kapernsoße. Jeder einzelne Gang hätte selbst den hungrigsten Midshipman satt bekommen. Doch als er den Tisch hinabschaute, bemerkte er kein Zeichen von Sättigung. Im Kerzenlicht blitzte Silber, und Hände bewegten sich so eifrig, als ob die Gäste seit

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