Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Tagen nichts mehr gegessen hätten.
    Als die Gläser wieder gefüllt wurden, bemerkte der Prinz: »Dies ist ein leichter Wein, Lady Catherine. Nicht ganz mein Geschmack. Ich ziehe etwas mehr
Körper
vor.«
    Sie begegnete seinem Blick und meinte: »Aus Madeira, nehme ich an.« Seine Anspielung nahm sie nicht zur Kenntnis. Sie fand so etwas eher amüsant. Der Prinz versuchte es wie alle anderen Männer. Sie hob ihr Glas Bolitho entgegen: »Auf unseren neuen Admiral, Sir!«
    Ein paar, die in der Nähe saßen, folgten ihrem Beispiel. Doch die meisten waren zu sehr damit beschäftigt, ihre Teller zu leeren.
    Der Prinz sagte: »Ja, in der Tat. Ich war von Ihren Worten in der Admiralität sehr angetan, Sir Richard. Nur die Wahl Ihres Flaggschiffs hat mich überrascht, doch dann verstand ich Ihre Überlegung. Lebensnotwendig ist also die Kombination von Geschwindigkeit und Feuerkraft, wenn das auch viele, noch nicht glauben wollen. Kaufleute zum Beispiel, die nur an wachsenden Handel denken und an vollere Börsen, sollten wir den Druck auf den Feind abschwächen. Doch dieser Krieg muß zu Ende geführt werden. Ich bestehe darauf.« Er lächelte Catherine knapp zu. »Verzeihen Sie das Thema, Lady Catherine. Aber Sie haben sicherlich viel von der Sache gehört.«
    »Ich lerne gern dazu, wenn es um Sir Richard geht, Sir!«
    Er drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. »Er hat eine enorme Verantwortung!«
    Ruhig erwiderte sie: »Muß man das nicht von jedem Kommandanten sagen, der ganz allein segelt und sich nur auf sein Können und seinen Mut verlassen kann?«
    Er nickte und schien von ihrer unvermittelten Ansicht überrascht. »Natürlich, ja. Aber ein Admiral ist schließlich für alles verantwortlich!«
    Bolitho lehnte sich zurück. Das Personal bewegte sich flink um sie herum, und Teller und Platten verschwanden wie durch Zauberei. So konnte er in Ruhe über die Bemerkung des Prinzen nachdenken. Er hatte gehört, daß der Prinz von Wales den Druck auf die Franzosen vergrößern wollte, um dort ein für alle Mal Ruhe zu haben. Kein Wunder, daß der Premierminister nicht hier war. Spencer Perceval war für Ausgleich, auch um einen Krieg mit den Vereinigten Staaten zu vermeiden.
    Doch der Einfluß des Prinzen war während der nächsten zwölf Monate noch sehr beschränkt. Es durfte in dieser Zeit nichts Entscheidendes mit weitreichenden Folgen unternommen werden, dem der König widersprechen könnte, sollte er nach einem Jahr von seiner Geisteskrankheit geheilt sein.
    Er sah, wie Catherine ihn beobachtete. Sicherlich dachte sie an die Gefahren, die sein neues Kommando mit sich bringen würde. Sie brauchten einen Admiral, der ohne langes Zögern handelte, der nicht darauf wartete, bis Instruktionen aus London kamen, die sich eventuell auch noch widersprachen. So die offizielle Meinung. Sie beide kannten aber auch die Wirklichkeit. Er hatte ihr oft genug von der Einsamkeit des Befehlshabers berichtet, der ganz allein, weit entfernt von jedem Oberkommando, auf See war. Hatte man Erfolg, rühmten sich andere dafür. Nur an Mißerfolgen war man selber schuld.
    Er trank ihr zu.
    Der Prinz musterte den nächsten Gang. Lammrücken, gestopfter Kapaun, gedämpfter Truthahn, Schinken, Zunge und verschiedene Gemüse waren kunstvoll arrangiert. Und es gab wieder anderen Wein. Er sagte: »Ich hätte Sie an das andere Tischende verbannen sollen, Sir Richard. Sie und diese Dame handeln wie Verschwörer.«
    Er lachte dabei. Bolitho fiel auf, daß andere Gäste nickten und mitlachten, obwohl sie kein einziges Wort verstanden haben konnten. Es war ganz gut, daß die Soldaten im Feld oder die Matrosen auf See, die oft genug mit dem Leben zahlten, das hier nicht sehen konnten.
    »Ich habe gehört, Sie werden zunächst nach Antigua segeln?« Er winkte einem Diener zu, der ihm ein Stück Kapaun nachlegte. Das gab Bolitho Gelegenheit, zu Catherine hinüberzublicken. Der Schatten eines Schmerzes huschte über ihr Gesicht, als der Prinz das sagte.
Ich hätte es ihr selber sagen sollen, als ich es erfahren habe.
    »Ich werde dort mein Geschwader sammeln«, antwortete er, »und hoffe, daß ich die Gegend besser kennenlerne.«
    Der Prinz tupfte sich sein Kinn ab und sagte ganz beiläufig: »Ich kannte Ihren verstorbenen Mann, Lady Catherine. Bei Tisch ein eifriger Mann.« Er musterte sie genau. »Skrupellos, ja manchmal sogar gefährlich.«
    »Ich weiß!«
    »Nun, wir alle haben unsere Schwächen. Selbst ich …« Er führte das nicht weiter aus, sondern

Weitere Kostenlose Bücher