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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die
Indomitable
segelte.
    Ohne Laterne wäre die Kajüte vollständig dunkel gewesen. Das gelegentliche Grummeln des Ruderkopfs war der vorherrschende Laut. Es gab also kaum Wind. Zwei- oder dreimal war er nachts aufgewacht. Sein Seemannsinstinkt sorgte dafür. Und wie immer hatte er sich unwohl gefühlt, weil er nicht oben an Deck stand bei der Wache, als das Schiff wieder einmal auf den anderen Bug ging. Er hatte diesen Wunsch nie unterdrücken können und fragte sich, ob andere Flaggoffiziere sich auch nach dem viel greifbareren Kommando eines Kommandanten sehnten.
    Mit seinen Händen hinter dem Kopf starrte er in die Dunkelheit. Er wagte kaum sich vorzustellen, daß die
Indomitable
morgen schon Antigua erreichen würde – oder, falls der Wind schwächer würde, allerspätestens übermorgen. Er spürte, daß die kleine Insel Barbuda weniger als fünfzig Meilen nordwestlich von ihnen lag. Sie gehörte zu der Kette der Inseln unter dem Winde.
    Tyacke konnte mit seiner schnellen Reise sehr zufrieden sein, drei Wochen von Falmouth in England nach Falmouth und English Harbour auf Antigua. Es hatte keine besonderen Vorfälle gegeben nach der anfänglichen Aufregung über
Blythes Barke,
wie man sie schließlich nannte. Man hatte sie letztendlich gestoppt und geentert und dabei entdeckt, daß sie zwar unter amerikanischer Flagge segelte, aber an die britische Regierung verchartert worden war. Sie hatte nichts Aufregendes geladen, nur eine gemischte Fracht von Porzellanerde und Baumaterialien für Port Royal auf Jamaica.
    Scarlett war wutschnaubend mit seinem Enterkommando an Bord zurückgekehrt. Wegen des Chartervertrags hatte er die Mannschaft nicht nach britischen Deserteuren durchsuchen oder gar das Schiff näher in Augenschein nehmen können. Später hatten sie weitere, unterschiedlich große Schiffe, die unter anderen Flaggen segelten, gesichtet und gestoppt. Aber abgesehen von ein paar Deserteuren hatten sie wenig Nützliches gefunden. Es schien, als habe sich der ganze riesige Ozean in eine Wüste verwandelt, in der ihnen alle Schiffe weit aus dem Wege gingen.
    So hatte es also nur regelmäßiges Exerzieren an Kanonen und Segeln gegeben. Und wie üblich gab es mangels weiterer sinnvoller Aktivitäten Zornesausbrüche und Schlägereien im Unterdeck, vor allem zwischen den erfahrenen Männern und den Neulingen, die immer wieder gern provoziert wurden.
    Das Strafbuch mußte bemüht werden, und mehrere Auspeitschungen wurden befohlen. Bolitho hatte selber auf Schiffen gedient, auf denen Auspeitschungen so häufig vorkamen, daß sie nichts Besonderes mehr waren. Ein falsches Wort wurde oft schon als Insubordination verstanden. Oder aber ein Kommandant hielt nichts von diesen Methoden seiner Untergebenen, die zwar zum Ziel führten, aber nicht auf die Weise, die er sich vorgestellt hatte. Bolitho wußte, daß Tyacke etwas gegen diese Bestrafungen hatte. Auf dem Schoner
Miranda
und der Brigg
Larne
hatte er eine kleine, eng zusammenarbeitende Mannschaft kommandiert. Hier auf der großen
Indomitable
machte ihn das Ritual der Bestrafung krank.
    Dabei hatte er weder seine Zielstrebigkeit noch seinen Stolz verloren. Die Offiziere und Midshipmen spürten immer wieder seine scharfe Zunge. Beim Entern eines Schoners hatte Avery den Ersten Offizier begleitet, und nachher hatte Scarlett dem Flaggleutnant gegenüber offene Feindseligkeit gezeigt. Avery hatte sich danach geweigert, den Vorfall zu diskutieren, doch Tyacke hatte auch so heraus gefunden, was vorgefallen war.
    An Bord des Schoners hatte Scarlett eingeräumt, daß es fast unmöglich sei, Deserteure unter der Mannschaft zu entdecken oder andere Männer, die gegen das Gesetz verstießen, das sie an die Marine band. Die Kommandanten der Schiffe brauchten ja nur falsche Papiere zu zeigen oder falsche Aussagen zu machen.
    Avery hatte den Auftrag, nur als Beobachter mitzugehen und sich keinesfalls in das Tun des Ersten Offiziers einzumischen. Doch er hatte auf Scarletts Bemerkung geantwortet, daß man den Männern nur die Hemden auszuziehen brauchte, um das herauszufinden. Der Rücken eines Seemanns, selbst wenn er nur ein einziges Mal ausgepeitscht worden war, zeigte die Peitschennarben bis ins Grab. Auch bestimmte Tätowierungen mit seemännischen Motiven würden einen Blauwassermaaten als einen Matrosen identifizieren, der desertiert war.
    Scarlett hatte scharf gekontert: »Ich bitte Sie dringend, Ihre Meinung für sich zu behalten, Sir!«
    Avery hatte ebenso kühl

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