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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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der Wand entlang. Ihr Rocksaum streifte das salzharte Gras, sein Degen schlug gegen seinen Schenkel.
    Da fragte sie plötzlich: »Kannst du dir vorstellen, daß ich unter all diesen oberflächlichen Leuten leben werde?« Sie sah zu ihm auf. »Wirklich, Adam, kannst du das?«
    Er legte seine Hand auf die ihre, während sie langsam weitergingen. »Du wirst sie bezaubern, so wie du mich bezaubert hast.« Er wartete auf ihren Einwand, ihre Ablehnung wie damals in Hampshire, als sie sich das letzte Mal getroffen hatten.
    Aber sie sagte nur: »Wenn Val zurückkommt, wird er mit Recht erwarten, daß ich stolz auf das bin, was er erreicht hat. Und ich möchte seine Erwartungen auch erfüllen. Ich bin stolz auf ihn, und ich werde nie vergessen, was er für mich getan hat.«
    Er drückte ihre Hand, als er antwortete: »Und wie sieht's mit dir aus, kleine Meermaid? Schuldet man dir nichts? Verehren dich nicht auch andere?«
    Sie sah zu ihm auf: »Ich weiß, du verehrst mich.
    Natürlich weiß ich das. Ich erinnere …«
    »Was erinnerst du?«
    Sie wurde unsicher, wollte sich von ihm lösen, doch besann sich eines anderen.
    »Ich erinnere mich, dich in Tränen angetroffen zu haben. Du trauertest um Sir Richard Bolitho. Und dann…«
    »Habe ich dich geliebt, Zenoria. Ich werde dich immer lieben. Es wird nie eine andere geben!«
    Sie starrte ihn ängstlich an. »Bitte nicht! So etwas darfst du nicht sagen!«
    Sie blieben am Ende der Mauer stehen und blickten sich einen Augenblick lang unbewegt an. Ein alter Gärtner ging mit einem Rechen an ihnen vorbei. Sie sahen und hörten ihn nicht.
    Leise sagte Adam: »Ich bin nicht stolz auf mich, Zenoria. Aber wenn ich dich deinem Mann wegnehmen könnte, den ich sehr mag und sehr bewundere, dann würde ich es tun.« Er sah ihre Rührung, doch er lockerte seinen Griff nicht. »Ich würde keinen Augenblick zögern.«
    »Bitte, da kommt jemand!«
    Der Flaggleutnant näherte sich. »Der Admiral bittet Sie, jetzt zu einem kleinen Imbiß zu kommen. Danach wird es einen musikalischen Vortrag geben.« Er musterte sie beide – doch ohne jeden Argwohn.
    Adam bot ihr seinen Arm, und langsam wanderten sie zum Haus zurück.
    »Soll ich gehen, Zenoria?«
    Sie schüttelte entschlossen den Kopf.
    »Nein. Rede mit mir über dein Schiff, über was du willst, verstehst du? Aber zeige mir nie wieder dein Herz!«
    »Ich habe immer noch deinen Handschuh!« sagte er.
    Er mußte irgend etwas sagen, um ihre Nähe aushaken zu können.
    »Heb ihn für mich auf.« Ihre Stimme klang heiser.
    »Denk manchmal an mich, bitte!«
    »Immer. Ich liebe dich, Zenoria.« Schweigend betraten sie das Haus.
    Der Admiral hob eine Braue. »Der Himmel strafe Sie, Kapitän Bolitho. Ich denke, Sie haben sie verzaubert.«
    Sie verbeugte sich, um die Röte ihrer Wangen zu verbergen.
    »Das können nur kleine Meermaiden, Sir!«
    Ihre Augen trafen sich. Nichts würde je wieder so sein wie früher.

Träume
    Die Gestalten, die auf dem Achterdeck als Gruppe um das doppelte Steuerrad herum standen, waren nur als Schatten erkennbar.
    John Allday stand wartend an den Finknetzen und sah sich den heller werdenden Himmel an. Die Dämmerung würde bald beginnen. Die paar Sterne über den Topprahen wurden langsam blasser. Bei Tageslicht würden sie wissen, ob Kommandant und Master den Kurs richtig bestimmt hatten.
    Alle Mann standen seit den frühen Stunden auf ihren Posten. Man schaute sich in der Dunkelheit um, versuchte sich zu erinnern, wer wo war. Man suchte nach Freunden oder wollte wissen, wo die Gehilfen des Bootsmanns sich aufhielten. Denn sie benutzten ihre Stöcke bei jedem, der Befehle allzu zögerlich befolgte.
    James Tyacke schritt von einer Seite des Achterdecks zur anderen. Angenommen, der Morgen würde sie auf dem großen Meer allein vorfinden. Das würde für den Kommandanten kein guter Start sein, dachte Allday.
    Er fühlte Wind im Nacken und zitterte. Der Wind hatte gedreht, genau wie York vorhergesagt hatte. Das Schiff lief so hoch wie möglich am Wind. Oben knallte gelegentlich die Leinwand, verlor dann den Wind, worauf der aufmerksame Rudergänger dann leicht abfiel und sie so wieder unter Kontrolle brachte.
    Allday hatte jemanden leise mit Fairbrother sprechen hören; es war der Stückführer, der der Bootssteuerer des Kommandanten war. Er trat in den dunkleren Schatten bei den Netzen, weil er keine Lust hatte, sich mit dem Mann zu unterhalten. Vielleicht würde er nach einiger Zeit seinen Posten richtig ausfüllen. Doch im

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