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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Affäre waren wieder wach geworden.
    Vom anderen Ende der Terrasse glänzte es rot. Ein Posten der Seesoldaten wanderte vor dem Fenster hin und her. Er gehörte zu den paar Männern, die Befehl hatten, das Haus so lange zu bewachen und dafür zu sorgen, daß nichts abhanden kam, bis der nächste Engländer eintraf. So war auch Somervell hierhergeschickt worden. Der König vertraute ihm. Man respektierte ihn wegen seiner liebenswerten Frau. Doch nicht aus anderen Gründen.
    Am Fuß der großen Treppe in der beeindruckenden Empfangshalle hatte er sie nachts angetroffen. Die Vorhänge hatten im Wind wie zerrissene Segel geweht. Sie hatte eine geladene Pistole an ihrer Hüfte verborgen gehalten. Er würde nie den Blick ihrer wunderbaren dunklen Augen vergessen, als sie den Eindringling erkannt hatte.
    Sie schrieb, daß ihr Mädchen Sophie sie verlassen würde. Sie wollte den Sohn eines wohlhabenden Bauern in Fallowfield heiraten. Er fragte sich, ob wohl Allday immer noch bedrückt war wegen des Abschieds von Unis. Liebe, dauerhafte Liebe, war neu für ihn und war so ganz unerwartet gekommen.
    Bolitho kehrte in die brütende Sonnenhitze zurück. Er war froh, daß er diesen Weg gemacht hatte. Es könnte vielleicht schwierig sein, ihr davon zu berichten, ohne sie zu verletzen. Doch wahrscheinlich ahnte sie, daß er dies als Wallfahrt unternommen hatte. Er lächelte.
    Er schritt die ausgetretenen Stufen hinab, blieb stehen und schaute sich noch einmal um. Die Fensterläden waren geschlossen. Und doch hatte er seltsamerweise das Gefühl, daß ihn dieses blinde Haus beobachtete.
    Allday hockte auf einem Poller an der Pier, den Hut tief über die Augen geschoben. Er stand sofort auf und winkte das lange, grüne Boot heran, das im Schatten eines Versorgungsschiffes gewartet hatte. Bolitho fragte sich, ob die neue Mannschaft wußte, welches Glück sie hatte, daß Allday über sie wachte. Andere Bootssteuerer, selbst ganz neu ernannte, hätten sie wahrscheinlich in der Hitze schmoren lassen, bis man sie wieder gebraucht hätte. Doch dieser schlottrige große Seemann kümmerte sich ständig um sie. Bis man ihn ärgerte. Dann war plötzlich die Hölle los.
    Allday beobachtete das sich nähernde Boot sehr kritisch. Ein zweiter Bootsteuerer, der sich hauptsächlich um die Pflege und die Sauberkeit des Bootes kümmern sollte, hatte man zu seinem Gehilfen gemacht. Für Allday, den seine alte Wunde so oft behinderte, war das sicher eine große Hilfe.
    Bolitho sah weg. Alldays Gesichtsausdruck machte nur allzu deutlich, daß der neue Mann noch viel zu lernen hatte.
    »Ganz schön viele Erinnerungen leben an diesem Ort, nicht wahr, alter Freund?«
    Nachdenklich antwortete Allday: »In der Tat, Sir, und mehr als nur ganz schön viele!«
    Impulsiv sagte Bolitho: »Ich weiß, wie du fühlst, wenn du an zu Hause denkst. Aber ich will dir sagen, daß Lady Catherine sehr dankbar ist, daß du mitgekommen bist. Und ich bin's auch.«
    Es war, als zöge eine Wolke weg. Allday grinste breit, so als trieben mit ihr auch seine Sorgen weg.
    »Also, wir brauchen jetzt nur noch Kapitän Adam hier, und dann sind wir zu allem bereit …« Er blickte mißbilligend, als das Boot mit viel zuviel Fahrt gegen die Fender krachte. Protheroe, der Vierte Offizier, ließ sich davon nicht beeindrucken. Er sprang an Land und nahm mit großer Geste den Hut ab: »Zu Ihren Diensten, Sir Richard!«
    Hinter seinem Rücken hörte Bolitho Allday auf den zweiten Bootssteuerer einreden. »Das ist mir egal, klar? Selbst wenn er ein verdammter Offizier ist, bist du verantwortlich. Behandel das Boot nicht wie einen Rammbock.«
    Protheroes strahlende Sicherheit war verschwunden, zwei rote Flecken blühten auf seinen Wangen. Er hatte jedes Wort so verstanden, wie Allday es beabsichtigt hatte.
    Bolitho nahm im Heck Platz und wartete auf das Ablegen des Bootes.
    Er sah zu Protheroe rüber und sagte leise: »Falls Sie das tröstet, ich bin als Midshipman mal mit dem Boot meines Admirals kollidiert.«
    »Oh!« hörte er erleichtert. »Oh ja.«
    Als der Lärm der Begrüßungszeremonie bei seinem Anbordkommen verklungen war, nahm Bolitho Allday zur Seite. »Kapitän Tyacke und ich sind heute in der Messe eingeladen. Das könnte für lange Zeit das letzte Mal sein.«
    »Das weiß ich, Sir!«
    Bolitho unterdrückte ein Lächeln. Wie viele andere hielt es wahrscheinlich auch Allday für absurd, daß der Admiral und der Kommandant des Schiffes auf eine Einladung warten mußten, bevor sie die

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