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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Nichts durfte auf einem Schiff, das so viele Meilen vom Heimathafen entfernt operierte, verschwendet werden. Ebenso der Schiffszimmermann und seine Leute. Evan Brace sollte der wohl älteste Mann im ganzen Geschwader sein. Jedenfalls sah er so aus. Aber er konnte immer noch Reparaturen ausführen wie jeder junge Mann und notfalls auch ein Boot bauen wie jeder andere.
    Bolitho hörte eine bekannte Stimme mit einem starken Yorkshire Akzent. Joseph Foxhill war der Böttcher, der früh an Deck nach genügend Platz suchte, um Fässer zu schrubben und zu säubern, ehe sie wieder gefüllt wurden.
    Ein Midshipman ging unterhalb der Achterdecksreling über das Deck. Die weißen Flecken auf seinem Kragen schienen hell in den schwächer werdenden Schatten. Bolitho wurde schmerzlich an Adam erinnert. Für ihn würde er wohl immer der Midshipman bleiben, der wie ein junges Füllen an Bord gekommen war, als seine Mutter starb. Er seufzte. Nie würde er Adams Gesicht vergessen, als er ihm den Tod Zenorias mitteilte. Es schmerzte, einen ungläubigen Zweifel darin zu entdecken. So als wolle er sich mit aller Kraft gegen die Tragödie wehren, sie ungeschehen machen. Man wacht auf und stellt fest, es war alles nur ein Traum … Er hatte nicht widersprochen, als sein Onkel ihn zum Sitzen aufforderte, und hatte ihn leise gebeten, alles zu wiederholen. Bolitho hatte in der geschlossenen Kajüte seine eigene Stimme wie eine fremde gehört. Er selbst hatte das Skylight geschlossen, damit keiner etwas hören konnte. Adam war Kapitän, wahrscheinlich einer der besten Kapitäne, über den die Marine jemals verfügt hatte. Aber in diesen dunklen, verzweifelten und schmerzenden Augenblicken schien er wieder der dunkelhaarige Junge zu sein, der den langen Weg von Penzance nach Falmouth zu Fuß gelaufen war, nur angetrieben von Hoffnung und dem Namen Bolithos.
    Er hatte gebeten: »Darf ich Lady Catherines Brief sehen, Onkel?«
    Bolitho hatte ihn beobachtet, wie sich seine Augen langsam von Buchstaben zu Buchstaben, von Zeile zu Zeile bewegten, so als höre er sie zu sich sprechen. Dann hatte er gesagt: »Es ist alles meine Schuld!« Als er aufschaute, war Bolitho schockiert gewesen, Tränen über Adams Wangen laufen zu sehen. »Aber ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich liebte sie so. Nun hat sie uns alle verlassen!« Und Bolitho hatte geantwortet: »Ich war auch Teil davon.« Catherines Worte klangen nach.
Das Zeichen des Satans.
Steckte hinter dem alten kornischen Aberglauben doch ein Körnchen Wahrheit?
    Danach hatten sie schweigend unten gesessen, bis Adam sich erhob, um zu gehen.
    »Ich trauere mit Konteradmiral Keen. Sein Verlust ist soviel größer, weil …« Er ließ den Rest ungesagt.
    Er hatte zum Hut gegriffen und seine Uniform zurechtgerückt. Wenn er an Bord seines Schiffes zurückkehrte, sollte man in ihm nur den Kapitän sehen. So wie es sich gehörte.
    Doch Bolitho, der ihn beobachtete, als er unter dem Schrillen der Pfeifen in sein Boot kletterte, hatte in ihm wieder nur den Midshipman gesehen.
    Er zuckte zusammen, als von oben Stimmen zu hören waren.
    »An Deck! Die
Zest
ist an Backbord in Sicht!«
    So wie gestern und an all den Tagen vorher. Er konnte sich die ranke Fregatte mit ihren achtunddreißig Kanonen vorstellen und natürlich ihren Kommandanten, Paul Dampier. Der war noch jung, eher dickköpfig und sehr ehrgeizig. Darin glich er Peter Dawes, Sohn eines Admirals, der jetzt in Halifax die
Valkyrie
führte.
    »An Deck!
Reaper
ist an Steuerbord in Sicht!« Eine kleinere Fregatte mit sechsundzwanzig Kanonen. James Hamilton, ihr Kommandant, war alt für seinen Rang. Er hatte in der Ehrbaren Ostindien Compagnie gedient, bis er auf eigenen Wunsch wieder in die Marine eingetreten war.
    Und weiter an Luv würde die kleine Brigg
Marvel
stehen. Sie mußte alles Verdächtige erkunden, große und kleine Buchten absuchen, wo ihre größeren Schwestern leicht den Kiel verlieren würden. Sie hatte Nachrichten zu überbringen und allerlei sonstige Aufgaben zu erfüllen. Bolitho hatte gesehen, wie genau Tyacke sie studierte, wenn sie in der Nähe war. Sie erinnerte ihn sicher an sein letztes Schiff.
Marvel
ähnelte der
Larne
sehr.
    Jetzt stand Allday am Fuß des Niedergangs zum Achterdeck. Er hielt den Kopf zur Seite geneigt und kümmerte sich nicht um die herumwirbelnden Matrosen, die die Rahen eilig trimmten, weil ihnen der Geruch von Frühstück in die Nase stieg.
    »Ist da was?« fragte Bolitho scharf.
    Allday schaute ihn

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