Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
das Signal ›Kommandant an Bord kommen!‹ gesetzt sehen. Wenn sie dann ankert, soll ›Sofort‹ gesetzt werden.«
    Mir rauher Stimme bot Allday an: »Ich kann das Boot klarmachen und ihn holen, Sir!«
    Bolitho sah ihn an. »Nein, alter Freund. Dies ist eine private Sache, solange es eben möglich ist.« Dann zu Avery: »Bitte, erledigen Sie das. Ich sehe Sie dann morgen früh.« Er machte eine Pause. »Ich danke Ihnen.«
    Allday wollte ihm folgen, doch Bolitho sagte: »Warte!«
    Allday setzte sich schwer. Sie waren allein. Er hörte nur, wie Ozzard die Pantry aufräumte.
    »Du wußtest, was die beiden füreinander empfanden?«
    Allday holte schwer Luft. »Ich habe sie zusammen gesehen !«
    »Gab es da irgendwelches Hintergehen?«
    Allday sah ihn genau an. Diesen Mann kannte er so gut, und doch fehlten ihm jetzt die Worte, die er dringend brauchte.
    Er sagte: »Nein, Sir, nichts dergleichen. Sie wissen, die Liebe ist für mich etwas Neues. Ich habe gehört, sie kann ein Segen sein, aber auch ein Fluch.«
    »Und du wußtest von ihrem Verhältnis?«
    »Ich hab's mehr gefühlt.«
    »Niemand darf das auch nur ahnen. Kapitän Adam bedeutet mir alles!«
    »Ich weiß, Sir. Das war für das arme Kind wie eine andere Welt.« Er zuckte mit den Schultern. »Sie sahen so aus, als ob sie zusammengehörten. Das war mein Gefühl.«
    Bolitho ging an ihm vorbei, blieb dann aber doch stehen und legte ihm die Hand auf die kräftige Schulter.
    »Ein Fluch, sagtest du?« Er dachte an Catherines Bericht:
das Zeichen des Satans.
    Dann sagte er leise: »Dann sollen sie jetzt ihren Frieden haben!«
    Er saß immer noch an dem offenen Heckfenster, als das erste Tageslicht über English Harbour fiel.
    In Cornwall würden sich bald nur noch wenige an das Ereignis erinnern. In abgelegenen Weilern würden manche noch altem Glauben und Aberglauben nachhängen und über die Höllenqualen derer reden, die sich darüber hinwegsetzten.
    Doch in diesen Morgenstunden gab es noch scheinbaren Frieden. Er wußte, daß Avery an Deck die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Er beobachtete, wie die
Anemone
langsam auf ihren Ankerplatz glitt. Für ihren Kommandanten war noch immer alles rätselhaft, er wußte noch nicht, worum es ging. Doch er ahnte, daß die Antwort in den Flaggen verborgen war, die sich in der frühen Brise kaum bewegten.
    Kommandant an Bord kommen – sofort!
     
     
     

Zweiter Teil: 1812

Täuschung
    Kapitän James Tyacke stand oben auf den Stufen des Niedergangs und wartete darauf, daß seine Augen sich an die frühe Morgendämmerung gewöhnten. Er wurde nie müde, diese Stunde zu genießen. Es war still, weil die Männer für den neuen Tag noch nicht an Deck gepfiffen worden waren. Und es war wegen der tiefen Schatten noch alles sehr persönlich. Und solche Augenblicke waren – selbst für den Kommandanten – rar auf einem Kriegsschiff.
    Bald würde die Sonne alles verändern – sie würde von Kimm zu Kimm leuchten und alles Geheimnisvolle vertreiben. Das Wasser an Bord wurde knapp. In wenigen Tagen müßten sie nach Antigua zurückkehren. Was würde dort auf sie warten? Neue Befehle, Nachrichten aus England, der Krieg, eine ganz andere Welt?
    Das alles war Tyacke ziemlich gleichgültig. Die
Indomitable
war sein Anliegen. Woche für Woche hatte er seine Mannschaft exerzieren lassen, so lange, bis man die erfahrenen Seeleute kaum noch von den Neulingen unterscheiden konnte. Kanonendrill, Segeldrill – doch zwischendrin immer wieder Pausen für die einfachen Freuden eines Seemanns. So weit weg und getrennt von den Lieben gab es nicht viel, das ihnen den Kummer vertrieb. Es gab Tänze an Deck und Ringkämpfe in den kurzen Hundewachen und Wettbewerbe, Mast gegen Mast. Wer konnte schneller reffen oder Segel schneller ausschütteln?
    Indomitable
war jetzt ein Kriegsschiff, das seine Pflicht erfüllen würde, wenn man sie einforderte.
    Doch die meiste Zeit hatte sie mit Patrouillen verbracht, mit immer der gleichen Routine von Stoppen und Durchsuchen. Selbst Neutrale wurden nicht geschont, damit niemand französische Häfen anlaufen konnte, um dort Handel zu treiben. Und immer suchten sie auch Deserteure der Königlichen Marine. Das LeeGeschwader hatte einige Prisen aufgebracht und viele Deserteure aufgegriffen, meistens auf amerikanischen Handelsschiffen. Die hatten gehofft, ein neues Leben in dem Land beginnen zu können, das sie für ein demokratisches Paradies hielten. Wahrscheinlich war es das auch verglichen mit den Härten, die sie

Weitere Kostenlose Bücher