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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Blackraven kaufte den Besitz in einem erbärmlichen Zustand und investierte ein Vermögen in die Renovierung. Aber er war zufrieden. Bei seinem jetzigen Aufenthalt würde er sich um das Haus in der Stadt kümmern, das er im Jahr zuvor in der Calle San José gekauft hatte. Die Farbe an den Wänden war abgebröckelt, an der Decke waren überall feuchte Flecken, und ein paar Dielen hatten sich verzogen, wie ihm Bernabela letzte Nacht im Bett gesagt hatte.
    Bernabela. Was sollte er mit ihr machen? Er hätte sich denken können, dass sie ihn, wenn sie ihn allein in seinem Haus in der Calle San José wusste, besuchen würde, sobald die Nacht ihr als Komplizin diente. Von Kopf bis Fuß eingehüllt, war sie durch die Straßen geeilt. Sie befand sich nur in Begleitung ihrer Sklavin Cunegunda, die mit einer Öllampe und einem Stock bewaffnet war, um die Hunde zu vertreiben, die sich nachts der Stadt bemächtigten.
    Nicht Angst, sondern Erregung war es, was Bernabela beherrschte. Die erste Begegnung mit Roger Blackraven hatte sie noch lebhaft vor Augen. Es war Nacht, als er an der Tür ihrer armseligen Behausung geklingelt hatte und sein Diener Somar einen völlig betrunkenen Valdez e Inclán hereinbrachte. Blackraven musste in ihrem Alter sein, aber auf sie hatte er den Eindruck eines Mannes gemacht, der im Leben schon so seine Erfahrungen gemacht hatte. Seine Blicke, sein Gebaren, sogar seine Kleidung entsprachen einem reifen, gefestigten, beeindruckenden Mann.
    Es war nicht der erste Mann, mit dem sie Valdez e Inclán betrog, aber es würde der letzte sein. Blackraven hatte sie mit seiner Leidenschaft gezeichnet. Auf dem Weg zu dem Haus in der Calle San José hatte sie an die erste gemeinsame Nacht denken müssen. Niemand hatte je solche Gefühle in ihr hervorgerufen. Während seiner Aufenthalte in Buenos Aires hatte er sich nie galant
gezeigt oder sie umschmeichelt wie die anderen. Er hatte eher gleichgültig und gelangweilt ihr gegenüber gewirkt. Aber sie hatte gespürt, wie seine Blicke über ihren Körper wanderten, ihn erkundeten, bewunderten, provozierend und aufreizend. Ihn in der Nähe zu wissen – er hatte damals bei ihnen im Haus gewohnt – hatte ihn noch begehrenswerter gemacht. Sie hatte sich seinerzeit etwas übergeworfen und war über den Flur ins Gästezimmer gegangen. Ohne zu klopfen, war sie in das Zimmer geschlüpft.
    »Ich habe Sie erwartet«, hatte sie ihn sagen hören.
    Nicht einmal seine Dreistigkeit hatte sie gestört. Im Halbdunkel war sie seiner Stimme gefolgt und fand ihn im Sessel vor, die Füße auf einem Schemel, wo er eine bernsteinfarbene Flüssigkeit trank.
    Er stellte das Brandyglas beiseite und stand auf. Sie stand reglos da, aber innerlich vibrierte sie.
    Er war erfahren. Dominant, gebieterisch, despotisch. Sie gehorchte willenlos und unterwarf sich seinen Launen, seinen Forderungen. Der Höhepunkt war wie ein Sturm.
    Bela wusste, dass diese unermessliche, vollkommene Lust ihr die Lebensfreude zurückgeschenkt hatte. Nichts würde sie aufhalten: weder die Skrupel, das Haus ihres Mannes zu verlassen, noch die stockfinstere Nacht, weder die wilden Hunde noch irgendwelche Unholde. Nichts. Wie unter einem Bann ging sie ohne jede Furcht durch die Straßen. Die Vorfreude machte sie kühn und unbesiegbar.
    Somar klopfte an die Tür des Arbeitszimmers, in dem Blackraven gerade ein paar Schreiben verfasste.
    »Doña Bela ist da«, vermeldete er. Roger fluchte leise.
    »Sie soll eintreten«, sagte er ein paar Sekunden später.
    »Geliebter«, seufzte Bernabela, während sie das Umschlagtuch abnahm und auf ihn zuging. »Ich hatte solche Sehnsucht nach dir!« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang die Arme um seinen Hals. »Was für eine Freude, als wir heute deine Nachricht
bekamen! Warum bist du so lange fortgeblieben? Mehr als ein Jahr, Roger! Wenn du nicht gekommen wärst, wäre ich vor Überdruss gestorben.«
    »Bela, wie konntest du so leichtfertig sein?«, ereiferte er sich. »Dein Mann wird merken, dass du nicht da bist.«
    »Mach dir keine Gedanken, Geliebter. Cunegunda hat sich um ihn gekümmert. Er ist bis zum Morgen außer Gefecht gesetzt. Gehen wir in dein Schlafzimmer?«
    Blackraven war seit Wochen mit keiner Frau mehr zusammen gewesen, und obwohl noch ein paar Angelegenheiten zu klären waren, bevor er sich nach El Retiro zurückzog, konnte er beides doch durchaus unter einen Hut bringen. Er führte sie in sein Schlafzimmer. Unter dem Mantel trug Bernabela ein

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