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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Álzaga starrte immer noch auf die Tür.
    Auf dem Rücken von Black Jack kehrte Blackraven nach El Retiro zurück. Als erstes vergewisserte er sich, dass die Wachen auf ihren Posten waren. In der Nähe des Gartens saßen Béatrice und Louis unter einem großen Lindenbaum und tranken Tee, während Melody und die Kinder sich ganz in der Nähe mit Seilspringen vergnügten. Víctor und Melody schwangen das Seil, und Angelita sprang; Jimmy und Sansón beobachteten sie von der Wiese aus. Blackraven dachte, dass nur Melody es schaffte, ein trauerndes Mädchen dazu zu bringen, zu lachen und zu singen. Er gab die Zügel einem Reitknecht und ging auf den Tisch zu.
    »Wir dachten, es sei eine gute Idee, den Tee im Garten einzunehmen«, sagte Béatrice, »so wie früher in Versailles, erinnerst du dich?« Blackraven nickte. »Demnächst wird es früh dunkel und dann geht es nicht mehr. Komm her, mein Lieber, setz dich. Ich werde dir Kaffee bringen lassen.«
    »Ich mache mich nur ein wenig frisch. Ich bin gleich zurück.«
    Wieder im Garten, stellte er fest, dass die Kinder inzwischen mit am Tisch saßen und den Kuchen und die Süßigkeiten von Siloé verschlangen.
    »Guten Tag!«, rief er und setzte sich neben Melody.
    »Wie schön, dass du so früh zurück bist«, sagte sie leise zu ihm. Sie bekam immer noch Herzklopfen, wenn sie ihn sah.
    Auch beim Abendessen waren alle guter Stimmung. Blackraven berichtete von seinem Besuch bei Manuel Belgrano, der noch immer an der Wiedereröffnung seiner Zeichenschule interessiert war. Außerdem sprachen sie über Guadalupe de Moreno und ihre Idee zu dem Hospiz, über Elisea und die Fortschritte, die ihre Gesundheit machte, und schließlich über die Arbeiten in der Calle San José. Doch Blackravens Glück wurde auf einmal von einem dunklen Gedanken getrübt. Mit der Harmonie würde es bald vorbei sein, wenn er Marie und Louis fortbrachte und Isaura lange Zeit allein wäre. Wie sehr hatte er sich als Kind
immer gewünscht, von den Menschen umgeben zu sein, die er liebte, so wie in diesem Moment, an diesem Tisch.
    Später, im Schlafzimmer, rieb Melody seinen Rücken mit einem von Trinaghantas Ölen ein. Er war entspannt, fast ein wenig schläfrig, da spürte er ihren Atem in seinem Nacken, dann ihre Lippen und schließlich ihre Zunge an seinem Ohr. Er genoss ihre Berührungen und drehte sich zu ihr um. Er nahm sich von dem Öl und massierte ihr damit die Brüste, dann den Bauch und den Po. Voller Erregung packte er sie schließlich und legte sich auf sie.
    Plötzlich hielt er inne und lauschte angespannt.
    »Was ist?«
    Blackraven bedeutete ihr, sie solle schweigen. Außer den surrenden Insekten und den quakenden Fröschen, die Regen ankündigten, hörte sie nichts, bis es plötzlich an der Tür kratzte.
    »Was ist das?«, fragte sie ängstlich.
    »Sansón. Er will herein. Etwas beunruhigt ihn.«
    Blackraven ließ den Neufundländer hinein, der sofort zum Fenster lief, wo er mit aufgestellten Nackenhaaren anfing zu bellen.
    »Was ist denn los, Junge?«, fragte Blackraven und zog sich an.
    Man hörte einen Schuss und dann das Geschrei der Wachposten.
    »Roger!«, rief Melody entgeistert.
    »Ganz ruhig, bestimmt ist es nur ein Einbrecher. Ich bin gleich zurück. Bleib hier und verlass auf keinen Fall das Zimmer, hast du gehört?«
    Sie sah, wie er eine Feuerwaffe aus einer stets verschlossenen Kiste holte und nach seinem Rapier griff. Dann stürzte er mit Sansón aus dem Zimmer. Melody hatte Angst. Sie zog ihr Nachthemd und den Morgenrock an und schlüpfte in ihre Seidenpantoffeln. Danach löschte sie die Kerzen und zog den Vorhang beiseite.
    Unten herrschte eine große Aufregung. An den sich hin und her bewegenden Fackeln sah man, dass die Wachen den Park absuchten. Die Neugier trieb sie hinaus auf den Balkon, doch als sie glaubte, Víctor weinen zu hören, stürzte sie sogleich wieder ins Zimmer.
    Aber alles war ruhig. Víctor schlief tief und fest, ebenso wie Jimmy und Angelita. Sie hatten von dem Aufruhr draußen nichts mitbekommen. Ratlos kehrte Melody in ihr Zimmer zurück.
    Sie zündete die Kerzen wieder an und ging im Kreis herum. Dann trat sie ans Fenster. Als sie den Vorhang beiseiteschob, stand auf einmal William Traver vor ihr. Sie stieß einen Schrei aus und wich zurück.
    »Mister Traver! Sie haben mich zu Tode erschreckt!«
    »Es tut mir leid, Miss Melody. Ich wollte das Zimmer gerade verlassen, da hörte ich Sie kommen.«
    »Schon in Ordnung.«
    Doch auf einmal fiel ihr auf,

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