Dem Winde versprochen
der uns die Information über den Angriff auf mein Lager gegeben hat«, wandte Sarratea ein.
»Du hast ihm nicht geglaubt.«
»Stimmt. Trotzdem habe ich zwei Wachen abgestellt.«
»Aber ein paar Reales hat dich die verbrannte Ware doch gekostet.«
»Achthundert Pesos, um genau zu sein. Erinnere mich bloß nicht daran.« Sarratea leerte sein Glas mit einem Zug. »Ob der Neger uns was zu sagen hat?«
»Nach dem Angriff auf dein Lager«, sagte Álzaga, »habe ich Nachforschungen über ihn angestellt. Er genoss gewisse Vorrechte im Hause Valdez e Inclán, weil er der Sohn der Lieblingssklavin von Doña Bernabela ist. Jetzt, da sie sich ins Kloster zurückgezogen hat, wird sich das geändert haben. Weil er nichts zu tun hat, ist er meistens in der Stadt unterwegs. Er kennt Tambor und Mondongo wie seine Westentasche, er verkehrt bei den fahrenden Händlern und gehört zur Bruderschaft von San Baltasar. Er weiß alles über die Leute: wie sie leben, was sie tun, welche Geheimnisse sie haben. Seit einiger Zeit schon denke ich, dass es von Vorteil sein könnte, so einen wie diesen Sabas als Spion zu haben.«
Álzaga streckte seinen Stock aus und schlug damit auf die nackte Wade des Sklavenjungen, der neben seinem Stuhl stand.
»Zu Diensten, mein Herr.«
»Remigio, geh hinaus und frag diesen Neger da draußen, was er will.«
Der Junge war schnell wieder zurück.
»Sabas fragt, ob Sie so nett wären, ihm ein paar Minuten Ihrer Zeit zu schenken. Er sagte, er wolle Ihnen etwas Wichtiges sagen.«
»Geh und sag, ich empfange ihn in einer Stunde in meinem Geschäft.«
Sabas ging durch die Calle de la Santísima Trinidad bis zur Plaza Mayor. Álzagas Geschäft befand sich ganz in der Nähe. Er setzte sich vor die Tür einer Kneipe gegenüber. Mehrere Gäste tranken Bier und spielten Karten. Jemand spielte Gitarre und sang ein indianisches Klagelied, das sich mit den Rufen von zwei Indios vermischte, die auf der Straße Jaguarfelle, Wollponchos und Staubwedel aus Straußenfedern feilboten.
Nachdem Álzaga das Geschäft betreten hatte, wartete Sabas noch ein paar Minuten. Dann ging er auf Umwegen zur Ladentür und läutete. Es öffnete Remigio, der Sklavenjunge, und sagte, der Herr Martín würde ihn in seinem Büro erwarten.
»Du hast mir also etwas Wichtiges zu sagen«, empfing ihn Álzaga.
»So ist es, Euer Gnaden. Etwas sehr Wichtiges.«
»Dann sprich.« Weil Sabas den Mund nicht auftat, drängte Álzaga ihn: »Was ist? Warum sagst du nichts?«
»Es ist sehr wichtig.«
»Das sagtest du schon.«
»So wichtig, dass Euer Gnaden mir sehr dankbar sein wird.«
»Wie viel verlangst du?«
»Vierhundert Pesos.«
Álzaga sprang auf. »Du dreister, niederträchtiger Neger! Was kannst du schon wissen, das so viel wert ist? Los, raus hier, bevor ich dich als Betrüger verhaften lasse!«
Sabas sah ihn weiter ruhig und gelassen an. Álzaga war irritiert. Die Kaltblütigkeit des Sklaven überraschte ihn.
»Ich muss schon sagen, du bist ganz schön mutig, hier einfach herzukommen, mir ins Gesicht zu sehen und Geld zu verlangen.« Sabas stierte ihn weiter schweigend an. »Sag mir, was du mir sagen wolltest, und dann entscheide ich, ob die Information etwas wert ist.«
»Es ist eine Verschwörung gegen Sie im Gange. Und auch gegen Señor Sarratea und Señor Basavilbaso. Man wird Sie alle drei am selben Tag, zur selben Stunde, überfallen.«
»Wer steckt dahinter?« Sabas schwieg. »Wann?«, fragte Álzaga wütend.
»Das weiß ich nicht, aber ich werde es bald herausfinden, wenn Euer Gnaden das wünschen.«
»Ja, ich wünsche, dass du das herausfindest. Sobald du etwas weißt, kommst du hierher und ich werde dir geben, was du verlangst.«
»Es wird Sie vielleicht auch interessieren«, fügte Sabas gelassen hinzu, »dass ich Señora Amelia Cámara und ihren Sohn, den kleinen Martín, kenne.«
»Verfluchter Neger«, stammelte Álzaga wutentbrannt.
»Keine Sorge. Ich kann schweigen wie ein Grab. Doch wenn mir etwas geschieht, was auch immer – wenn ich zum Beispiel an dem Tag verschwinde, an dem ich Ihnen die Information überbringe –, wird jemand zu Ihrer Frau gehen und ihr von Ihren Besuchen bei der Dame berichten. Und er wird ihr sagen, wie ähnlich der kleine Martín Ihnen sieht.« Der harmlose Ausdruck verschwand aus seinem Gesicht, als er weitersprach: »Ich bin schwarz, aber nicht blöd. Jetzt muss ich gehen, wenn Sie erlauben. In ein paar Tagen komme ich wieder.«
Sabas hatte das Büro schon verlassen, doch
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