Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
Vom Netzwerk:
musste verschoben werden. Nach den letzten Gesprächen mit Belgrano und seinen Kameraden hatte Blackraven vorgehabt, den spanischen Vizekönig zu entmachten und ihn noch vor Jahresende durch eine Regierung von Einheimischen zu ersetzen. Die Bedingungen waren günstig, und er bedauerte, die Chance nicht nutzen zu können.
    Außerdem raubte ihm der Sklavenaufstand den Schlaf. Er wollte nicht aufbrechen, ohne dass die Sache vom Tisch war. Anfänglich hatte er Karfreitag stattfinden sollen. Dann hatte Maguire beschlossen, ihn vorzuverlegen, aber nun rückte der Zeitpunkt immer näher und nichts geschah. Papá Justicia hatte ihm versichert, die Verschwörer hätten noch keine Entscheidung getroffen. ›Das sind mir schöne Anführer!‹, dachte er wütend. ›Sie sind nicht einmal in der Lage, ein Datum festzulegen.‹
    Außerdem beschäftigte ihn die Frage, wo er seinen Cousin und seine Cousine verstecken sollte. Auf seine Anwesen auf Antigua, Ceylon und in London würde man sofort kommen. Sardinien wäre eine gute Möglichkeit, doch auch diese Lösung befriedigte ihn nicht. Wenn man das Gesicht des Feindes nicht kennt, wird die ganze Welt zu einem unsicheren Ort.
     
    Eines Abends rief Blackraven Servando zu sich in sein Arbeitszimmer. Bevor er den Raum betrat, nahm er sein Kopftuch ab.
Er stellte fest, dass Somar auch da war, der am anderen Ende des Raumes stand.
    »Tritt ein, Babá.« Sein Herr nannte ihn nur so, wenn sie unter sich waren.
    »Zu Diensten, mein Herr.«
    »Du hast deine Herrin sehr gern, nicht wahr?« Der Sklave bejahte. »Warum?«
    »Weil Miss … Weil die Herrin mich respektiert. Sie sagt, ich sei ein guter Mann.«
    »Deine Herrin hat mich gebeten, dich aus dem Schlachthof zu holen. Sie will nicht, dass du weiterhin Tiere zerlegst. Sie wünscht, dass du das Polstererhandwerk erlernst. Ist das in Ordnung für dich?«
    »Ja, sehr sogar, Herr.«
    »Erst musst du einen anderen Sklaven einweisen, damit er dich beim Schlachten ersetzen kann. Du kannst ihn selbst auswählen und gibst mir dann Bescheid. Du sorgst dafür, dass er so gut wird wie du, habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    »Ja, Herr.«
    »Ich halte dich für einen intelligenten Mann, Babá. Ich weiß, dass du ein paar meiner Bücher gelesen hast«, sagte er und deutete auf das Regal.
    Blackraven gefiel es, dass er schwieg und sich nicht damit rechtfertigte, die Gräfin habe ihm das erlaubt. Das zeigte, dass er sie wirklich gern hatte. Lieber nahm er eine Strafe in Kauf, als sie zu kompromittieren.
    »Es tut mir leid, Herr.«
    »Schon gut. Es stört mich nicht, wenn du dir ein Buch nimmst, solange du es wieder zurück an seinen Platz stellst.«
    »Danke, Herr.«
    »Was ich dir jetzt sage, darfst du niemandem verraten, nicht einmal Gott. Wenn du es doch tust, wirst du mit deinem Leben dafür bezahlen. Hast du mich verstanden?« Servando nickte.
»Ich werde Buenos Aires bald für ein paar Monate verlassen, und die Frau Gräfin wird mich nicht begleiten. Somar ist für ihre Sicherheit verantwortlich, und du wirst ihm zu Diensten sein. Du wirst ihm genauso gehorchen wie mir, und was er dir sagt, wirst du nie in Frage stellen.«
    »Ja, Herr.«
    »Jetzt wird Somar dich zu einem Ort bringen, über den du absolutes Stillschweigen bewahren musst. Sollten die Frau Gräfin und die Kinder einmal in Gefahr und Somar aus irgendeinem Grund nicht da sein, wirst du sie dorthin bringen, bis ich persönlich sie dort abhole. Dort werden sie alles Notwendige finden, um eine längere Zeit überleben zu können. Sollte es dazu kommen, wirst du einen Mann aufsuchen, dem ich vertraue, und ihm berichten, was geschehen ist. Bevor du mit ihm sprichst, nennst du ihm eine Losung. Weißt du, was das ist?«
    »Ja, Herr.«
    »Gut. Nach der Losung berichtest du ihm alles. Er wird sich dann mit mir in Verbindung setzen.«
    Er reichte ihm einen Zettel, auf dem stand: Eddie O'Maley, Calle de la Concepción, 78 . Losung:
Der König hat den Scheiterhaufen von Ben-Hinnom zerstören lassen
.
    Antwort:
Damit niemand mehr seine Kinder zu Molochs Ehren opfert
.
    Blackraven nahm ihm den Zettel wieder ab und verbrannte ihn. Dann bat er ihn, den Inhalt zu wiederholen.
    »Von Zeit zu Zeit wird Somar dich bitten, die Losung zu wiederholen, um sich zu vergewissern, dass du sie nicht vergessen hast. Und jetzt geh mit ihm los. Er wird dir den Ort zeigen.« Bevor er den Raum verließ, hielt Blackraven ihn kurz fest: »Babá, wenn du mir gute Dienste leistest und mir absolut treu ergeben bist,

Weitere Kostenlose Bücher