Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
Vom Netzwerk:
gestern war der Stall voller Kinder.«
    »Miss Melody bringt ihnen Lesen und Schreiben bei.«
    »Sie scheinen ja alles über Miss Melody zu wissen. Und jetzt erzählen Sie mir, was es mit diesen beiden Fällen auf sich hat.«
    Covarrubias stand Rede und Antwort, und Blackraven hakte nach und machte sich Notizen.
    »Von jetzt an werde ich mich persönlich um diese Fälle und alle weiteren dieser Art kümmern.«
    »Exzellenz«, protestierte der Rechtsanwalt, »meine Unterstützung für Miss Melody ist nicht zum Nachteil der Aufgaben, die Sie mir übertragen haben. Ich mache das in meiner Freizeit und vernachlässige keineswegs meine Pflichten.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel, Doktor.«
    »Ich kann mich um beides kümmern.«
    »Das werden Sie nicht. Die Sache mit dem Schwarzen Engel ist aus dem Ruder gelaufen, und ich kann mir keinen Skandal leisten. Ich werde mich selbst darum kümmern.«
    »Darf ich Miss Melody weiterhin in diesem Haus besuchen? Meine Absichten sind ernst, Exzellenz. Ich möchte um ihre Hand anhalten«, sagte er ungewohnt beherzt.
    »Was Sie und Señorita Maguire aus Ihrem Leben machen, geht mich nichts an. Ich sage nur eines: Ich werde nicht länger zulassen, dass mein Name oder der meiner Familie weiterhin mit diesen Skandalen in Verbindung gebracht wird. Und nun zu unseren Angelegenheiten, Covarrubias. Ich habe schon zu viel Zeit mit diesem Unsinn vergeudet.«
     
    Am Abend rief Blackraven Somar in sein Büro. Sein türkischer Gefolgsmann fand ihn auf dem Sofa liegend vor, während Trinaghanta, die junge Senegalesin, die sich seit Jahren um seine persönliche Betreuung kümmerte, ihm die Füße massierte.
    »Hat sie die Sklavin gebracht?«, fragte Blackraven, ohne die Augen zu öffnen.
    »Ja, heute Morgen. Sie heißt Miora.«
    »War sie wieder mit den Kindern im Stall?«
    »Nein. Sie hat sich hinunter zum Fluss begeben.«
    »Ich vermute, es gab keine Probleme mit den Wäscherinnen.«
    »Nein. Sie scheinen sie zu mögen.« Blackraven lächelte spöttisch.
    »Klar. Der Schwarze Engel, die Wohltäterin der Sklaven.«
    »Wird sie so genannt?«
    »So wird sie genannt. Hast du dich darum gekümmert, dass die Kinder ihr Glas Milch bekommen haben?«
    »Ja.«
    »Du wirst dich um zwei weitere Angelegenheiten kümmern. In meiner Schreibmappe findest du Näheres.« Somar ging zum Schreibtisch und las. »Dem ersten Herrn, der seinem Sklaven den Besitz streitig machen will, stattest du einen Besuch in seinem Haus ab. Nimm Milton oder Shackle mit, aber sorge dafür, dass Louis in der Herberge nicht unbewacht ist.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Du lässt ihn das in der Mappe liegende Schriftstück unterzeichnen und dann bringst du es Covarrubias, damit er es beglaubigt. Dem zweiten bietest du zweihundert Pesos für die Sklavin Felipa. Wenn er nicht darauf eingeht, überzeugst du ihn mit anderen Mitteln, aber dann sieht er keinen Cent. Ich will, dass diese beiden Angelegenheiten binnen vier Tagen erledigt sind. Und jetzt sattele mein Pferd. In zwei Stunden treffe ich mich mit O’Maley und Zorrilla.«
    »Soll ich dich begleiten?«
    »Nein. Nicht nötig. Ich werde nicht hier schlafen, ich bleibe in meinem Haus in der San José.«
    Blackraven nahm unter der Obhut von Trinaghanta ein
schnelles Bad und zog bequeme Reitkleidung an. Auf dem Flur sah er flüchtig Melodys Gestalt, die gefolgt von Sansón in Víctors Zimmer schlüpfte. Durch den Türspalt sah er sie auf dem Rand des Bettes sitzen. Der Kleine hatte die Hände um ihren Hals geschlungen und schluchzte. Er hatte schlecht geträumt. Melody sprach mit ihm und strich mit der Hand über seinen Rücken. Schon wieder ruhiger, war Víctor bereit, sich wieder ins Bett zu legen, und sie deckte ihn zu. Sie sang ihm ein Lied vor, bis er eingeschlafen war, und wollte dann zurück in ihr Zimmer. Blackraven stellte sich ihr in den Weg.
    »Sansón, verschwinde«, befahl er leise.
    »Geh zu Víctor«, sagte Melody und tätschelte den riesigen Kopf.
    Verwirrt schaute Blackraven von dem Mädchen zu dem Hund, der mit der Schnauze die Tür aufstieß und in das Zimmer trottete.
    »Angesichts der Ereignisse von heute Morgen schulden Sie mir, glaube ich, eine Erklärung, Señorita Isaura.«
    »Das glaube ich nicht, Sir. Sie haben keinen Zweifel daran gelassen, dass Sie mich für eine Hure halten. Was soll ich dem hinzufügen? Wenn Sie es wünschen, werde ich noch morgen früh das Haus verlassen.«
    Blackraven drückte sie gegen die Wand.
    »Sagen Sie mir, was Sie dort zu suchen

Weitere Kostenlose Bücher