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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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hatten!«
    »Ach, ich denke, ich bin eine Hure. Was sollte ich sonst im Bordell?«
    »Sie können keine Prostituierte sein!«
    »Bin ich auch nicht!«, rief Melody und presste die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. »Aber ich wünschte, manch eine von den ach so feinen katholischen Frauen aus Buenos Aires wäre so großzügig wie diese Huren, die Jimmy und mich aufnahmen, als wir vor Hunger und Kälte fast umgekommen wären. Und jetzt lassen Sie mich gehen. Es ist spät, und ich bin müde.«
    »Bitte«, flehte Blackraven und hielt sie an den Armen fest.
    Die Berührung traf beide wie ein Blitz. Gebannt sahen sie sich in die Augen. Jegliche Wut war verschwunden. Der zarte Stoff des Nachthemdes ließ ihn Melodys weichen Körper spüren. Sie zitterte und sah klein und hilflos aus. Er wollte sie schützen, sie von der Welt fernhalten, die ihr so großen Schaden zufügen konnte, und vor allen, die etwas von ihr wollten – die Sklaven, Víctor, Covarrubias –, denn Isaura Maguire gehörte ihm.
    Ja, sie gehörte ihm, aber er wollte auch zu Isaura Maguire gehören, zu dieser Fröhlichkeit um sie herum, die er mit einem einzigen ›Guten Tag‹ zunichte gemacht hatte. Andere Frauen schmeichelten ihm, machten ihm den Hof, verzehrten sich nach ihm, und sie strafte ihn mit Verachtung. Er konnte diesen Blick nicht ertragen. Sie wusste es nicht, aber er war ihr vollkommen ausgeliefert. Das beunruhigte ihn, und er versuchte, dem betörenden Blick der türkisfarbenen Augen zu entkommen.
    Sein Blick fiel auf Melodys Mund und er fragte sich, wie ein solcher Engel einen derart sinnlichen Mund haben konnte. Sein Puls ging schneller.
    Melody spürte, dass Blackraven ihr etwas sagen wollte, aber nicht die passenden Worte fand. Sie wagte nicht, den Blick abzuwenden, in der Angst, etwas würde zerbrechen. Er hielt sie immer noch fest, ohne ihr wehzutun, doch seine Hände schienen sie zu verbrennen. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.
    Als er sich zu ihr beugte, um sie zu küssen, stieß sie ein leises »Nein« aus, aber als er ihr ins Ohr flüsterte: »Hasse mich nicht«, gab sie nach, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Sie wäre zu Boden gesunken, wenn Blackraven sie nicht gehalten hätte. Alle Dämonen schienen verbannt, und zum ersten Mal verspürte sie in der Nähe eines Mannes keine Angst.
    Als seine Lippen sich auf ihre legten, ließ sie sich küssen. Dann löste Blackraven seinen Mund von Melodys und wollte ihre Wangen küssen. Da merkte er, dass sie weinte. Er sah ihr ins Gesicht:
Die Augen waren fest geschlossen, doch unter den Lidern quollen Tränen hervor. Sie zitterte vor Angst, genau wie am Abend zuvor.
    »Isaura, bitte nicht.«
    Er nahm sie in den Arm und brachte sie in ihr Schlafzimmer. Er legte sie aufs Bett und deckte sie mit dem Laken zu. Sie lag zusammengekauert da und zitterte und schluchzte leise vor sich hin, um Jimmy nicht zu wecken, der auf einer Pritsche am Fenster schlief. Sie tat ihm leid. Er hätte sich am liebsten neben sie gelegt und sie an sich gedrückt, doch ihn beschlich der Verdacht, dass er der Grund für ihren Zusammenbruch war. Er verließ das Schlafzimmer.

Kapitel 10
    Bernabelas nackter Körper hatte trotz der vielen Jahre immer noch eine erregende Wirkung auf Alcides. Das lange Haar fiel ihr über den Rücken und, als sie stöhnend den Kopf zurückwarf, auf Blackravens Beine. Die riesigen, braunen Hände streichelten die weißen Brüste, während Bela ihre Hüften kreisen ließ. Alcides bewunderte die Beherrschung, die Blackraven bis zum Ende bewahrte. Er kannte sie genau, er wusste, wann er sie wo berühren musste, welche Stellung ihr die meiste Lust bescherte, wann der Orgasmus sie übermannte.
    Nie würde er das erste Mal vergessen, als er die beiden zusammen gesehen hatte. Es war bei Blackravens letztem Besuch gewesen, Ende 1804 . Seine Verblüffung hatte ihn daran gehindert, in das Schlafgemach zu stürzen und Blackraven zum Duell zu fordern. Sein Leben wäre noch am selben Abend beendet gewesen, ganz gleich, welche Waffe er gewählt hätte. Er hatte selten einen Mann getroffen, der so geschickt mit Messer und Degen umgehen konnte, von seiner Treffsicherheit ganz zu schweigen. Er konnte den Blick nicht von dem Bild abwenden. Hass stieg in ihm auf. Diese Frau, die da stöhnte und deren Beine Blackravens Hüften umschlangen, hatte nichts mit seiner Bela gemein, die immer so züchtig im Bett war und sich ihm gern entzog.
    Bald merkte er, dass es ihm gefiel, ihnen

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