Dem Winde versprochen
zuzuschauen, dass er danach im Schoße irgendeiner Sklavin die intensivsten Höhepunkte hatte. Und so gab er Nacht für Nacht vor, dass er sich von Cunegundas Schlaftrunk betäuben ließ, und schlich durch die
Dunkelheit zu Blackravens Fenster. Und während er sich selbst befriedigte, dachte er darüber nach, wie er seinen Rivalen vernichten könnte.
In der Nacht war er Bela und Cunegunda in die Calle San José gefolgt, wie an jedem Abend, an dem Blackraven nicht in El Retiro weilte. Er kam leicht hinein, denn er besaß einen Schlüssel. Zum Glück waren Somar, Trinaghanta und der Neufundländer im Landhaus geblieben. Er konnte sich völlig ungezwungen bewegen, denn die wenigen Sklaven des Hauses schliefen im hinteren Teil. Cunegunda wartete wie immer in der Küche.
Blackraven war bei den letzten Treffen irgendwie verändert; auch Bela war dies aufgefallen, und ihre schlechte Laune während seiner Abwesenheit hatte sich seit seiner Rückkehr kein bisschen gebessert. Alcides fragte sich, ob Miss Melody etwas mit der Veränderung zu tun hatte. Sabas, der ihn täglich mit Nachrichten aus El Retiro versorgte, versicherte ihm, das Verhältnis mit der Hauslehrerin habe sich nicht gerade zum Besten entwickelt. Er wusste, dass Miss Melody jeden auf die Palme bringen konnte, sogar den unerschütterlichen Blackraven. Interessanter fand er hingegen, dass eine der Sklavinnen, Berenice, schwor, sie eines Abends in der Küche in einer kompromittierenden Situation gesehen zu haben. Angeblich hatte Miss Melody Blackraven in glühender Erregung stehen lassen.
Verzückt lauschte er Belas lustvollem Stöhnen, als sie den Höhepunkt erreichte. Sekunden später fand auch er Erleichterung. Als er hochschaute, sah er Blackraven durchs Zimmer gehen. Bela lag mit geschlossenen Augen im Bett. Es war offensichtlich, dass Blackraven keine Erfüllung gefunden hatte, und man merkte Bela die Demütigung und Verbitterung an. Bald würde er sie fallen lassen, das ahnte auch sie.
Was sollte es. Er würde ohnehin in der nächsten Zeit sterben. Es war Alcides schwergefallen, zu entscheiden, wie er ihn töten
wollte. Blackraven war immer auf der Hut, er wusste, dass an jeder Straßenecke der Tod lauern konnte. Alcides bewunderte ihn, auch wenn es ihm schwerfiel, sich das einzugestehen. Es war eine Mischung aus Bewunderung, Hass und Neid.
Zum ersten Mal in vielen Jahren war seine Angst vor Blackraven wie weggeblasen. Blackraven war nicht unbesiegbar. Er selbst verfügte durchaus über Waffen, um ihn anzugreifen. Er kannte Blackravens Achillesferse, das war immer schon so gewesen, aber erst nachdem er Belas Untreue entdeckt hatte, würde er in der Lage sein, den Mut aufzubringen, ihm den tödlichen Stoß zu versetzen. Schon vor einiger Zeit hatte er den Mechanismus angestoßen, der dem Leben des Mannes ein Ende setzen würde, der ihm den meistgeliebten Schatz geraubt hatte.
Er war stolz darauf, wie klug er vorgegangen war, um die tödliche Mischung aus Geheiminformation und Hass zu erzeugen, die Blackraven matt setzen würde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis seine Feinde sich auf ihn stürzen würden.
Die Botschaft muss nur die richtigen Ohren erreichen, wenn sie es nicht schon getan hat.
Er sehnte Blackravens Tod herbei, nicht nur aus Rache, sondern weil er danach ein vermögender Mann wäre, denn der größte Teil seiner Besitztümer und Geschäfte am Río de la Plata lief auf dessen Namen.
Alcides steckte das Hemd in die Hose, legte den Umhang um und verschwand so still, wie er gekommen war.
Vor einer Woche hatte Blackraven das Landgut verlassen. Seitdem hatten sie nichts mehr von ihm gehört. Melody sagte sich, dass es so besser sei. Ohne ihn verlief das Leben wieder so angenehm und friedlich wie vor seiner Ankunft. Obwohl Víctor ihn vermisste und Somar ständig nach ihm fragte. Der zuckte nur mit den Schultern.
»Bei Ihrem Vormund weiß man nie, Víctor.«
Melody trieb Fuoco an und drehte sich zu Sansón um, der hinter
dem Pferd herlief. Sie schaute zum Fluss, wo am Horizont die Sonne aufging.
Irgendwie vermisste sie Blackraven. Immerzu musste sie an die letzte Begegnung im Schutz der Dunkelheit denken. »Hasse mich nicht«, hatte er gefleht, und sie hatte den Eindruck gehabt, dass er traurig war. Ob sein Schmerz echt war? Konnte sie einem Mann wie ihm, einem mit allen Wassern gewaschenen Verführer, trauen? Es ging das Gerücht um, er und Doña Bela hätten eine Affäre. Konnte das wirklich stimmen? Küsste er sie, wie er sie,
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