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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Melody begann zu singen. Jetzt wusste Blackraven, warum man ihr diesen Namen gegeben hatte. Ihre Stimme bewegte ihn zutiefst. Im Laufe seines Lebens hatte er die besten Opernsänger gehört, aber das war nichts im Vergleich zu der Anmut dieser betörenden tiefen Stimme. Isaura Maguire wäre ein Star auf jeder europäischen Bühne gewesen.
    »Guten Tag«, gab sich Blackraven jetzt zu erkennen.
    »Roger, mein Lieber.« Béatrice lief auf ihn zu.
    »Exzellenz«, sagte Covarrubias sichtlich nervös, »es ist mir eine Freude, Sie begüßen zu dürfen.«
    »Ich hätte gern von Ihrem Besuch gewusst, Doktor. Dann hätte ich mich nicht für heute Nachmittag verabredet.«
    »Doktor Covarrubias ist ein häufiger Gast in El Retiro, seit wir hier sind«, sagte Béatrice. »Setz dich doch, Roger. Ich werde dir Kaffee bringen lassen.«
    Blackraven verfolgte Melody mit seinem Blick. Sie war aufgestanden, sammelte die Partituren ein und wollte den Raum verlassen.
    »Kommt, Kinder«, hörte er sie flüstern.
    »Ich möchte, dass ihr bleibt«, befahl Blackraven.
    Melody hob den Kopf und sah ihn an. Ihr Blick war herausfordernd und stolz, ohne eine Spur von Angst.
    »Víctor muss mit seinen Lektionen fortfahren«, sagte sie in gelassenem Ton.
    »Das kann er später tun. Es ist mein Wunsch, dass er hierbleibt.«
    »Wie Sie wünschen. Geh, setz dich zu deinem Paten.« Sie schob Jimmy zur Tür.
    »Ihr bleibt auch.«
    Melody setzte sich neben Leonilda. Niemand sagte ein Wort. Die Fröhlichkeit war dahin.
    »Ich habe soeben von Ihrer Ankunft erfahren, Exzellenz«, sagte Covarrubias.
    »Hat Valdez e Inclán Sie nicht benachrichtigt?«
    »Nein, ich habe Alcides seit Tagen nicht gesehen.«
    »Ihr Besuch kommt mir sehr gelegen. Ich möchte ein paar Dinge mit Ihnen besprechen. Später in meinem Büro.«
    Béatrice erzählte Covarrubias von der Soirée und fragte ihn nach den Vorlieben der illustren Gäste.
    Die Stimmung entspannte sich, und langsam kam das Gespräch wieder in Gang. Blackraven, der schwieg, beobachtete die Blicke, die Covarrubias hin und wieder Melody zuwarf. Diese antwortete mit einem schüchternen Lächeln und wandte den Blick ab. ›Wie gut sie die Unschuld vom Lande mimt‹, dachte Blackraven erzürnt.
    Er war blind vor Eifersucht. Eine Hure! Er konnte es nicht fassen, doch das Gefühl wollte nicht schwinden. Er hätte sie am liebsten gepackt und geschüttelt, bis das hochmütige Blitzen ihrer türkisblauen Augen erloschen wäre. Warum schaute sie einen Einfaltspinsel wie Covarrubias so sanftmütig an, und ihn nicht? Schlagartig war er schlechter Laune. Er stand auf.
    »Covarrubias, in mein Büro, bitte.«
    Der Rechtsanwalt folgte und setzte sich ihm gegenüber. Er spürte die Feindseligkeit, und der Grund wurde ihm sehr bald klar.
    »Welche Angelegenheiten verbinden Sie mit Víctors Hauslehrerin?«
    »Angelegenheiten, Exzellenz?«
    »Valdez e Inclán hat mich in Kenntnis gesetzt, dass Sie Isaura Maguire bei Problemen der Sklaven zur Seite standen.«
    »Ja«, sagte Covarrubias frei heraus, und diese Unverfrorenheit verärgerte Blackraven noch mehr. So kannte er ihn gar nicht. »Vor einiger Zeit kam sie zu mir, um mich wegen einer von ihrer Besitzerin misshandelten Sklavin zu befragen. Seitdem helfe ich ihr, wann immer ich kann.«
    »Und bei was helfen Sie ihr zurzeit, Doktor Covarrubias?«, fragte Blackraven.
    »Bei zwei Dingen.«
    Blackraven hob die Augenbrauen.
    »Und die wären?«
    »Das eine ist der Hauskauf eines Sklaven im Viertel Tambor. Weil das nie urkundlich festgehalten wurde, will der Besitzer ihn hinauswerfen und den Besitz zurückhaben. Bei der anderen Sache geht es um eine junge Sklavin namens Felipa, die ihren Herrn anklagt, sie gezwungen zu haben, Freunden und Verwandten gegen Geld sexuell zu Diensten zu sein.«
    »Und wie hat Señorita Maguire davon erfahren? Oder sollte ich besser sagen, der Schwarze Engel?«
    Covarrubias lächelte.
    »So haben sie die Sklaven genannt. Um Ihre Frage zu beantworten, Exzellenz: Miss Melody ist unter ihnen für ihre Gutmütigkeit bekannt. Sie kommen mit allen Problemen zu ihr. Sie sprechen sie beim Verlassen der Kirche an, auf dem Markt, oder sie klingeln bei Don Alcides und bitten, sie sprechen zu dürfen. Manchmal versammeln sie sich gegen drei, wenn die Familie Valdez e Inclán Siesta hält, in Scharen im Hinterhof, und Melody hört sie an.«
    »Das ist schier unglaublich!« Blackraven stand auf. »Das Haus
meines Partners als Auffangstation. Und dieses hier auch schon! Erst

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