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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Melody, geküsst hatte?
    Sie berührte sacht ihre Lippen und versuchte das Gefühl von seinen Lippen auf ihrem Mund zurückzuholen. Die Berührung war erst sanft gewesen, hatte dann jedoch dieses Glühen erzeugt, das ihr Angst machte und schlechte Erinnerungen in ihr wachrief. Sie fürchtete die Kraft der Männer, die sie unterwarfen und gegen die sie nichts ausrichten konnte. Deshalb hatte sie geweint. Isaura nannte er sie – das war der Name, den ihre Mutter ihr gegeben hatte, der ihrem Vater aber nicht gefallen hatte. Wie üblich hatte er sich durchgesetzt und sie Melody genannt, weil sie so wunderbar singen konnte.
Isaura.
Blackravens Stimme ging ihr durch Mark und Bein.
    Von den Nachrichten, die Covarrubias ihr am Abend zuvor überbracht hatte, war sie mehr als überrascht.
    »Nepomuceno hat jetzt die Urkunde, die belegt, dass er der Besitzer des Hauses in Tambor ist.«
    »Ach, Doktor, wie wunderbar! Ich bin Ihnen so dankbar!«
    »Danken Sie nicht mir. Seine Exzellenz, der Graf von Stoneville, hat sich um die Angelegenheit gekümmert und sie binnen weniger Tage geregelt«, sagte Covarrubias mit einem Anflug von Ärger in der Stimme. »Und was das Schicksal von Felipa angeht, so habe ich gestern eine Nachricht von der Äbtissin des Klarissinnenklosters erhalten. Das Mädchen wurde ihnen unter einem anderen Namen geschickt, um dort als Hausmädchen zu arbeiten.
Ich muss Sie nicht daran erinnern, Miss Melody, dass dies Felipas sehnlichster Wunsch war, nachdem ihre Herrin dort das Ordensgelübde abgelegt hat.«
    »Ja, ich erinnere mich. War das wieder das Werk Seiner Exzellenz?« Covarrubias hatte genickt.
    Sie blickte wieder zum Fluss hinüber und es kam ihr so vor, als sehe sie weit weg vom Ufer einen Schwimmer. Sie war beunruhigt, denn jeder hier wusste um die Gefahren der Strömungen des Río de la Plata. Zug um Zug schwamm die Gestalt weiter in den Fluss hinein; manchmal verschwand sie sogar ganz hinter einer Welle. Sie fragte sich, ob es Pablo war, der immer so unvorsichtig war, aber das verwarf sie schnell wieder. Das Lager der fahrenden Händler war zu weit weg.
    Sie stieg ab, nahm die Hand an die Stirn und versuchte, den wagemutigen Schwimmer nicht aus den Augen zu verlieren. Sie würde dort bleiben, bis sie ihn sicher am Ufer sah, auch wenn sie selbst nicht schwimmen und helfen konnte. Der Schwimmer bewegte sich jetzt zur Kaimauer, wo die Schiffe festmachten, und auf einmal war er verschwunden. Melody wurde unruhig. Sie lief von einer Seite zur anderen und suchte angestrengt mit den Augen den Fluss ab. Fuoco und Sansón ließen sich von ihr anstecken und liefen unruhig hin und her.
    Als sie schon Hilfe holen wollte, entdeckte sie den winzigen Kopf erneut. Er kam jetzt auf das Ufer zu. Sie lief, gefolgt von Sansón, die Böschung hinunter und wollte den Tollkühnen warnen. Einen Moment lang beschlich sie wieder die Angst, es könne doch Pablo sein. Sie wollte nicht allein mit ihm zusammentreffen.
    Der Schwimmer kam immer näher auf das Ufer zu. Als sie nur noch wenige Schritte vom Wasser entfernt war, erkannte Melody, wer es war: Blackraven. ›Er ist zurück‹, dachte sie freudig. Sansón bellte, wedelte mit dem Schwanz und stürzte auf seinen Herrn zu. Melody hielt Abstand. Sie wusste nicht, was sie tun
sollte. Der Verstand und die gute Erziehung geboten ihr, ihn zu grüßen, doch weil weder der Verstand noch die gute Erziehung bei ihren letzten Begegnungen eine Rolle gespielt hatte, konnte sie sich genauso gut auf dem Absatz umdrehen und weglaufen.
    Blackraven kam aus dem Wasser zum Ufer. Melody blieb stehen. Er war vollkommen unbekleidet. Sie wollte wegrennen, aber ihre Beine waren wie gelähmt. Jetzt hatte Blackraven sie entdeckt und blickte sie durchdringend an.
    Wasser rann durch sein langes, offenes Haar und über sein Gesicht, was seine Züge noch markanter erscheinen ließ. Die Brust war von schwarzem Haar bedeckt. Ihr gefielen die kräftigen muskulösen Beine und die stahlharten Arme, die den Fluss und seine Tücken besiegt hatten. Mehrere Narben liefen über seinen Körper, am linken Arm trug er eine Tätowierung. Sie versuchte, nicht dorthin zu schauen, wo sich vor ihren Augen seine Männlichkeit regte. Es war das erste Mal, dass sie einen nackten Mann sah, und sie vermochte nicht zu sagen, ob sie den Anblick faszinierend oder widerwärtig fand.
    Im Bann ihrer Gefühle konnte sie den Blick nicht von ihm abwenden. Sie hörte weder Sansóns Gebell noch das Möwengekreische oder das auf den

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