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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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ging mit ausgestreckter Hand auf Blackraven zu.
    »
Enchanté
«, erwiderte dieser mit einem Handkuss. »Roger Blackraven, Madame.«
    Sie plauderten noch eine Weile auf Französisch weiter. Melody konnte den Blick nicht von Blackraven abwenden, dessen Auftreten wie immer tadellos war.
    »Einen schönen Ring haben Sie da, Exzellenz«, sagte Madame Odile und nahm Blackravens Hand, um ihn sich näher anzusehen.
    Es handelte sich um ein vierblättriges Kleeblatt.
    »Da ist ein Opal eingefasst, nicht wahr?«
    »So ist es, Madame.«
    »Man sagt, der Opal verändere seine Färbung je nach dem Gemütszustand
der Person, der ihn trägt. Sie scheinen bester Stimmung zu sein.«
    »Da haben Sie ganz recht, Madame. Jetzt, wo ich Isaura gefunden habe.«
    »Wir sollten gehen, Exzellenz«, drängte Melody.
    »Ich begleite Sie hinunter«, sagte Madame und umfasste Melodys Taille. »Sagen Sie, Exzellenz, sind Sie im November geboren?«
    »Ja«, erwiderte Roger überrascht. »Am zehnten November, um genau zu sein. Wie haben Sie das erraten?«
    »Alles deutet darauf hin, dass Sie im Zeichen des Skorpions geboren sind. Ihr Zeichen wird vom Gott des Krieges, Mars, regiert. Melody, Gott hat dich gesegnet, indem er dir einen Mann gesandt hat, der im Zeichen des Skorpions geboren ist.«
    »Meine Mutter gibt auch sehr viel auf Sternzeichen. Sie ist ebenfalls Skorpion«, sagte Blackraven.
    »Der Arme, der eine Skorpionfrau heiratet!«, bemerkte Madame Odile. »Er muss zu Gehorsam und Unterwerfung geboren sein.«
    »Das wird wohl auch der Grund sein, warum meine Mutter nie einen Mann gefunden hat«, erwiderte Blackraven.
    Madame Odile spürte Melodys Zittern und sagte schnell: »Sie hingegen können sich glücklich schätzen, Exzellenz, denn unsere geliebte Kleine ist eine zahme Löwin mit dem größten Herzen der Welt.«
    Blackraven nahm Melodys Hand, sah ihr in die Augen und küsste sie.
    »Ich muss nach El Retiro zurück. Die Kinder sind bestimmt schon längst auf«, drängte Melody.
    »Ja, wir sollten gehen, aber nicht nach Hause, Isaura. Wir gehen in die Stadt einkaufen.«
    Madame Odile nahm Blackraven beiseite und sagte: »Exzellenz, dies hier ist ein Bordell, und ich leite es. Ich weiß, dass
das kein Ort für ein junges Mädchen wie Melody ist. Vielleicht verbieten Sie ihr, hierherzukommen. Ich würde das verstehen. Ich bitte Sie nur um eines: Erlauben Sie mir, dass ich ihr hin und wieder einen Boten mit einer Nachricht schicke und dass Melody darauf antworten darf. Die Mädchen und ich haben sie und Jimmy liebgewonnen. Wir möchten wissen, wie es ihnen geht.«
    »Madame, ich schätze Ihre Offenheit und werde Ihnen ebenso offen antworten. Es ist richtig, ich werde Isaura nicht gestatten, weiterhin hierherzukommen. Aber es wäre eine Ehre für mich, wenn Sie uns in El Retiro besuchen würden.«
    »Exzellenz, Ihre Liebenswürdigkeit rührt mich.«
    »Ihre Freigiebigkeit und Großzügigkeit Isaura gegenüber haben mich gerührt. Sie hat mir erzählt, dass Sie die beiden damals in größter Not aufgenommen haben. Sie werden mir immer willkommen sein.«
    »Ich werde diese Nacht nie vergessen. Es gab einen Sturm, und das Haus war leer, nicht ein einziger Freier. Nur wir und die Dienerschaft. Jemand klopfte hilfesuchend an der Tür, und da standen diese beiden völlig durchnässten, zitternden Küken. Wie hätte ich da als gute Christin sagen können, man solle sie fortschicken? Jimmy ging es sehr schlecht. Im Laufe der Zeit besserte sich Jimmys Gesundheitszustand, aber ich konnte es nicht übers Herz bringen, sie wegzuschicken. Wir alle hatten Gefallen an unseren neuen Gästen gefunden. Melody ist so gutmütig und so fleißig. Sie waren fast ein Jahr lang hier, bis man sie als Hauslehrerin Ihres Mündels einstellte.«
    Wieder spürte er in sich diesen Schmerz, der ihn schon gestern Nacht beim Anblick der Narben überfallen hatte. Die tiefe Liebe, die er für sie empfand, zog ihn in ein verworrenes Netz aus Gefühlen, die er jahrelang nicht zugelassen hatte, um nicht leiden zu müssen. Er sah zu ihr hinüber und stellte fest, dass all seine ehrgeizigen Vorhaben in ihrem Glanz verblassten.
    Valdemar befestigte an der Kutsche einen Koppelriemen für Fuoco, und während Blackraven Somar und Trinaghanta auf dem Kutschbock Anweisungen gab, umarmte Melody Madame.
    »Liebes, der Herrscher hat mir erlaubt, euch in El Retiro zu besuchen. Aber ich möchte nicht, dass du hierherkommst, das ist nicht gut für deinen Ruf. Hör auf mich, und lehn dich nicht

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