Demolition
zusammen in dieser Dunkelheit.«
»Du hattest einen Vater, Barbara.«
»Es gab niemanden. Es gibt niemanden außer uns.«
»So sehr ich's bedaure, meine Liebe, dann müssen wir das Ganze noch einmal durchmachen. Ich bedaure es wirklich, aber da ist etwas, das muß ich unbedingt genau sehen.«
»Nein. Bitte... nicht. Nur wir beide sind ganz allein beisammen. Bitte, guter Geist...«
»Nur wir beide ganz allein werden das gemeinsam erledigen, Barbara. Bleib dicht bei mir, meine Liebe. Dein Vater war in dem anderen Raum... dem Orchideen-Raum... und plötzlich hatten wir etwas gehört...« Powell holte tief Luft. »Hilfe, Barbara«, rief er. »Hilfe!« Und beide fuhren sie auf zu einer Lauschhaltung. Gefühl von Bettzeug. Kühler Boden unter nackten Füßen, die über ihn dahineilen, durch den scheinbar endlosen Korridor, bis sie über den Boden der Orchideen-Suite klatschen. Schreien, Ausweichen vor Ben Reich, der trotz seiner Verwirrung attackiert, schließlich einen Gegenstand an den Mund des Vaters hebt. Was erhebt? Den Anblick merken. Gut merken, genau wie eine Fotografie. Herrgott! Dieser gräßlich dumpfe Knall. Der Hinterkopf zerplatzt, und der geliebte, bewunderte, verehrte Vater sinkt zusammen, ein schier unglaubliches, aber wahres Geschehen, das das Herz zu zerreißen droht. Stöhnen und über den Fußboden kriechen, aus dem wie wächsernen Gesicht ein stählernes Ding ziehen, das aussieht wie eine entfaltete Blume des Bösen...
»Steh auf, Lincoln! Um Himmels willen, steh auf!« Powell spürte, wie Mary Noyes ihn auf die Beine zerrte. Die Luft knisterte von ihrer Entrüstung. »Kann ich dich denn nicht einen Moment lang, allein lassen?! Idiot!«
»Habe ich lange hier gekniet, Mary?«
»Mindestens eine halbe Stunde. Ich kam ins Zimmer und fand euch beide am Boden...«
»lch habe, was ich wollte. Es war ein Revolver, Mary. Eine alte Schußwaffe. Deutliches Bild. Sieh's dir an...«
»Mmmm. Das ist ein Revolver?«
»Ja.«
»Und woher kann Reich ihn erhalten haben? Aus einem Museum?«
»Das bezweifle ich. Nun werde ich ganz forsch ins Blaue schießen, in der Hoffnung, daß es mir gelingt, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Laß mich an den Apparat...« Powell latschte zum V-fon und wählte BD 12232. Nach einer Weile erschien Churchs krudes Gesicht auf dem Bildschirm. »Hallo, Jerry.«
»Hallo... Powell.« Vorsichtig. Wachsam.
»Hat Gustus Tate bei dir einen Revolver gekauft, Jerry?«
»Einen Revolver?«
»Alte Schußwaffe. Nach Machart des zwanzigsten Jahrhunderts. So etwas war die Tatwaffe im Mordfall D'Courtney.«
»Neee...!«
»Tscha, doch, Jerry. Und ich glaube, der Mörder ist Gustus Tate. Ich habe mich gefragt, ob er die Waffe vielleicht bei dir gekauft hat. Ich würde dir gern ein Bild davon zeigen und mit dir darüber in Ruhe sprechen.« Powell schwieg und sprach dann die nächsten Worte mit besonderer Betonung. »Das wäre mir eine große Hilfe, Jerry, und ich wäre dir dafür sehr verbunden. Ganz außerordentlich zum Dank verpflichtet, Jerry. Erwarte mich. Ich bin in einer halben Stunde dort.« Powell unterbrach die Verbindung. Er blickte Mary an. Er erzeugte das geistige Äquivalent eines Augenzwinkerns. »Das müßte unseren kleinen Gustus rüber zu Church scheuchen.«
»Wieso Gustus? Ich dachte, Reich sei...« Sie erfaßte die Zusammenhänge, die Powell bei @kins erkannt hatte. »Ach. Jetzt verstehe ich. Es ist eine Falle sowohl für Tate wie auch für Church. Church hat die Waffe an Reich verkauft.«
»Vielleicht. Wie gesagt, ich ziele ins Blaue. Aber schließlich führt Church eine Pfandleihe, und das ist beinahe das gleiche wie ein Museum.«
»Und Tate soll Reich geholfen haben, D'Courtney mit dieser Waffe umzubringen? Ich kann's nicht glauben.«
»Das ist fast eine Gewißheit, Mary.«
»Also willst du die beiden nun gegeneinander ausspielen.«
»Und die beiden gegen Reich. Unsere üblichen polizeilichen Ermittlungsmethoden haben völlig versagt, in jeder Beziehung. Nun muß ich ein paar Tricks aus der ESP-Schatulle zaubern, oder ich bin erledigt.«
»Aber wenn die beiden darauf nicht hereinfallen? Angenommen, sie setzen sich mit Reich in Verbindung?«
»Das können sie nicht. Wir haben Reich aus der Stadt fortgelockt. Keno Quizzard haben wir so zugesetzt, daß er Hals über Kopf abgehauen ist, und Reich ist losgejagt, um ihn zu erwischen und ihm das Maul zu stopfen.«
»Du bist wahrhaftig ein Gauner, Lincoln. Du könntest jemandem den Wind aus den Segeln
Weitere Kostenlose Bücher