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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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leicht moduliert, so daß er die Tische und Bänke, die Kristalle und silbernen Apparaturen sowie die Laboranten in ihren Coveralls mit sanftem pfirsichfarbenem Licht überflutete. »Sollen wir uns ein wenig umschauen?« schlug Powell freundlich vor.
    »Ich habe wenig Zeit, Mr. Powell, aber...« Jordan zögerte.
    »Natürlich. Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, uns eine Stunde Ihrer kostbaren Zeit zu opfern. Wir brauchen Ihre Hilfe wirklich sehr dringend, Dr. Jordan.«
    »Wenn es irgend etwas mit dem Fall D'Courtney zu tun hat...«, begann Jordan.
    »Welchem Fall? Ach so! Dem Mord. Wie kommen Sie denn nun darauf?«
    »Man hat mich beschattet«, entgegnete Jordan unwirsch.
    »Ich versichere Ihnen, Dr. Jordan, wir interessieren uns für Ihren Rat in unseren wissenschaftlichen Forschungen, nicht für Hinweise in einem Mordfall. Was bedeutet einem Wissenschaftler schon ein Mord? An so etwas haben wir kein Interesse.«
    Jordan entkrampfte sich ein bißchen. »Da haben Sie recht. Man braucht sich nur dies Laboratorium anzusehen, um das zu begreifen.«
    »Sollen wir einen Rundgang machen?« Powell nahm Jordans Arm. Zugleich wandte er sich telepathisch an die gesamte Belegschaft des Laboratoriums. »Aufgepaßt, ESPer! Wir führen heute ein neues Stück auf.«
    Ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen, antworteten die Labor-Techniker mit einem telepathischen Vulkanausbruch von Spötteleien. »Wer hat den Wind aus den Segeln gestohlen, Powell?« überlagerte eine rauhbeinig höhnische Bemerkung die allgemeine Flut ironischer Anzüglichkeiten. Diese Äußerung bezog sich anscheinend auf ein obskures Ereignis in der unrühmlichen Laufbahn von Powells Falschem Freund, von dem niemals jemand genaue Kenntnis erhalten hatte, dessen Erwähnung Powell jedoch unweigerlich zum Erröten brachte. So geschah es auch diesmal. Ein lautloses gedankliches Gekicher erfüllte den Raum.
    »O nein, ESPer, dies ist eine todernste Sache. Mein ganzer Fall hängt in seinem weiteren Verlauf von etwas ab, das ich diesem Mann entlocken muß.« Augenblicklich verflog die Belustigung. »Es handelt sich um Dr. Wilson Jordan«, gab Powell bekannt. »Er ist Spezialist in Visualphysiologie und verfügt über Kenntnisse, die ich ihm aus der Nase zu ziehen beabsichtige. Er soll sich unter uns wie ein Vater fühlen können. Seid so gut und breitet vor ihm irgendwelche absonderlichen Probleme aus dem Bereich des Visuellen aus. Bringt ihn zum Reden.«
    Sie wandten sich einzeln, paarweise und in Grüppchen an Jordan. Ein rotschopfiger Forscher, der in Wirklichkeit an einem Transistor zur Speicherung von TW-Impulsen arbeitete, erdichtete im Handumdrehen den Sachverhalt, daß die optische TW-Übermittlung astigmatischen Verzerrungen unterläge, und ersuchte Jordan kriecherisch um seine Meinung. Zwei hübsche Mädchen, die ihre Arbeit völlig der ärgerlichen Sackgasse TW-Teletransmission widmeten, fragten Jordan, warum sich bei der Übermittlung von Gedankenbildern immer Farbverschiebungen ergäben; das war allerdings gar nicht der Fall. Das japanische Team, lauter Experten für den ExtraSensorik-Nodus, dem Zentrum der TW-Perzeption, vertrat vor Jordan hartnäckig die Auffassung, der Nodus grenze unmittelbar an den Sehnerv (obwohl mehr als zwei Millimeter beide voneinander trennten), und bedrängten ihn mit höflich gelispelten Floskeln und trügerischen Argumenten. »Bitte entschuldigen Sie die Störung«, sagte Powell um 13 Uhr, »aber die Stunde, die Sie uns freundlicherweise zur Verfügung stellen wollten, ist nun herum, Dr. Jordan, und Sie haben sich ja um wichtige Angelegenheiten zu...«
    »Ja, sicher, sicher, schon recht«, unterbrach ihn Jordan. »So, lieber Kollege, wenn Sie nun eine Übertragung des optischen...« Usw.
    Um 13 Uhr 30 erinnerte Powell ihn erneut daran, wie die Zeit verstrich. »Es ist jetzt halb zwei, Dr. Jordan, und um fünf startet Ihr Raumer. Ich glaube, Sie müssen nun wirklich...«
    »Haben noch Zeit genug. Genug Zeit. Mit Mädchen und Raumschiffen ist's das gleiche, man kriegt immer noch ein anderes... Tatsache ist, werter Kollege, daß in Ihrer bewundernswerten Leistung ein wesentlicher Fehler steckt. Sie hätten den lebenden Nodus einmal mit einem Vitalfarbstoff testen sollen, vielleicht Ehrlich-Rot oder Gentian-Violett. Ich würde vorschlagen...« Usw. usf.
    Um 14 Uhr trug man kalte Platten auf, ohne daß die Großveranstaltung des menschlichen Verstandes eine Unterbrechung erfuhr. Um 14 Uhr 30 bekannte Dr. Jordan, aus Begeisterung

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