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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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errötet und zapplig, daß die Vorstellung, als Geldmann auf Callisto herumzusitzen, ihm mißfiel. Dort gebe es keine Wissenschaftler. Kein Geistesaustausch sei möglich. Nichts von der Qualität dieser außergewöhnlichen Forschungsstätte. Um 15 Uhr vertraute er Powell an, auf welche undurchschaubare Weise er zu seinem Grundbesitz gelangt sei. Anscheinend habe es ursprünglich Craye D'Courtney gehört. Der alte Reich (Ben Reichs Vater) müsse es ihm einmal auf die eine oder andere Weise abgegaunert und seiner Frau überschrieben haben. Nach deren Tod fiel es ihrem Sohn zu. Ben Reich, dieser schräge Vogel, müsse wohl nun Gewissensbisse verspürt haben, denn er habe auf den Rechtstitel verzichtet und ihn durch irgendwelches juristisches Wischiwaschi ihm, Jordan, zugespielt. »Und er dürfte noch jede Menge mehr auf dem Kerbholz haben«, sagte Jordan. »Was mir nicht alles unter die Augen geraten ist, während ich für ihn arbeitete! Aber alle Finanziers sind krumme Hunde. Sind Sie nicht auch dieser Meinung?«
    »Von Ben Reich kann ich mir das gar nicht vorstellen«, entgegnete Powell, als sei ihm die vornehmste Denkungsart zu eigen. »Ich finde ihn ziemlich bewunderungswürdig.«
    »Natürlich, natürlich«, pflichtete Jordan ihm hastig bei. »Immerhin hat er wenigstens ein Gewissen. Das ist schon bewunderungswert. Ich möchte nicht, daß er mich für...«
    »Freilich.« Powell verwandelte sich in einen Mitverschwörer und nahm Jordan mit einem freundschaftlichen Grinsen vollständig für sich ein. »Als Wissenschaftler können wir die Zustände beklagen. Aber als Männer von Welt können wir sie nur gutheißen.«
    »Sie verstehen das völlig richtig.« Jordan schüttelte Powell überschwenglich die Hand.
    Und um 16 Uhr setzte Dr. Jordan den mittlerweile kniefälligen Japaner davon in Kenntnis, daß er diesen prachtvollen jungen Wissenschaftlern mit Freuden seine geheimste Errungenschaft in der Erforschung des Sehpurpurs anvertrauen wolle, um ihre Arbeiten zu unterstützen. Er gedenke die Fackel der Wissenschaft der nächsten Generation zu übergeben. Mit feuchten Augen und erstickter Stimme, die verkörperte Rührseligkeit, erläuterte er zwanzig Minuten lang in allen Einzelheiten den Rhodopsin-Ionisator, den er für die Monarch entwickelt hatte.
    Um 17 Uhr begleiteten die Wissenschaftler des ESPer-Verbandes Dr. Jordan in feierlicher Verabschiedung zu dem Raumschiff zum Callisto. Sie stapelten in seiner Luxuskabine Ge schenke auf und behäuften alles mit Blumen; sie schwatzten ihm die Ohren mit aus Dankbarkeit geschwollenen Verheißungen voll, und er startete mit dem angenehmen Bewußtsein zum vierten Jupiter-Mond, der Wissenschaft handfest gedient zu haben, ohne daß seinem duften, großzügigen Förderer, Mr. Benjamin Reich, ein Schaden entstand.
    Barbara kroch lebhaft auf allen vieren durchs Wohnzimmer. Sie war eben gefüttert worden, und ihr Gesicht war verklebt. »Haja-jajajaja«, sagte sie. »Haja.«
    »Mary! Komm schnell! Sie spricht!«
    »Nicht möglich!« Mary kam aus der Küche gelaufen. »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat mich Papa genannt.«
    »Haja«, sagte Barbara. »Hajajajajajaja.«
    Mary schalt ihn. »Nichts dergleichen sagt sie. Sie sagt Haja.« Verärgert kehrte sie zurück in die Küche.
    »Sie meint Papa. Ist es vielleicht ihre Schuld, daß sie noch zu jung ist, um richtig zu artikulieren?« Powell kniete sich neben Barbara nieder. »Sag Papa, Kindchen. Papa? Papa? Sag Papa.«
    »Haja«, antwortete Barbara mit zauberhaftem Seibern.
    Powell gab es vorerst auf, sie berichtigen zu wollen. Durch ihr Bewußtsein drang er in die Tiefen des Unbewußten vor. »Hallo, Barbara.«
    »Du bist wieder da?«
    »Erinnerst du dich an mich?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Klar, du erinnerst dich. Ich bin der Bursche, der sich immer in diesen Wirbel in deinem Innersten einmischt. Wir wollen das gemeinsam durchstehen.«
    »Wir zwei allein?«
    »Wir beide allein. Weißt du, wer du bist? Möchtest du gerne wissen, warum du hier weitab von allem und einsam bist?«
    »Ich weiß es nicht. Sag's mir...«
    »Na, mein liebes Kind, du warst schon einmal so wie jetzt... ein Wesen, das ganz einfach nur da ist. Dann wurdest du geboren. Du hattest eine Mutter und einen Vater. Du bist zu einem hübschen Mädchen mit blondem Haar, dunklen Augen und einer prächtigen, anmutigen Figur herangewachsen. Du bist mit deinem Vater vom Mars zur Erde gereist, und...«
    »Nein. Außer dir gibt es niemanden. Es gibt nur uns beide, uns beide

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