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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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berauscht vom Bewußtsein, daß sein Filmbehälter Ben Reichs Schicksal enthielt. Reich arbeitete fieberhaft an einem ungefügen, aber spannkräftigen Bogen, während er sich den Zwischenfall zurechtlegte, der ihm Hassop vom Halse schaffen sollte. Dieser Bogen und ein Bündel von Pfeilen mit im Feuer gehärteten Spitzen, das neben Reich lag, hatten ihn die acht Stunden gekostet, um die er früher aufgebrochen war als Powell. Man kann niemanden bei einem Jagdunfall umbringen, wenn man gar nicht auf die Jagd geht.
     
    Powell kroch auf den Knien vorwärts, seine ESP auf Reichs Wahrnehmungsfeld gerichtet. Er verharrte reglos, als in Reichs Schädel ein ALARM -Äquivalent losdröhnte. Reich sprang auf die Füße, hielt den Bogen bereit, halb gespannt, an der Sehne einen federlosen Pfeil, und starrte angestrengt in die Dunkelheit. »Was ist, Ben?« fragte Hassop mit gedämpfter Stimme.
    »Ich weiß es nicht. Da ist irgend etwas.«
    »Lieber Himmel, Sie haben doch den Schutzschirm, oder nicht?«
    »Ich vergesse ihn immer wieder.« Reich nahm wieder Platz und schürte das Feuer, so daß es hell emporloderte; aber er war sich des Schutzschirms sehr wohl bewußt. Der aus Mißtrauen stets wache Instinkt des Mörders warnte ihn, zwar auf unbestimmte Weise, aber hartnäckig... und Powell konnte den komplizierten Überlebensmechanismus des menschlichen Geistes nur bestaunen. Unwillkürlich erstellte Reich seine Melodie-Barriere, die bei ihm mit jeder Krise einherging: »Spannungl rief der Tensor. Spannung! rief der Tensor. Spannung, Spiel und Spökenkieken sind im Gang!« Dahinter herrschte Aufruhr; der Entschluß, so schnell wie möglich zu töten, setzte sich durch... rücksichtslos zu töten... jetzt auszutilgen und später die Umstände zu arrangieren... Als Reich den Bogen ergriff, den Blick sorgsam von Hassop abgewandt, seine Gedanken jedoch vollständig bei dem noch lebenden Herzen, das sein Ziel war, das er durchbohren wollte, kroch Powell besorgt und überstürzt näher. Aber noch ehe er weitere fünf Meter überwunden hatte, schlug es in Reichs Gehirn erneut ALARM, und der hochgewachsene Mann sprang von neuem auf. Diesmal riß er einen in Glut befindlichen Ast aus dem Feuer und schleuderte ihn in die Richtung, wo sich Powell in der Dunkelheit verbarg.
    Die Idee und ihre Ausführung kamen so schnell, daß Powell die Handlung nicht absehen konnte. Hätte Reich diesmal nicht den Schutzschirm tatsächlich vergessen gehabt, wäre Powell vom Lodern des entflammten Astes beleuchtet worden. Doch das Hindernis stoppte den brennenden Ast mitten im Flug, so daß er auf die Lichtung fiel. »Verfluchter Dreck!« schimpfte Reich und drehte sich plötzlich mit einem Ruck Hassop zu.
    »Was ist los, Ben?« Die Antwort bestand darin, daß Reich den Pfeil an der Sehne bis zu seinem Ohrläppchen zurückzog und die Spitze auf Hassops Körper richtete. Hassop rappelte sich auf. »Ben, geben Sie acht! Sie zielen ja auf mich!« Als Reich den Pfeil abschwirren ließ, sprang Hassop unerwartet zur Seite. »Ben! Um Himmels willen, was...?« Plötzlich erkannte Hassop die Absicht. Er fuhr mit einem erstickten Aufschrei herum und floh vom Lagerfeuer, als Reich einen zweiten Pfeil auf die Sehne setzte. In seiner verzweifelten Flucht rannte Hassop unversehens gegen den Schutzschirm, und er taumelte gerade von der unsichtbaren Wand zurück, als der Pfeil an seiner Schulter vorbeisauste und daran zersplitterte. »Ben!« schrie er.
    »Elender Zappler«, knurrte Reich und legte den dritten Pfeil auf den Bogen. Powell stürmte vor und erreichte die Umgrenzung des Schutzschirms. Er konnte das Hindernis nicht durchbrechen. Drinnen lief Hassop an der anderen Seite entlang und schrie, während Reich ihn mit halb gespanntem Bogen belauerte und sich für den Fangschuß näherte. Erneut prallte Hassop gegen das Hindernis, kam zu Fall, kroch ein Stück weit und raffte sich wieder hoch, um von neuem loszuwetzen wie eine in die Enge getriebene Ratte. Verbissen folgte ihm Reich.
    »Herrgott...!« brummte Powell und wich zurück in die Finsternis, überlegte in verzweifelter Hast. Hassops Geschrei verbreitete im Dschungel Unruhe, man hörte Tiere brüllen, andere Tiere unwillig antworten, daß es in Powells Ohren wie ein vielfaches Echo hallte. Er konzentrierte sich aufs TW-Spektrum, spürte, tastete, erfühlte. Ringsum gab es nichts als blinde Furcht, blinde Wut und blinde Instinkte. Die Flußpferde, in ihrem ganzen Wesen zäh wie nasses Leder und feist... die

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