Demonica 4.5 – Umarmung der Ewigkeit
hier tat.« Mit diesen Worten verließ er sie, ließ sie allein mit Kaden zurück …
… der sich jetzt frei von seinen Ketten zusammen mit ihr in diesem Käfig befand.
Das entfesselte Böse.
Auch wenn sie in Kaden nichts als den Mann sehen konnte, dessen Berührung sie entflammt hatte – je nach Stimmung war er ein zärtlicher oder drängender Liebhaber gewesen.
Als Aegi allerdings war er ein unbarmherziger Kämpfer, der fähig war, es allein mit einem ganzen Nest von Viperghulen aufzunehmen. Oh ja, sie hatte daneben gestanden und die Art bewundert, wie er seine Hände mit tödlicher Präzision bewegt hatte, die Art, wie er einen Dämon aufschlitzte, der doppelt so groß war wie er, und es abtat, als wäre es nicht der Rede wert gewesen. Später hatte ihn das aufgestaute Feuer des Kampfes in ihre Arme getrieben – ein Krieger mit der Mission, sie als seinen Preis zu erobern.
Sie konnte gar nicht mehr zählen, wie oft sie einen Kampf gewonnen hatten und anschließend übereinander hergefallen waren, unfähig, abzuwarten, bis sie ein Schlafzimmer fanden. Sie brauchten nichts als eine Mauer oder einen Baum, an den sie sich anlehnen konnte und der sie vor neugierigen Blicken schützte. Ihre Leidenschaft hatte verschneite Nächte aufgeheizt, an regnerischen Tagen Fenster beschlagen lassen und im Gewitter Blitze angezogen.
Und jetzt sah er Andrea mit derselben Kampflust an, dem Adrenalinrausch, der alle Wächter erfasste, wenn der Sieg, das Erlegen der Beute, nahe war.
Angst und ihr gebrochenes Herz ließen sie unbeholfen werden, als sie jetzt Verteidigungsposition einnahm, den Pflock bereit. »Ich will dich nicht töten müssen.«
Und sie war sich nicht sicher, dass sie es tun könnte. Sie waren einander stets ebenbürtig gewesen, was ihre Fähigkeiten betraf, aber bei seiner Größe und Kraft war er eindeutig im Vorteil, wenn sie gegeneinander kämpften. Und jetzt, als Vampir, würde er sogar noch stärker sein … und auch schneller.
»Die Vorstellung versetzt mich auch nicht gerade in Begeisterung.« Er schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten, so wie er es immer tat, wenn er wütend war und versuchte, sich zu beherrschen – was allerdings nur selten vorkam. Kaden war immer schon kühl, ruhig und beherrscht gewesen; so sehr, dass Andrea ihn manchmal ein wenig geärgert hatte, nur um ihn zu einer Reaktion zu bewegen. Das war inzwischen offensichtlich nicht mehr notwendig. »Andrea … ich … ich weiß nicht, ob ich mich in der Gewalt habe.«
»Willst du mich töten?«
Er riss die Augen auf, deren graue Tiefen stahlhart wurden. »Nein. Niemals«, schwor er. »Aber ich bin … hungrig.«
Sein Blick wanderte zu ihrer Kehle. Seine vollen Lippen teilten sich, und er kam auf sie zu. Aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht bewegen, stand wie angewurzelt da, hypnotisiert von der wilden Gier in seiner Miene. Alles um sie herum, von dem feuchten, muffigen Geruch des Kerkers bis hin zum Trippeln irgendwelcher Nager auf Nahrungssuche, schwand aus ihrem Bewusstsein. Es gab nur noch ihn.
Sie schluckte nervös, um ihre Stimme wiederzuerlangen. »Kaden?«
Er stieß einen rauen Laut purer Qual aus und zog sich mit einem Satz in die entgegengesetzte Ecke der Zelle zurück, wo er so heftig zu zittern begann, dass seine Zähne aufeinanderschlugen.
Etwas in ihr zerbrach. Sie streckte die Hand nach ihm aus, nur um sie gleich darauf wieder zurückzuziehen, als er ein Zischen ausstieß.
Das war übel. Richtig übel. Sie musste einen Weg aus der Zelle heraus finden, ehe Kaden die Beherrschung verlor und sie gezwungen war, den Kampf ihres Lebens anzutreten.
Sie wirbelte herum und nahm sich die Tür vor. Sie drückte mit aller Kraft dagegen, rüttelte daran und bemühte sich gleichzeitig, die Panik zu bekämpfen, die sich wie eine Schraubzwinge um ihren Brustkorb gelegt hatte.
Immer war sie der festen Überzeugung gewesen, dass sie jeden Vampir ohne das geringste Mitgefühl töten könnte, aber Kaden kam ihr nicht vor wie ein Vampir. Er schien immer noch Kaden zu sein, nur mit Fängen. Und vielleicht einen Hauch bedrohlicher als zuvor. Aber davon abgesehen war er der Mann, den sie liebte. Sie konnte ihm nicht einfach einen Pflock ins Herz rammen.
Die Sache war nur: Diese Erkenntnis vermochte sie nicht mal zu erschrecken. Schließlich hatte sie auf so ziemlich jedem Gebiet versagt, ganz gleich, worum es sich handelte: Bowling, Kochen, ihre Familie beschützen … Noch nie in ihrem Leben hatte sie
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