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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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nicht nahegestanden hatten, war ihr Tod Tays Schuld gewesen.
    »Hast du je deinen Vater kennengelernt? Deinen richtigen Vater?«
    »Er kam ums Leben, als ich zwei Jahre alt war, kurz nachdem Wraith geboren wurde.« Sie wollte nicht fragen, fürchtete, er würde auch diesmal sagen, die Aegis sei dafür verantwortlich, aber er schien zu wissen, was sie dachte und sagte: »Vampire. Rache für das, was er Wraiths Mutter antat.«
    Diesmal hätte sie gern eine Frage gestellt, aber in Gedanken überschlug sie bereits die Zahlen … Eidolon hatte gesagt, er habe über vierzig Brüder, von denen zwanzig vor ihm zur Welt gekommen seien … also wenn sein Vater gestorben war, als er zwei war, dann mussten zwischen Eidolons Geburt und seinem zweiten Lebensjahr noch zwanzig weitere geboren worden sein.
    »Klingt, als ob eure Spezies ziemlich fruchtbar ist.«
    Er faltete die Arme hinter dem Kopf und starrte zur Decke empor. »Darum überkommt uns, sobald die S’genesis abgeschlossen ist, der unwiderstehliche Drang, so viele Frauen wie möglich zu verführen und zu schwängern, es sei denn, wir hätten den Bund mit einer einzigen Gefährtin geschlossen.« Seine Stimme veränderte sich, wurde leise, und irgendetwas verriet ihr, dass er über diese Veränderung nicht glücklich war. »Das ist alles, woran wir denken können. Und trotzdem sind wir vom Aussterben bedroht.«
    »Das wäre ja furchtbar.«
    Er kniff die Augen zusammen und sah sie mit solcher Intensität an, dass sie abrupt den Atem einsog. »Sei bloß vorsichtig, kleine Mörderin. Die Schicksalsgöttinnen können dir auf eine Art in die Suppe spucken, wie du es dir in deinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kannst.«
    Er setzte sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und begann sich die Hose zuzuknöpfen. Sie bewunderte, wie sich seine Muskeln in Rücken und Armen anspannten, während sie gleichzeitig unter das Kopfkissen griff und ihr überaus praktisches Stahlrohr hervorzog. Sie besaß eine riesige Tasche voller ausgefallener Waffen, aber nichts fühlte sich so gut an wie ein schweres Stück Metall in der Hand.
    Er war schön, schrecklich schön. Was das, was sie vorhatte, so viel schwieriger machte.
    Sie schmetterte ihm das Rohr auf den Kopf. Ein lautes Krachen – und er stürzte zu Boden.
    »Sieht so aus, als ob die Schicksalsgöttinnen dir wirklich kräftig in die Suppe gespuckt hätten, Hellboy.« Als sie so auf ihn hinabsah, empfand sie beinahe etwas wie Mitleid mit ihm, aber sie tat diese Gefühlsduseligkeit einfach als proximal-orgasmische Sentimentalität ab und verdrängte sie. »Und sie sind längst noch nicht fertig.«
    Gem platzte in das Haus ihrer Eltern an der Upper West Side, erfüllt von der Hoffnung, dass der Anruf nur ein schlechter Scherz gewesen war. Die zerbrochene Vase mit den preisgekrönten Orchideen ihrer Mutter und das Blut auf dem Boden des durchgestylten Wohnzimmers bewiesen das Gegenteil.
    »Ihr verdammten Mistkerle«, flüsterte sie, obwohl sich ihre Wut zum größten Teil gegen sich selbst richtete.
    Wenn sie die Drohung doch bloß ernst genommen hätte. Wenn sie doch nur nicht ans Telefon gegangen wäre, als die Kerle sie zum ersten Mal aufgefordert hatten, für sie zu operieren. Wenn sie doch bloß nicht Nein gesagt hätte, als sie drei Tage später erneut anriefen. Wenn, wenn, wenn …
    Aber das war egal. Der Schaden war angerichtet.
    Aber wenn es egal war, wieso spielte sich der zweite Anruf, der heute auf den Tag genau zwei Wochen her war, immer wieder in ihren Gedanken ab?
    »Nun, Gem, wie lautet Ihre Antwort«
    Sie sah zu ihren Eltern, die eifrig damit beschäftigt waren, ihre Gäste in ihrem Garten zu bedienen – das alljährliche Frühlings-Barbecue, das sie für ihre Kollegen am Krankenhaus gaben. Ihre Eltern waren Sensor-Dämonen und damit ter’taceo , also Dämonen, die in der menschlichen Welt lebten und arbeiteten, ohne dass es irgendjemandem auffiel. Allerdings bezahlte ihre Spezies für das Leben im Reich der Menschen einen hohen Preis: Alle sechs Monate mussten sie ins unterirdische Dämonenreich, Sheoul, zurückkehren, wo sie ein zweiwöchiges, überaus schmerzhaftes Regenerationsritual über sich ergehen lassen mussten.
    »Ich habe mir Ihr Angebot durch den Kopf gehen lassen«, sagte sie mit gedämpfter Stimme, »und die Antwort ist Nein. So viel können Sie mir gar nicht zahlen, dass ich tue, was sie wollen.«
    »Ich würde Ihnen dringend raten, Ihre Entscheidung noch einmal zu

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