Demonica - Ione, L: Demonica
zeigte eine Zahlenfolge: dreißig … neunundzwanzig … achtundzwanzig …
»Tayla? Was ist los?«
Zweiundzwanzig …
Jagger hatte etwas von einem Countdown gesagt, aber sie würde den Zauber auf gar keinen Fall aktivieren. Sie schloss das Telefon. Öffnete es erneut. Nach wie vor blinkten Zahlen auf dem Bildschirm.
Achtzehn.
Ich teste einen neuen Sprengstoff, der geruchlos und unsichtbar ist und in elektronischen Geräten versteckt werden kann, zum Beispiel in MP 3-Playern.
Während Coles Worte durch ihr Gehirn rasten, drohte ihr Herz stillzustehen. »Der Ausgang«, brachte sie mit letzter Kraft heraus. »Ich muss hier raus. Sofort!«
Sie drängte sich an Eidolon vorbei. Ein bitterer Geschmack stieg ihre Kehle empor, während sie panisch nach der Tür suchte, durch die Eidolon sie hereingebracht hatte.
Endlich. Sie schoss darauf zu, und als sich eine der Krankenschwestern in einen Panther verwandelte und sich mit einem Sprung auf sie stürzte, wirbelte sie herum und ließ das Tier mit einem einzigen Schlag über den Boden schlittern. Ihr Kopf schien vor Schmerz zu explodieren, aber das spielte keine Rolle. Die Tür. Sie musste zur Tür gelangen.
»Tayla!« Eidolons Schrei verfolgte sie.
»Bleib weg!« Die Schiebetür glitt auseinander, und sie huschte hindurch. Draußen erkannte sie den Parkplatz und Eidolons BMW .
Glühende Hitze versengte ihre Finger. Das Handy leuchtete inzwischen orangerot wie eine glühende Herdplatte, pulsierte zu seinem eigenen Herzschlag. Sie warf es so fest sie nur konnte gegen die gegenüberliegende Mauer.
Eine Hand schloss sich über ihrer Schulter. Wie der Blitz drehte sie sich um, packte Eidolon und warf ihn zu Boden, sodass ihr Körper den seinen bedeckte, als die Explosion die unterirdische Anlage erschütterte, dass ihr die Zähne aufeinanderschlugen.
Ein Reifen flog an ihnen vorbei, schoss an der Stelle durch die Luft, an der gerade noch Eidolon gestanden hatte. Feuer, Stein und Metall regneten herab und prasselten auf sie ein, die immer noch über ihm ausgestreckt lag. Mithilfe seines Beins gelang es ihm, sie auf den Rücken zu werfen, um sie mit seinem Körper zu beschirmen.
Und dann, als der Hagel von Trümmerteilen endlich nachließ und das Grollen erstarb, wurde sie von einem noch viel lauteren Lärm erschüttert, dessen Quelle sich über ihr befand. Als sie aufsah, blickte sie in zwei stinkwütende, goldene Augen.
14
Eidolon lief vor seinem Büro auf und ab, und wenn er von Shade auch nur noch ein einziges Mal hörte, Ich hab dir doch gleich gesagt, wir hätten sie entsorgen sollen , würde er seinem Bruder den Kopf abreißen.
Das Problem war nur, dass Shade recht hatte. Wenn sie Tayla Yuri überlassen hätten, wäre ihr Parkplatz jetzt kein Trümmerfeld. Aber Tayla wäre tot.
Er fragte sich, wieso ihm das solche Kopfzerbrechen bereitete, während er die Fäuste so fest ballte, dass seine Fingerknöchel knackten. Nach der Explosion war er drauf und dran gewesen, sie höchstpersönlich ins Jenseits zu befördern. Shade und er hatten sie zu Eidolons Büro gezerrt, sie hineingestoßen und dort eingesperrt, während sie versuchten, sich abzuregen.
»Bist du bereit, dich mit ihr zu befassen?«, fragte Shade. » Bist du in der Lage, dich mit ihr zu befassen?«
»Hör bloß auf.« Eidolon riss die Bürotür auf, mehr, um Shades Anschuldigungen zu entfliehen, und weniger, um sich endlich mit Tayla zu befassen.
Sie saß auf seinem Schreibtisch, mit hängenden Schultern und baumelnden Beinen, wie ein bestraftes Kind. Als sie zu ihm aufblickte, sah er, dass ihre Augen gerötet waren, als ob sie geweint hätte, aber er wusste, dass das nicht der Fall war. Allerdings sah er an der Art, wie sie die Lippen aufeinanderpresste und wiederholt schluckte, welche Anstrengung es sie kostete, nicht in Tränen auszubrechen.
Er blieb außerhalb ihrer Reichweite stehen und presste die Fäuste an den Körper, um sich nicht aus Wut an ihr zu vergreifen. Oder schlimmer noch – sie zu trösten. Als er sprach, geschah es mit der unparteiischen, kalten Stimme des Rechtsprechers, die er viele Jahrzehnte lang benutzt hatte.
»Nenn mir einen Grund, wieso ich dich nicht für das, was du getan hast, töten sollte.«
Sie sah ihm direkt in die Augen, mit jeder Faser ihres Körpers die Kriegerin, als die er sie kennengelernt hatte. »Das kann ich nicht.«
»Na, das war doch einfach.« Shade schlenderte zur gegenüberliegenden Seite des Tischs, sodass sie umzingelt war. »Bringen wir sie
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