Demonica - Ione, L: Demonica
es gestorben. Für diese Spezies bedeuten Knochenbrüche den sicheren Tod.«
Jetzt hätte sich Tay wirklich am liebsten übergeben. Es war alles schiefgegangen, so schrecklich schiefgegangen. Innerhalb weniger Tage war ihre Welt auf den Kopf gestellt worden. Alles, was sie über Dämonen zu wissen geglaubt hatte, war falsch. Vegetarische Dämonen? Dämonen, die heilten, statt zu töten? Ihre einfache schwarz-weiße Welt hatte sich in eine mit einer Million Grauschattierungen verwandelt.
»Tayla? Bist du okay?«
Blinzelnd tauchte sie aus ihrer grauen Welt auf und kehrte zurück in die seltsame, dunkle Welt des Underworld General. Ein Krankenhaus, das eigentlich gar nicht existieren dürfte. Ein Krankenhaus, das die Aegis vernichten wollte. Sie konnte es nicht. In diesem Augenblick war sie zu verletzlich, sich ihrer Gefühle zu unsicher, um an der Zerstörung des UG teilzuhaben.
»Kann ich bitte mein Handy wiederhaben?«
»Wenn du meinst, du könntest jemanden anrufen und um Hilfe bitten, sollte ich dir lieber gleich sagen, dass du hier drin keinen Empfang hast.«
»Kein Mobilfunknetz, was?« Sie blieb stehen, während er die Distanz zwischen ihnen überbrückte. Sein groß gewachsener, kräftiger Körper zog sie an, als ob er über eine eigene Schwerkraft verfügte, und ohne nachzudenken, machte sie einen Schritt auf ihn zu. Er hielt ihr das Handy hin, aber als sie danach griff, umfasste er ihr Handgelenk. »Wofür brauchst du es?«
Sie schluckte trocken, nicht sicher, was sie sagen sollte – nicht weil sie nicht in der Lage wäre zu lügen, sondern weil sie es mit einem Mal nicht wollte. Nicht, wo die goldenen Sprenkel in seinen Augen wieder zu glitzern begonnen hatten. Sie leckte sich die Lippen, und sein Blick wanderte zu ihrem Mund.
Er zog sie zu sich heran. In seinen Augen waberten Argwohn und noch etwas Dunkleres. »Was ist los?«
»Nichts.«
»Du leckst dir dauernd die Lippen. Bist du nervös?«
»Sie sind einfach nur trocken.«
Die Dunkelheit seines Blicks intensivierte sich noch, während er sie musterte, und dann neigte er plötzlich den Kopf, bis sich ihre Lippen beinahe berührten und sie noch den sanftesten Luftzug in der kleinen Lücke zwischen ihnen spürte. »Dabei kann ich dir behilflich sein.«
Sie stöhnte und wünschte, er würde sie einfach nur küssen. Er schien auf ihre Erlaubnis zu warten, was einfach lächerlich war. Vorher hatte er sich genommen, was er wollte. Warum wartete er diesmal auf ihre Zustimmung?
»Soll ich dir helfen?«
»Nein«, sagte sie, neigte aber gleichzeitig das Gesicht, sodass sich ihre Lippen berührten.
Seine Zunge huschte in einem Kuss über ihre Lippen, der eigentlich gar kein Kuss war, aber reichte, um ihr Blut in Wallung zu bringen. »Bist du sicher?«
»Nein.« Sie öffnete die Lippen. Um ein Haar hätte sie angefangen zu japsen.
»Ich weiß nicht, wie du es anstellst, Tayla«, flüsterte er. »Aber ich kann einfach nicht anders.« Seine Hand umfasste ihren Hinterkopf und hielt sie so fest, wie um zu zeigen, dass sie sein war.
Augenblicklich schoss pures Feuer durch ihre Adern, erhellte sie von innen. Sie öffnete sich dem Eindringen seiner Zunge, spürte, wie sie über ihre Zähne, ihren Gaumen glitt. Sie schloss die Augen und ließ ihren Körper reagieren, sich vor Verlangen zusammenziehen. Allmählich entwickelte es sich zur Sucht. So lange Zeit hatte sie gar nichts gefühlt, hatte in einem emotionalen Vakuum gelebt, einem kalten, tiefen Schlaf, aber das änderte Eidolon nun mit jeder seiner Berührungen. Es war, als ob sie zum ersten Mal an einem Ort aufwachte, an dem alles neu war.
Sie drückte sich an ihn, packte seine Schultern und zog ihn noch näher an sich heran. Ein Stöhnen ließ seinen Brustkorb beben; und der Klang eines sich vor Verlangen verzehrenden Mannes ließ ihren Puls noch weiter ansteigen. Sie veränderte leicht ihre Position und rieb ihre Scham sehnsüchtig an seinem Schenkel. Er stieß ein Zischen aus und wich zurück.
»Mist«, murmelte er. »Ich kann dich riechen, also können es meine Brüder ebenfalls.« Er drückte ihr das Handy in die Hand und wandte sich ab. »Du bist gefährlich, Jägerin.«
Fassungslos starrte sie ihn an – nicht sie war in dieser Situation die Gefahr. Er könnte sie mit einem einzigen Blick, einer Berührung verführen, und mit jeder Minute wurde sie schwächer.
Als sie das Handy zuklappen wollte, fiel ihr eine blinkende Zahl ins Auge. Sie betrachtete den kleinen Bildschirm genauer. Er
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