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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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hatte ihm noch nie leidgetan – dies war seine Natur, die Art von Dämon, die er war. Er konnte seinen Instinkt, Seelen zu säubern, ebenso wenig bekämpfen wie die Notwendigkeit zu atmen. Aber es brachte ihn schier um.
    »Woher kommen diese Schuldgefühle, Runa? Diese Dunkelheit ?« Seine Stimme war stark, auch wenn er innerlich bebte. »Ich spüre sie in dir. Ich habe sie immer in dir gespürt .«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sag’s mir !« , blaffte er.
    »Ich hab ihn gehasst !« , schrie sie. »Und sie auch, weil sie ihn nicht verlassen hat .«
    Er konnte den Blick einfach nicht von den kräftigen Muskelsträngen in ihrem Rücken losreißen, die zitterten – nicht vor Angst oder Schmerz, sondern vor Wut. »Jeder hasst seine Eltern irgendwann einmal .«
    »Aber nicht so wie ich. Ich wollte, dass sie ihn verließ. Ich war böse, habe Dinge getan, um ihn wütend zu machen, damit sie endlich einsah, dass er gehen musste .«
    »Du warst ein Kind – «
    »Hör auf !« , kreischte sie. »Es war mehr, so viel mehr !«
    Augenblicklich überkam ihn der Drang, sie zu trösten. Er streckte die Hand aus, zog sie aber mit einem Zischen wieder zurück.
    Seine Hand war unsichtbar. Einfach verschwunden bis hinauf zum Ellbogen. Todesangst quetschte sämtliche Luft aus seinen Lungen. Er sah auf seine andere Hand. War ja klar, dass die Hand, die die Peitsche hielt, so solide war wie der Stein um sie herum.
    Die Muskeln seines Arms spannten sich an, als er sich erhob, um erneut zuzuschlagen. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich dagegen zu wehren, versuchte es aber trotzdem. Sein Lohn war ein Gefühl, als würde ihm bei lebendigem Leib die Haut mit Skalpellen abgeschält.
    Die Peitsche sauste nach unten, und Runa stieß ein Ächzen aus, das sowohl Schmerz als auch Lust ausdrückte. Shades Sichtfeld begann sich zu verengen, und er sah alles wie durch einen Schleier, als sein Unterbewusstsein übernahm – er allein war nicht stark genug.
    »Was heißt ›mehr‹?« Er hörte seine Stimme; sie war vollkommen sachlich, vollkommen fremd.
    »Mom hat ihm schließlich ein Ultimatum gestellt, und er wurde nüchtern. Hat sich in einen vorbildlichen Ehemann und Dad verwandelt. Aber es war zu spät .« Sie stieß einen erstickten Schmerzensschrei aus.
    Shade trat ganz dicht an sie heran; er bebte am ganzen Körper, als er mit den Lippen über jede Strieme fuhr, die er auf ihrer wunderschönen Haut hinterlassen hatte. »Warum war es zu spät ?«
    Bitte, Runa, rede. Ich will es nicht noch einmal tun müssen.
    »Weil ich ihn schon hasste « , stöhnte sie. »Ich war sechzehn. Ich hab ihn mit einer anderen Frau erwischt .«
    Shades Puls raste. Sie standen jetzt kurz vor dem Abgrund; er konnte fühlen, wie Schuld und Dunkelheit aufstiegen, sie immer noch im Griff hatten, noch nicht bereit, sich endgültig zu verabschieden.
    »Was hast du getan ?«
    »Arik hat mich angefleht, es nicht zu tun, aber ich hab’s doch gemacht, und ich habe es genossen, meiner Mom das Herz zu brechen. O Gott – ich habe es genossen .«
    Die Wucht ihrer Schuld traf ihn wie der Schlag einer Axt. »Ist es dir gelungen, deine Eltern auseinanderzubringen ?«
    Sie nickte. »Meine Mom … hat sich umgebracht. Aber es war umsonst, Shade .«
    Ihm gefror das Blut in den Adern. »Wieso ?«
    Ihr Kopf fiel nach vorn, die Schultern sackten nach unten. Es war ihm unbegreiflich, dass sie sich immer noch auf den Füßen halten konnte. »Er lag im Sterben. Und … und dann hat er mir erzählt, dass er damals, als ich ihn mit dieser Frau gesehen hatte, die Sache zwischen ihnen gerade beendet hatte. Meine Mom … o Gott, Shade !«
    »Was ?«
    Runa schluchzte. »Sie hätte nie von dieser Frau erfahren dürfen. Es war vorbei, und das schon seit einer ganzen Weile. Wenn ich es ihr nicht gesagt hätte … «
    »Runa, du kannst nichts dafür .« Ziemlich lahm … Vermutlich hatte sie im Lauf der Jahre von ihrem Bruder immer wieder dasselbe gehört, und da hatte es auch schon nicht funktioniert.
    Nur eines konnte helfen. Als sie ihn darum bat, wurde ihm eiskalt.
    »Mehr, Shade. Bitte, mehr !«
    »Ich kann nicht .« Doch die Peitsche in seiner Hand wisperte dunkle Dinge. Der Griff brannte in seiner Handfläche, als ob er Wurzeln schlage, die sich tief in seine Haut senkten und den abartigsten Teil von dem anzapften, was ihn zum Dämon machte.
    »Tu mir weh « , flüsterte sie. »Hör auf, dich zurückzuhalten. Lass mich bezahlen .«
    Er ballte die Faust um den Griff. Seine

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