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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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er, ehe er es sich verkneifen konnte.
    »Tot .« Der Schmerz in ihrer Stimme brachte ihn dazu, den Stock fallen zu lassen. »Er hat sich aus dem Staub gemacht, als ich ein Teenager war. Dann hab ich ihn erst auf dem Totenbett wiedergesehen .«
    »Wieso … wieso macht es dir etwas aus, dass er tot ist, wenn du ihn doch gehasst hast ?«
    Mit einem Ruck drehte sie den Kopf und starrte ihn wütend an. »Als er starb, habe ich ihn nicht gehasst, und wenn du mehr wissen willst – du weißt ja, wie’s geht .«
    Sein Blick wanderte zur Peitsche. »Das brauchst du nicht « , sagte er in einem letzten, verzweifelten Versuch, sie umzustimmen, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Du weißt, dass das nicht stimmt .«
    Unglücklicherweise hatte sie recht, und er hasste es. Hasste sich selbst. Mit schweren Schritten ging er zur Wand und nahm die Peitsche vom Haken. Sie fühlte sich wie Blei in seinen Händen an. Er schwor bei allem, was ihm heilig und unheilig war, dass er die Peitsche nach dieser Nacht vernichten würde. Wie er alles in diesem Zimmer vernichten würde.
    Er holte tief Luft und drehte sich wieder zu ihr um. »Wo war deine Mutter, als dein Vater dich misshandelte ?«
    In ihren Augen funkelte es. Da steckte mehr dahinter, aber sie war noch nicht bereit, diese Geschichte mit ihm zu teilen. Nicht ohne Anreiz.
    Er trat wieder zu ihr und schlug ihr mit der wie ein Seil aufgerollten Peitsche über die Hinterseite ihrer Oberschenkel. Nicht so heftig, dass es wehtat, aber hart genug, dass sie überrascht aufschrie. »Sag’s mir .«
    »Bei der Arbeit. Sie wusste nichts davon .«
    »Bist du sicher ?« , fragte er leise. Er war mit einer Mutter aufgewachsen, die es mitbekam, wenn eines ihrer Jungen auch nur nieste, selbst wenn sie tausend Meilen weit weg war, und er vermutete, dass menschliche Mütter nicht sehr viel anders waren.
    »Sie wusste es nicht « , sagte Runa durch zusammengebissene Zähne.
    »Du lügst .« Wieder schlug er sie mit der Peitsche, diesmal etwas kräftiger.
    »Nein .« Ihre Stimme zitterte, jetzt drangen sie so langsam zum Kern des Problems vor. Ihre Ängste begannen an die Oberfläche zu steigen.
    »Sie wusste es, aber das konntest du dir selbst gegenüber niemals zugeben .«
    »Nein !«
    Eine Schockwelle des Verlangens traf ihn so heftig, dass er einen Schritt zurückgehen musste. Sie würde keinesfalls tiefer in ihre Ängste vordringen, sollte er sie nicht ein wenig härter anfassen. Die Wucht ihres Verlangens, ihrer Not, ließ die Peitsche in seiner Hand vibrieren, und sein Arm hob sich, ganz gleich, wie eindringlich sie auch immer wieder »Nein « flüsterte.
    Die Peitsche traf auf ihren bloßen Rücken, nur leicht, doch sie hinterließ einen rosa Streifen, der sofort zu einer Strieme anzuschwellen begann. Runa gab nicht einen Laut von sich, aber er schon. Tief in seiner Kehle schrie er auf.
    »Deine Mom wusste es, und sie hat nichts getan, um dich zu beschützen. Gib es zu, Runa. Gib es zu, denn sonst kommen wir nicht weiter .«
    Sie stieß ein Schluchzen aus. »Sie … ich kann nicht .«
    »Du kannst und du wirst .« Er hob noch einmal den Arm. Die Peitsche hinterließ ein weiteres Mal auf ihrem Rücken und eine sehr viel größere Narbe auf seiner Seele.
    »Ja « , flüsterte sie. »Sie wusste es. Sie musste es wissen. Aber sie hat nichts getan .« Eine Träne rollte ihr über die Wange. Er sehnte sich danach, sie wegzuwischen. »Warum hat sie denn nichts getan? Er hat mir wehgetan. Er hat sie betrogen. Er hat ihr ganzes Geld für Whiskey ausgegeben, auch wenn wir dafür hungrig bleiben mussten .«
    So emotional ihre Erinnerungen auch waren, so gut es ihr tat, sie herauszulassen, so viel mehr gab es noch, das sie loslassen musste. Er konnte immer noch die Dunkelheit in ihr spüren und schien die Peitsche einfach nicht loslassen zu können. Er war nicht länger Herr über seine Handlungen; sein Körper reagierte einfach nur noch auf ihre Wünsche. Sie waren an einem Punkt angekommen, von dem aus es kein Zurück mehr gab. Die einzige Möglichkeit, diese Sitzung zu stoppen, bestand darin, dass sie das Safeword aussprach.
    Er hob den Arm. »Runa, sag das Safeword .« Übelkeit wütete in seinem Magen. Bitte, bitte sag es.
    »Wir – « Sie schluckte schwer. »Wir sind noch nicht fertig .«
    Mist.
    Er konnte nichts dagegen tun. Der nächste Schlag traf sie in der Nähe des Schulterblatts. Er versuchte zu sagen, dass es ihm leidtat, aber die Worte wollten ihm einfach nicht über die Lippen kommen. Es

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