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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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gefühlt hatte.
    Sie stand immer noch aufrecht da, ihre Hände umklammerten den Pfahl, damit sie nicht zu Boden rutschte. Woher sie die Stärke dazu nahm, war ihm ein Rätsel, aber er bewunderte ihre Kraft, als er die Fesseln löste und ihre Finger einzeln vom Holz bog.
    »Hey « , sagte er sanft. »Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit .«
    »Sh-Shade ?«
    »Er kann dir nicht mehr wehtun .«
    »Aber er hat mir nicht wehgetan … «
    Vielleicht noch nicht. Wraith verfügte nicht über das medizinische Fachwissen oder die Ausbildung seiner Brüder, aber er erkannte es, wenn jemand unter Schock stand. Runa brach in seinen Armen zusammen, und er trug sie zu dem Bett, das in die Höhlenwand eingelassen war. Wie nett, dass Shade fähig war, in diesem Gruselkabinett zu schlafen.
    O Mann, kannte er seinen Bruder denn so wenig? Er schüttelte den Kopf – er wusste, dass er Shade kannte. Wusste, dass er in einer liebevollen Familie aufgewachsen war, mit Schwestern, die er anbetete. Er kannte Shades Lieblingsessen und - getränk – Fisch-Tacos und Fresca-Limonade, wenn auch, den Göttern sei Dank, nicht in ein und derselben Mahlzeit. Wusste, dass Shade Filme liebte, sie aber am liebsten allein sah, da er ausgerechnet auf kitschige Liebeskomödien stand.
    Dieser Shade passte so gar nicht zu dem, der eine eigene Folterkammer besaß. Und warum zum Teufel hatte Wraith Shades krankes Geheimnis eigentlich nicht auf einem seiner Spaziergänge durch Shades Gedanken gesehen?
    Mist.
    Runa lag auf dem Bauch und stöhnte ins Kissen. Mit einer zitternden Hand deckte Wraith sie zu, sorgfältig darauf achtend, dass er ihre Handgelenke nicht berührte, an denen sie sich im Kampf gegen die Fesseln schlimme Abschürfungen zugezogen hatte. Dann sah er auf Shade hinunter, der immer noch ohnmächtig auf dem Boden lag. Was jetzt?
    Eidolon. Er musste E anrufen. Er würde wissen, was zu tun war. Das wusste er immer.
    Wraith fummelte in der Tasche seiner Jeansjacke herum, bis er endlich sein Handy gefunden hatte. Kein Empfang. Was für ein Schock – das, hier, am Arsch der Welt mitten in Zentralamerika.
    Aber selbst am AdW musste Shade doch irgendeine Möglichkeit haben, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Shade war nicht gern für längere Zeit einsam. Sosehr er sich auch abmühte, einen auf Ich-brauch-euch-alle-nicht zu machen, war er im Grunde seines Herzens ein geselliges Wesen. Ein sadistisches geselliges Wesen.
    Mist.
    Wraith durchsuchte rasch die Höhle, entdeckte schließlich ein Satellitentelefon und wählte Eidolons Nummer. In dem Moment, in dem sich sein Bruder meldete, krachte Wraiths ruhiges Äußeres zusammen wie der erste Zauber eines Zauberlehrlings.
    »E, es gibt Ärger. O Mann, o Mann – «
    »Beruhige dich .« Eidolons Stimme war durch das Rauschen kaum zu verstehen. »Was ist los ?«
    »Shade. Es geht um Shade. Ich bin in seiner … Folterkammer .«
    Stille beherrschte den Äther. »Scheiße .«
    »Du hast es gewusst ?« Als Wraith merkte, dass er brüllte, mäßigte er seine Stimme. »Du hast davon gewusst ?«
    »Lass uns später darüber reden. Sag mir lieber, was los ist. Wo ist Shade ?«
    Wraith schluckte trocken. »Er ist hier. Er ist verletzt. Und seine Gefährtin … Beeil dich einfach .«
    »Ich bin gleich da .«
    Wraith ließ sich neben Runa aufs Bett sinken und legte ihr die Hand auf den Nacken. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich darauf, ihr tröstliche Bilder vorzugaukeln. Hoffentlich mochte sie den Strand. Piña Coladas. Warmen Sand. Alles, was ihr ein paar Minuten Frieden schenken konnte, um die Hölle zu vergessen, die sie gerade durchlitten hatte.
    Erst später wurde ihm klar, dass er ihr geholfen hatte, statt sie zu töten, was er eigentlich hätte tun sollen, um Shade vor dem Maluncoeur zu retten.
    Vielleicht war er ja tief in seinem Herzen davon überzeugt, dass seinem Bruder nicht mehr zu helfen war.
    Eidolon übertrug Reaver die Leitung der Notaufnahme und begab sich geradewegs zu Shades Höhle. Es war nicht gut, dass Wraith von der Höhle wusste, aber als er Runa auf dem Bett und Shade bewusstlos auf dem Boden liegen sah, wusste er, dass es noch weitaus schlimmer als nicht gut war.
    »Ich übernehme « , sagte er zu Wraith, der aufstand und Eidolon seinen Platz überließ.
    »Beeil dich .« Wraiths Stimme war ein Gemisch aus Sorge, Schmerz und Angst. Ausgerechnet Wraith, der sich sonst einen Dreck um andere scherte. Eidolons Brüder überraschten ihn eben immer wieder.
    Eidolon

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