Demonica - Ione, L: Demonica
Verbindungsmarkierung am Hals pulsierte, erinnerte ihn daran, dass eine Frau – seine Gefährtin – ihn um etwas bat. Sein Instinkt verlangte von ihm, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, während sein Geist protestierend aufschrie.
Sein Arm hob sich. Nein. Nein! Vor Anstrengung, die Peitsche fallen zu lassen, tropfte ihm der Schweiß von den Schläfen. Sie fiel zu Boden. Er biss die Zähne zusammen und ertrug die grauenhaften Qualen, die es mit sich brachte, wenn er sich seiner wahren Natur widersetzte.
Ich muss … mich wehren.
Aber dann bewegten sich seine Füße. Steif und ungelenk steuerten sie auf die Wand zu. Er konnte nur entsetzt zusehen, als seine Hand eine Geißel von ihrem Haken nahm, eine mit geflochtenen Lederstreifen, die wie Dreadlocks vom Griff herunterhingen, und am Ende jeder Dreadlock befand sich ein winziger, scharfer Knochensporn.
»Beeil dich, Shade .« Runas Stimme war ein Magnet, der ihn zu ihr zog.
Wieder hob sich sein Arm. Sein Verstand schrie auf, und seine Organe verkrampften sich, als er mit der Geißel zuschlug, so fest er nur konnte.
Auf seine eigene Brust.
Schmerz zerriss ihn. Süßer, lähmender Schmerz.
Runa keuchte auf. »Was machst du denn? Hör damit auf !«
»Ich … kann nicht .« Irgendwie erleichterte der Schmerz seine eigene Last, seine eigenen Schuldgefühle für sein Versagen in der Vergangenheit, während er gleichzeitig überglücklich war, dass es ihm vergönnt war, Runa zu verschonen. »Ich werde dir diesen Schmerz abnehmen « , schwor er. »Wenn einer von uns bluten muss, werde ich es sein. Ich werde es immer sein .« Es gab nichts, was er für sie nicht tun würde, das wusste er jetzt.
»Nein « , rief sie und versuchte, nach ihm zu greifen, aber er packte ihre Handgelenke und steckte sie in die Fesseln über ihrem Kopf. »O Shade .« Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Ich liebe dich. Ich weiß, das ist nicht das, was du willst, und es tut mir leid, aber ich kann nichts dagegen tun .«
Sie strahlte eine Welle der Wärme aus wie eine Brise, das Kennzeichen der Freiheit. Selbst die Luft um sie herum fühlte sich leichter an. Sie schrie vor Ekstase auf, bewegte die Hüften, als die mentale und physische Befreiung sie überkam. Das war es, was die Frauen anstrebten, die er hierher brachte: der intensivste Orgasmus ihres Lebens; einer, der auf gewisse Art bis in alle Ewigkeit andauern würde. Nichts fühlte sich besser an als eine saubere Seele, frei von Schuld, Reue und Hass.
Und doch konnte er die Geißel immer noch nicht fallen lassen. Ihre Dunkelheit und ihre Schuldgefühle waren verschwunden, aber seine noch nicht, und er hatte keine Ahnung, wie er sie loswerden sollte.
18
Als Wraith durch das Höllentor stürmte, fand er sich in einem schwülheißen Dschungel wieder. Es war gar nicht so leicht gewesen, Shade zu verfolgen, bis ihn die grauenhaften Qualen seines Bruders erreicht und Wraiths Gedanken dominiert hatten und es für ihn nichts Wichtigeres mehr gab, als Shade zu finden. Er war seiner Spur mithilfe seiner Instinkte und voller Dringlichkeit gefolgt.
Und er war nicht der Einzige, der Shade verfolgte.
Eidolon hatte mithilfe seiner Kontakte unter den Justizia-Dämonen herausgefunden, dass die Kerkerer ihren Höllenhund losgelassen hatten. Zweifellos hatte sich inzwischen auch Roag der Jagd angeschlossen. Wraith untersuchte den Boden. Als er sich vergewissert hatte, dass sie ihm zumindest nicht voraus gewesen waren, machte er sich auf den Weg über den wenig begangenen Pfad, der vom Tor fortführte.
Die Hitze des Dschungels umschloss Wraith bei seiner Jagd durch die Vegetation. All seine Sinne waren einzig und allein auf Shade gerichtet. Voraus. Irgendwo vor ihm befand sich sein Bruder, und er hatte Schmerzen.
Schließlich stürzte Wraith aus dem Dickicht und befand sich auf einer kleinen Lichtung mit einem Wasserfall, der sich über eine Klippe hoch über ihm ergoss. Normalerweise hätte er sich einen Moment lang Zeit genommen, um die Aussicht zu bewundern, aber er fühlte sich, als ob ihm eine Riesenfaust Herz und Lungen zu Brei zerquetschte, und es fiel ihm zunehmend schwerer, Luft zu bekommen.
Shade.
Wraith bewegte sich vorsichtig um den Wasserfall herum bis zu einer Felsformation, die sich für seine Augen ein bisschen zu gut ineinanderfügte. Er suchte die Umgegend ab, hielt nach Öffnungen Ausschau, denn auch wenn es keinerlei Anzeichen dafür gab, dass es sich bei diesem Ort um etwas anderes als eine Oase inmitten des Urwalds handelte,
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