Demonica - Ione, L: Demonica
Tortur erholt .«
»Das kommt davon, wenn man zweitklassige Huren wie Solice anheuert. Ihr hättet sie besser in der Kunst des Blowjobs unterrichten müssen .«
Das Ding zischte. »Ich werde dich leiden lassen .«
»Versprechungen, nichts als Versprechungen « , sagte Shade gedehnt und wandte sich ab, um seine Fingernägel einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen.
Runa konnte die Wut, die die verhüllte Gestalt umwaberte wie Nebelschwaden, praktisch fühlen.
»Dagegen wird dir das, was ich deiner Schwester angetan habe, wie ein Witz vorkommen .«
Shade hob sehr langsam den Kopf; die dunklen Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen und glühten vor Hass. »Wo ist sie? Was habt ihr ihr angetan ?«
»Möchtest du das wirklich wissen ?«
Shade sprang auf die Füße. »Sag es mir !«
Die Kreatur nickte dem Nachtstreich zu, der die Tasche öffnete und etwas herauszog, das auf den ersten Blick aussah wie eine Decke aus Leder.
O Gott. Runa drehte sich der Magen um. Sie fühlte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich, während die eingehüllte Kreatur gackernd lachte.
»Umbra-Häute sind auf dem Unterweltmarkt ein Vermögen wert. Sie wird einen feinen Mantel für jemanden abgeben .«
Dunkelheit umhüllte Runa eine Sekunde früher als der eisige Wind, und dann stieß Shade einen gequälten Schrei aus, den sie ihr ganzes Leben lang nicht mehr vergessen würde.
Kynan Morgan war vermutlich die größte Nervensäge unter sämtlichen Beschäftigten des UGH. Nein, das stimmte so nicht. Nicht vermutlich. Er war es, und das wusste er auch.
Aber das ging ihm am Arsch vorbei. Ihm ging inzwischen so ziemlich alles am Arsch vorbei. Sein Arschometer war vor annähernd einem Jahr zersprungen, als seine Frau ihn betrogen hatte und schließlich von ihrem Geliebten umgebracht worden war. Von einem ihrer Geliebten. Dem menschlichen.
Dann gab es noch Gem mit dem schwarzblauen Haar, den Gruftiklamotten, Piercings und Tattoos. Tayla hatte er vergeben, dass sie ein Dämon war. Vor allem, da sie die Wahrheit über ihre Abstammung selbst nicht gewusst hatte, ehe Eidolon sie herausbekommen hatte. Aber Taylas Schwester Gem – der nicht. Er hatte sie vor ein paar Jahren in dem New Yorker Krankenhaus kennengelernt, in dem sie gearbeitet und vorgetäuscht hatte, ein Mensch zu sein. Sie hatte sich mit ihm unterhalten, mit ihm gelacht, ihn während der Untersuchungen beinahe nackt gesehen.
Genau genommen handelte es sich nicht wirklich um einen Vertrauensbruch; sie war ihm nichts schuldig. Aber er hatte sie gemocht, ihr vertraut, und dabei war sie die ganze Zeit der Feind gewesen.
Doch selbst das war nicht die ganze Wahrheit. Nach jener brutalen Nacht vor fast einem Jahr war er zu dem verstörenden Schluss gekommen, dass nicht alle Dämonen böse waren – dass sich einige von ihnen sogar bemühten, Gutes zu tun. Diese Erkenntnis, zusammen mit der Untreue seiner Frau, hatte ihn in den moralischen, spirituellen und emotionalen Grundfesten erschüttert. Er hatte sich aus der Aegis zurückgezogen, hatte eines der beiden Dinge, in denen er gut war, aufgegeben: das Töten.
Womit ihm nur noch ein Talent übrig geblieben war; eine Fähigkeit, von der er nicht einmal mehr gewusst hatte, ob er daran überhaupt noch Interesse hatte.
Die Heilkunst.
An diesem Punkt war dann Eidolon an ihn herangetreten und hatte ihm einen Job im UGH angeboten, als einem von dem halben Dutzend Menschen, die bereits dort arbeiteten. Die Ironie des Ganzen war einfach nur zum Brüllen komisch. Er hatte Jahre damit verbracht, Dämonen umzubringen, und jetzt wollten sie von ihm, dass er sie gesund machte.
Er hatte den Posten angenommen, allerdings unter der Bedingung, dass er sich aussuchen durfte, wem er half. Auf keinen Fall wollte er dafür verantwortlich sein, dem Bösen dazu zu verhelfen, wieder die Straßen unsicher zu machen. Das konnte Eidolon verstehen, und er hatte Kynan sogar als Arzt eingestellt, da in dem Krankenhaus chronischer Mangel an ausgebildeten Ärzten herrschte und Kynan dank seiner Ausbildung zum Sanitäter bei der Armee und den vielen Jahren, in denen er seine Wächter nach ihren Kämpfen gegen Dämonen wieder zusammengeflickt hatte, über jede Menge praktischer Erfahrung verfügte.
Trotzdem betrachtete er dies hier nur als vorübergehende Lösung. Sich mit Dämonen herumzutreiben, war das perfekte Spiegelbild für seinen mentalen Zustand, aber er musste glauben können, dass es irgendwann auch einmal ein Ende haben würde – dass er
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