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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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behauptet, Shades Bruder zu sein, aber das schien Shade ihm nicht abzukaufen. Trotzdem war es seltsam, wie sehr er Shade ähnelte, abgesehen von den blauen Augen und den blonden Haaren. Als er den Umhang auszog und seinen athletischen, muskulösen Körper enthüllte, fielen ihr noch weitere Unterschiede auf. Zunächst einmal hatte Shade breitere Schultern, wenn er auch etwas kleiner war – obschon man bei einer Größe von gut einem Meter neunzig wohl kaum von klein sprechen konnte. Die Markierungen auf seinem rechten Arm waren die gleichen, aber dort, wo Shade ein nicht sehendes Auge hatte, war bei diesem anderen Dämon ein Stundenglas zu erkennen.
    Mit einem Mal begann der muskelbepackte Dämon zu verschwimmen und verwandelte sich in eine Art humanoides Geschöpf, verhutzelt und vornübergebeugt; die rissige Haut erschien an einigen Stellen runzlig, an anderen straff und glänzend. Was es auch war, es sah wie etwas aus, das man in eine Friteuse geworfen und extra knusprig gebacken hatte.
    »Ich kann eine angenommene Gestalt nicht lange aufrechterhalten « , sagte er. »Höchstens ein paar Stunden. Mich behindern sämtliche Einschränkungen eines Seminus nach der S’genesis .« Sein Blick traf sich mit Shades und hielt ihn fest. In den jetzt braunen Augen flackerte mehr als nur ein Fünkchen Wahnsinn.
    Das Blut wich so rasch aus Shades Gesicht, dass sie schon fürchtete, er werde umfallen.
    »Ja « , krächzte das Ding. »Jetzt weißt du, wer ich bin, nicht wahr ?«
    »Nein .« Shade taumelte zur Seite, bis er mit der Schulter gegen die Wand stieß. Er war bleich wie der Tod, seine heftig pulsierenden Hautglyphen hoben sich grell von der aschefarbenen Haut ab. »Das kann nicht sein … «
    Vernarbte Lippen verzogen sich zu einem grotesken Grinsen. »Sieh mich an. Wir heilen schnell und gut, aber sieh dir an, was das Feuer aus uns macht .«
    »Feuer « , flüsterte Shade. »Feuer hat das Brimstone zerstört .« Er schüttelte den Kopf, sodass sein dunkles Haar ihm in die Augen peitschte. »Aber du wurdest getötet. Das Gebäude ist bis auf den Grund niedergebrannt. Ich habe gefühlt, wie du stirbst .«
    »Ich war eine Zeit lang tot « , sagte das verbrannte Ding. »Darum wurde die Verbindung, die wir Brüder teilten, an jenem Tag unterbrochen. Aber du weißt, dass ich es bin .«
    »Shade ?« Runas Stimme durchdrang die Anspannung, die in der Zelle herrschte. »Was ist los? Wer ist das ?«
    »Das ist mein toter Bruder « , stieß Shade hervor. »Das ist Roag .«

4
    Roag lebt.
    Shade bemühte sich, diese Tatsache zu verdauen, kam aber nicht sehr weit. Das ergab doch alles keinen Sinn. »Warum? Warum tust du das ?«
    Roag schwenkte seinen verschrumpelten Arm. »Das? Die Organentnahmen? Das wirst du noch schnell genug herausfinden .«
    »Wie lange schon ?« Shade fürchtete, Roag habe sein Geschäft jahrzehntelang direkt vor ihren Nasen geführt.
    »Ein paar Jahre. Ich bin neu in der Branche, aber meine Operation hat alle anderen verdrängt .«
    »Aber wieso hast du uns in dem Glauben gelassen, du wärst tot ?«
    » Wieso ?« Mit lautem Brüllen schwang Roag die Keule. Shade duckte sich, aber die Kette behinderte ihn, und die Keule streifte seine Wange. »Du hast vielleicht Nerven, mich das zu fragen! Weil ihr versucht habt, mich umzubringen .«
    Blut lief Shade in einem brennenden Rinnsal übers Gesicht. »Wovon zum Teufel redest du da ?«
    »Das Brimstone, du dämlicher Idiot. Du, Wraith und Eidolon, ihr habt meinen Tod geplant. Das Einzige, was ich nicht weiß, ist, wer von euch letztendlich die Entscheidung getroffen hat, dass ich zu wahnsinnig wäre, um weiterzuleben .«
    Genau genommen hatte Shade diese Entscheidung schon vor einigen Jahrzehnten getroffen. Es war im Jahr 1952, und sie vier hatten eben sechsunddreißig Stunden in einem Harem der Bedim-Dämonen verbracht. Befriedigt, erschöpft und mit dem Hochgefühl, das guter Sex mit sich brachte, hatten sie darüber diskutiert, wie das Leben wohl nach der S’genesis sein würde. Im Gegensatz zu E und Shade hatten sich Wraith und Roag darauf gefreut. Aber Roag hatte sich nicht nur gefreut, es war ihm tatsächlich vollkommen gleichgültig gewesen, was sie mit ihm machen würde. Verrückt oder nicht – das spielte für ihn keine Rolle.
    Eidolon hatte Roags Einstellung überrascht, aber Shade nicht. Er hatte schon immer gewusst, das Roag nicht mehr alle Läuse im Pelz hatte.
    »Das waren wir nicht. Aus irgendeinem Grund, ganz egal, wie durchgeknallt du auch

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