Demonica - Ione, L: Demonica
Kynan wollte. Er spielte mit ihr, weil er wusste, dass sie sich danach sehnte, den Menschen abzuschlecken. Und als sich seine Nasenflügel blähten, wusste sie, dass er ihre Erregung riechen konnte.
»Warum bist du hier ?« Kys Stimme war heiser, träge, als wäre er gerade erst aufgewacht. Eine fantastische Morgenstimme.
»Wraith hat mich angerufen .«
Ky warf Wraith einen Blick zu, der besagte: Das zahl ich dir heim, aber Wraith zuckte nur die Achseln und sprang behände auf die Füße. »Was? Ich hab angerufen, während du im Bad warst. Ich fand, du solltest nicht allein sein. Jetzt muss ich los. Ich brauch mehr als den jämmerlichen halben Liter, den du für mich übrig hattest .« Er ging zur Tür. »Bis später .«
Kynan warf den Kopf in den Nacken, starrte auf den Deckenventilator, der sich langsam drehte, und seufzte. »Scheiße .«
»Das kannst du laut sagen. Was hast du dir denn dabei gedacht? Du hast doch nicht etwa irgendeine Dummheit gemacht und ihn gefragt, ob er dich in einen Vampir wandelt oder so ?«
»Mein Urteilsvermögen mag getrübt sein, aber ich bin weder dumm noch lebensmüde .«
»Na, ich hoffe, das bleibt auch so, denn ich glaube nicht, dass Wraith jemanden wandeln kann, da er technisch gesehen nicht untot ist .«
Kynan legte sich den Arm über die Augen. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, Gem? Du weißt schon, wie jemand einem Vampir so weit vertrauen kann, sich von ihm aussaugen zu lassen, bis er am Rande des Todes steht? Ich meine, was hindert den Vamp denn daran, dich einfach tot liegen zu lassen, statt dir im Gegenzug von seinem eigenen Blut zu trinken zu geben ?«
»Ich bin sicher, das kommt vor .« Sie warf einen Blick in seine Küche, im Grunde genommen nur eine Nische in einer Ecke seines Wohnzimmers. »Ich werd dir mal was zu trinken holen. Du brauchst jetzt viel Flüssigkeit. Und darf ich dir vielleicht noch einen Tipp geben? Wenn du dich das nächste Mal dafür entscheidest, Blut zu spenden, dann gib’s dem Roten Kreuz .«
Er schwieg, während sie seinen Kühlschrank durchsuchte, bis sie eine Flasche Gatorade fand und ihm ein Glas einschenkte. Als sie zu ihm zurückkam, lag er immer noch mit geschlossenen Augen in derselben Position da, wenn er inzwischen auch den Arm wieder hatte sinken lassen. Sie stützte sich mit einem Knie auf dem Polster neben ihm ab, hob seinen Kopf an und setzte ihm das Glas an die Lippen.
Er leerte es zur Hälfte, ehe er die Augen öffnete. »Danke .«
»Na ja, Bier ist in dem Fall wohl keine so gute Idee « , sagte sie mit einem Blick auf die Flaschen, die auf dem Beistelltisch und dem Boden verstreut lagen.
Er grinste sie schief an und zog an einer ihrer Flechten. Ihr Puls schoss in die Höhe. »Betrinkst du dich manchmal, Gem? Hast du dich schon einmal in einer Flasche verloren, in der Hoffnung, zu ertrinken ?«
Mit einem Mal spürte sie überdeutlich die Hitze seines Schenkels an ihrem Knie, das Streicheln seiner Finger über ihren Zopf, den heißen Hauch seines Atems auf ihrer Wange. »Nein « , flüsterte sie. »Ich kann nicht .«
»Wird dir schlecht ?«
»Ja « , log sie, denn die Wahrheit konnte sie ihm nicht erzählen. Nicht jetzt, wo er vergessen zu haben schien, was sie war.
Und zwar ein Dämon der Fünften Ebene, der letzten und schlimmsten Stufe der Ufelskala, einem Bewertungssystem für das Böse. Wenn die Dämonen ihrer Spezies ein Tornado wären, wären sie ein F5.
Dass sie nur ein Halbdämon war, machte dabei wenig Unterschied, weder für sie noch für Kynan. Sie tat, was sie konnte, um ihre Seelenschänderhälfte zu befrieden, einschließlich magischer Tattoos um ihre Knöchel, Handgelenke und den Hals. Außerdem vermied sie es, Alkohol zu trinken. Das Trinken verminderte ihre Fähigkeit, den inneren Dämon zu kontrollieren.
Das hatte sie auf die harte Tour gelernt, als sie während ihrer Studienzeit einmal auf einer Studentenparty zu viel getrunken hatte. Irgendeine Kleinigkeit hatte sie in Rage gebracht, aber zum Glück hatte sie noch rechtzeitig dieses Gefühl erkannt, ein Gefühl, als kratzten scharfe Klauen über die Innenseite ihrer Haut. Sie hatte sich schleunigst zum nächsten Höllentor begeben. Irgendwie hatte sie es bis ins UG geschafft, wo Reaver sie sediert hatte, bis der Rausch vorbei war.
Der gefallene Engel hatte damit ein blutiges Massaker verhindert.
Kynans Knöchel streiften ihre Kehle. Als sie aufkeuchte, hielt seine Hand inne. Sie musterte seine Miene, auf der sich eine ganze Reihe
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