Demonica - Ione, L: Demonica
tut dir leid ?« Sie lächelte und fuhr mit dem Finger über seine mit einem T-Shirt bekleidete Brust. »Das Einzige, was dir leidtun sollte, ist, dass wir beide noch unsere Klamotten anhaben .«
Mit gequälter Miene wich er ihrem Blick aus, und sie wurde sich der neuen Anspannung bewusst, die zwischen ihnen lag, wo doch eigentlich jegliche Anspannung hätte zerstreut sein müssen. Sein Gesicht überzog sich mit Düsternis, als wäre mit einem Mal die Nacht hereingebrochen. Er schob sie von seinem Schoß und stand schwankend auf. Sie öffnete sich dem, was Tayla ihre »Dämonensicht « nannte, und schnappte nach Luft.
Kynans emotionale Narben reichten tief, aber sie waren im Lauf der letzten Monate mehr oder weniger verheilt. Jetzt sah sie direkt über seinem Herzen eine Stelle voller glühend roter, blutender Risse, so frisch wie an dem Tag, an dem sie ihm zugefügt worden waren, dem Tag, an dem er Lori in den Armen eines anderen ertappt hatte.
»Kynan? Was ist los ?«
Er hakte die Daumen in die Taschen seiner Jeans und blickte an die Decke. »Du solltest jetzt gehen .«
»Wir sollten uns unterh –«
»Bitte, Gem .« Seine Schultern hoben und senkten sich. »Ich bin betrunken, erschöpft, und mir fehlt ungefähr ein halber Liter Blut. Ich muss jetzt allein sein .«
Sie erhob sich verlegen und zog sich den Rock hinunter. Zum ersten Mal wünschte sie sich, er wäre ein gutes Stück länger. »Wenn du irgendetwas brauchst … «
»Ich ruf dich an .«
Sie warf einen letzten Blick über die Schulter, als sie ging, und sie wusste, dass ihr Telefon mit Gewissheit nicht klingeln würde.
Er nahm ein ziemliches Risiko auf sich, sich ins Krankenhaus zu wagen. Vor seinem »Tod « hatte sich Roag gern dort aufgehalten, wegen des schier endlosen Nachschubs an Krankenschwestern, die er ficken konnte, aber er hatte diesen Ort immer gehasst, hatte nie begriffen, wieso seine Brüder ihn erbaut hatten. Wer zum Teufel interessierte sich schon dafür, Dämonen zusammenzuflicken? Sie auseinanderzunehmen, machte wesentlich mehr Spaß.
Aber seine Ghule hatten es nicht geschafft, einen Spion für ihn zu finden, und er hatte keine Zeit, um einen seiner Lakaien einzuschleusen. Seine Rache ließ auch so schon viel zu lange auf sich warten, und jetzt, wo Sheryen wiederbelebt worden war, blieben ihm nur noch wenige Tage, um Runa zu finden, ehe Shers zombieartiger Körper versagte. Er brauchte Runas Blut, und er brauchte es sofort.
In der Gestalt eines gemeinen Slogthu war er für das Personal praktisch unsichtbar, als er, vorgeblich auf der Suche nach einem Patienten, den er besuchen wollte, durch die Schatten wanderte. Es bereitete ihm keine Sorgen, dass seine Brüder ihn entdecken könnten. Eidolon arbeitete nachts nicht, Wraith verbrachte seine Nächte mit Saufgelagen und Sexorgien, und Shade würde mit seiner verdammten Werwölfin beschäftigt sein.
Allerdings verfügten einige der Angestellten über die Fähigkeit, Verwandlungszauber wie den seinen zu durchschauen. Nicht, dass sie ihn erkennen würden, da er eher einem Brikett als seinem früheren Selbst glich – aber jeder Dämon, der sich als ein anderer ausgab, würde Misstrauen erregen.
Also beobachtete er. Hielt nach dem perfekten Opfer für die nächste Phase seines Plans Ausschau. Er wollte seine Brüder dort treffen, wo es wehtat: das Krankenhaus und die Angestellten. Wenn er seine Brüder ausreichend verunsichert hatte, würden sie Fehler machen.
Eine weibliche Sora – Ciska, laut Namensschild – schlenderte vorbei in Richtung Höllentor. Ihre rote Haut roch schwach nach Wraith. Roag sträubten sich die Nackenhaare. Viel zu viele Frauen an diesem Ort rochen wie sein kleiner Bruder, der das Leben lebte, das Roag zustand, und sorglos fickte, wen er wollte.
Aber bald würde er nicht mehr so sorglos sein. In nächster Zukunft. Denn die Sora würde, auch wenn sie noch keine Ahnung davon hatte, sein nächstes Opfer werden.
Er holte tief Luft, füllte seine Nase mit Wraiths Geruch und tröstete sich mit der Tatsache, dass das das letzte Mal sein würde, dass sie nach seinem Bruder roch. Denn in ein paar Minuten würde der einzige Duft, der noch an ihr haftete, der ihrer eigenen Todesangst sein.
12
Runa erinnerte sich nicht mehr an viel von dem, was in der letzten Nacht passiert war – zumindest nicht an das, was passiert war, nachdem sie aus der Dusche gekommen war. Sie hatte sich sofort danach angekettet, ehe Shade die Chance hatte, es zu tun. Ab dann hatte sie
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