Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
hättest du jeden Reiz für mich verloren. Dann möchte ich etwas Neues, Glänzendes haben. Vermutlich etwas Größeres. Blonderes.« Ja, dieser Stein besaß scharfe Kanten.
Eine tiefe Röte verbreitete sich von ihrer Stirn bis zum Ansatz ihrer Brüste, und sie trat mit für sie untypischer Schwerfälligkeit zurück. »Was sagst du da?«
»Ich sage, dass ich mich nie von Luc zu dieser Wette hätte überreden lassen sollen. Ich hätte dich nie ficken sollen, auch wenn das alles ist, wofür ein Sukkubus gut ist.« Als ein leiser Seufzer über ihre Lippen drang, kam es ihm vor lauter Scham vor, als ob der Boden unter seinen Füßen schwankte. Sein Instinkt drängte ihn, sie in seine Arme zu ziehen und zu trösten, doch stattdessen stählte er sich, um ihr auch noch den Rest zu geben. »Was denn? Wieso siehst du so überrascht aus? Du bist schließlich ein Sexdämon. Dachtest du denn, wir könnten gemeinsam in den Sonnenuntergang hineinreiten, uns ein Häuschen suchen und einen Haufen Kinder zusammenficken? Das Einzige, was ich je von dir wollte, ist Sex und Blut. Ficken und trinken, das gehört für mich zusammen, und da ich mich jetzt nicht länger von dir nähren kann …« Er zeigte auf die Tür. »Verschwinde, und lass dich ja nie wieder bei mir blicken.«
Vor seinen Augen veränderte sich Sin. Verließ das Gebäude. Die Frau, die endlich zu einer gewissen Weichheit, Freundlichkeit und Akzeptanz gefunden hatte, verschwand hinter einer kalten, abweisenden Maske. Nur das leichte Zittern in ihren Fingern, als sie sie in die Tasche rammte, verriet noch eine letzte Spur von Emotion. Er dachte schon, sie werde eine Waffe herausziehen – verdient hatte er es sicherlich.
Doch stattdessen zog sie ein sorgfältig gefaltetes Geldbündel heraus. Sie blätterte zwei Fünfer ab und ließ sie zu Boden fallen. »Die zehn Mäuse, die ich dir noch schulde.«
Dann verließ sie seine Wohnung und sein Leben. Als sich die Tür schloss, so leise, dass er es kaum hörte, begann er zu würgen. Er schaffte es gerade noch bis zur Toilette.
Er hatte es geschafft. Endlich hatte er den Stein geworfen, der sie wirklich getroffen hatte. Der sie für immer vertrieben hatte.
Sin weinte nicht. Das konnte sie sich nicht erlauben. Noch nicht. Sie musste mit ihren Brüdern sprechen.
Ihren Brüdern .
Ihr fiel auf, dass sie nicht etwa nur den Wunsch spürte, zu ihnen zu gehen, sondern sie zum ersten Mal als das akzeptierte, was sie waren. Ja, sie hatte gewusst, dass sie Geschwister waren, aber irgendwann waren sie für sie tatsächlich zur Familie geworden. Und verrückterweise riet ihre Intuition ihr zuallererst, sie aufzusuchen.
Typisch, dass der Erste, dem sie im UG über den Weg lief, Wraith war.
»Schlumpfinchen!« Er grinste, als sie aus dem Höllentor trat. »Wo ist Con? Hier ist gerade so’n Warg aufgetaucht, der behauptete, Con hätte die Zuflucht zusammen mit dir verlassen.« Als sie nicht antwortete, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war, verging Wraith das Lächeln, und seine Stimme wurde freundlicher. »Lore ist hier. Ich glaube, er ist in E’s Büro.«
Sie bog in den Korridor ein, und Wraith begleitete sie. Sein Schweigen überraschte sie, erschien ihr aber seltsam tröstlich. Als sie zu E’s Büro gelangten, befand sich allerdings Shade dort, und nicht Lore.
Shade löste sich von der Wand, an der er gelehnt hatte. »Wo ist Con?«
Warum zum Teufel fragten denn alle bloß nach ihm? Sie hätte sie am liebsten angeschrien, sie sollten die Klappe halten, aber in dem Moment, in dem sie sich das kleinste bisschen gehen ließ, würden alle Dämme brechen und sämtliche Emotionen, die Con von ihr zu fühlen gefordert hatte, würden sie umhauen. »Ist nicht wichtig«, erwiderte sie knapp. »Wie steht’s mit dem Impfstoff?«
»Wir haben mit den ersten Immunisierungen begonnen«, sagte Eidolon, der hinter seinem Schreibtisch saß. »Sehr viel früher, als ich erwartet hatte. Bis jetzt geht es den beiden Männern, die ich geimpft und dann dem Virus ausgesetzt habe, gut.«
»Du hast tatsächlich Freiwillige dafür gefunden?«
»Hey, Freiwillige. Das ist echt witzig.« Wraiths Grinsen war bitterböse. »Sie steckten beide im Todestrakt der Kerkerer. Nachdem sie sich für die Tests zur Verfügung gestellt hatten, wurde ihre Strafe auf Lebenslänglich reduziert.«
Sin hätte an ihrer Stelle den Tod vorgezogen, aber die Tatsache, dass der Aufenthalt im Todestrakt in einem Gefängnis der Kerkerer höchstens ein paar Wochen dauerte, hatte
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