Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
stieß ihn in die Seite, und er legte den Kopf auf der zeremoniellen Bahre zur Seite, um seinen Kindheitsfreund anzusehen, einen drahtigen Mann, dessen Haare mit einem schmutzigen Kopftuch bedeckt waren. »Hey.« Wenigstens funktionierte seine Stimme noch.
Aed grinste. »Wie fühlt es sich an, dein zweites Leben zu leben?«
Con setzte sich auf, wobei er heftig zusammenzuckte, da seine Muskeln völlig steif waren. »Es fühlt sich an, als ob ich das erste völlig vergeudet hätte.«
»Dann sieh nur zu, dass es diesmal besser läuft, ayech ?« Aeds Akzent war eine Mischung aus Schottisch, Dänisch und irgendetwas anderem, und die Hälfte von dem, was er sagte, klang in Cons Ohren wie unverständliches Kauderwelsch. Im Gegensatz zu seinem alten Freund hatte er genug Zeit mit Menschen in der modernen Welt verbracht, um einen Akzent zu kultivieren, der nicht klang, als käme er direkt aus Beowulf .
»Ja.« Con überprüfte seine neuen Gliedmaßen und streckte sich, während er auf der Bahre aus Holz und Hirschleder saß, aber er fühlte sich eigentlich genauso wie vorher, ehe er in die Nacht gegangen war. »Luc. Der Warg, der mich hergebracht hat …«
»Er hat freies Geleit erhalten. Er ist fort.«
Gut. Mann, dieser verdammte Warg hatte einfach nicht tun wollen, worum Con ihn gebeten hatte. Con war gezwungen gewesen, ihn daran zu erinnern, dass Luc ihm noch etwas schuldete, nachdem er ihn vor der Lawine gerettet hatte, abgesehen davon, dass Con auch im Blockhaus zur Stelle gewesen war und nicht nur Luc, sondern auch Kar und das Baby gerettet hatte. Dennoch war es Luc alles andere als leichtgefallen. Seine letzten Worte waren gewesen: Dafür hasse ich dich, du Mistkerl.
Als sich sein Magen vor Hunger zusammenzog, zuckte Con zusammen. »Und dir wurde die Ehre zuteil, dich um meine Geburt zu kümmern.« Eine Vampirgeburt. Eine, die auf Dhampirgrund stattfinden musste. Wenn Con nicht vor Anbruch der Nacht hierher zurückgebracht worden wäre, hätte sein Leben tatsächlich geendet. Wie es vor Jahrhunderten bei seiner Tochter geschehen war.
Aed grunzte zustimmend, hockte sich hin und schnitt sich mit einem Messer das Handgelenk auf, was augenblicklich Auswirkungen auf Con hatte. Seine Fänge fuhren aus, ihm lief das Wasser im Mund zusammen, und ein leises, hungriges Knurren stieg in seiner Brust auf.
Das Blut eines Dhampirs war für diesen Teil des Rituals erforderlich, spielte eine entscheidende Rolle bei der Übertragung einer Art Schutzschicht, etwas, das ihn von normalen Vampiren unterschied: Immunität gegen Weihwasser und die Fähigkeit, sich in der Sonne aufzuhalten, was sich offensichtlich in den ältesten Vampirlegenden spiegelte. Gegen die anderen Bedrohungen des Vampirlebens – Feuer, Köpfen, Holzpflöcke – war Con nicht gefeit, aber … na ja, das ging schließlich allen so.
Con packte den Arm seines Freunds und hielt sich dessen Handgelenk an den Mund. Es war gut, aber nichts schmeckte besser als Sin.
Verdammt.
Was sie wohl gerade denken mochte? Er wünschte, er hätte ihr von der zweiten Chance der Dhampire erzählen können, aber das Einzige, was er hatte tun können, war, Sin in jenen letzten Sekunden der Klarheit zu versichern, dass er zurückkommen würde. Dass sie zu ihm gehörte, es aber diesmal keinerlei Bindung geben würde, weder durch Blut noch durch Magie oder Halsbänder.
Jetzt, wo er kein Dhampir mehr war, würde Con für alle Zeit aus den Dhampirlanden verbannt werden, in die Nacht hinausgeschickt werden, wie seine Brüder vor ihm, wie sein Cousin Aisling, den er im Dhampir-Rat hätte ersetzen sollen.
Jetzt musste er den Dhampiren nicht länger dienen, und er fühlte sich, als wäre ihm ein riesiges Gewicht von den Schultern genommen worden. Er legte die Hand noch einmal auf die Brust, in der sein Herz nicht länger schlug, und lächelte. Ja, das war es, was er sich immer gewünscht hatte. Warum er mit seinem Leben so rücksichtslos umgegangen war. Oh, sicher, er hatte Spaß haben wollen, alles tun wollen, was er nur konnte, aber Furcht hatte nie eine Rolle gespielt.
Denn tief in seinem Inneren wusste er, dass der Tod nur vorübergehend war. Wenn er starb, würde er zurückkommen, und dann würde er für alle Zeit frei vom Leben der Dhampire sein.
Ausgezeichnet.
Ab sofort würde er dem Rat der Vampire unterliegen. Er würde erzählen, dass er von einem Vampir gewandelt worden wäre, seinen Erzeuger aber nicht kenne. Selbst die Vampire wussten nichts von der zweiten Chance der
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