Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
Dhampire.
»So, das reicht, mein Junge.« Aed packte Cons Haare und zog ihn von seinem Handgelenk weg. Er leckte sich über die eigene Wunde, um sie zu versiegeln, und half Con dann aufzustehen. »Was jetzt?«
»Jetzt«, sagte Con grimmig, »ziehe ich los, um einen Werwolf umzubringen und mir meine Frau zu holen.«
Sin fühlte sich grauenhaft und sah auch nicht viel besser aus.
Sie hatte das Krankenhaus nicht verlassen wollen. Gott, war das nicht verrückt? Noch vor gar nicht langer Zeit hatte sie alles getan, was sie konnte, um diesen Ort zu vermeiden, und jetzt wollte sie unbedingt hierbleiben.
Ihre Familie war hier. Und es war alles, was ihr von Con geblieben war. Komisch, erst als sie ihn verloren hatte, hatte sie festgestellt, dass sie – Bindung hin oder her – auf eine gewisse Weise mit ihm verbunden war. Er hatte ihr Herz besessen, und jetzt, wo er fort war, lag es wie ein nutzloser Klumpen in ihrem Brustkorb, ein überflüssiges Organ, das keinen Grund hatte weiterzuschlagen.
Obwohl, das war nicht ganz richtig. Es gab immer noch die Rache.
Sie wusste nicht, wie lange es dauern würde, aber sie würde Raynor für ihren Schmerz bezahlen lassen. Bei diesem Gedanken fletschte sie die Zähne zu einem perversen, grimmigen Abbild eines Lächelns, während sie durch die tintenschwarzen Straßen am Rande von Pittsburgh lief. Dass er sie sehen wollte, hatte sie in Form grässlicher Schmerzen mitgeteilt bekommen, die das Halsband ausgestrahlt hatte, als sie gerade in Eidolons Büro gewesen war, wo sie die Nacht verbracht hatte. Sie war nicht eine Minute allein gewesen; ihre Brüder hatten dafür gesorgt, dass immer einer von ihnen bei ihr gewesen war.
Es war Eidolon, der dort gewesen war, als sie gerufen wurde, und er war vor Wut außer sich gewesen. Aber als er sie zum Höllentor begleitet hatte, die Hände hinter dem Rücken, das Gesicht konzentriert, hatte sie einen Funken Bosheit in seinen Augen aufblitzen sehen, der ihr das Blut zu Eis hätte gefrieren lassen. Jedenfalls dann, wenn sie hätte glauben müssen, dass sie gegen sie gerichtet war.
»Sag uns Bescheid, wo du bist«, hatte er gesagt. »Nimm dir Zeit, dorthin zu gelangen, und bring Raynor dazu, dir seine Völkermordpläne in allen Einzelheiten darzulegen.«
»Aber ich verstehe nicht …«
»Tu es einfach.« Er hatte sie ins Höllentor geschoben, wo er sie fluchend und den Tränen nahe – wieder einmal – zurückließ. Nicht wegen Eidolon, aber weil sie alles an Con zu erinnern schien. Das Höllentor, weil sie mit ihm dort drin gewesen war. Das Krankenhaus, weil er dort gearbeitet hatte. Krankenhausklamotten, weil er die anhatte, als er gestorben war.
Oh Gott.
In ihrem verzweifelten Wunsch, ihn nicht zu verlieren, hatte sie ihn gebeten, endgültig den Bund mit ihr einzugehen. Stattdessen hatte er sich umgebracht. Da brauchte man kein Gehirnchirurg zu sein, um zu wissen, warum. Er hatte ihr nicht die Freiheit nehmen wollen. Sie hatte so vehement darauf bestanden, dass niemand sie je wieder besitzen würde, dass nie wieder jemand die einzige Person sein würde, die ihr geben konnte, was sie brauchte, um zu überleben, und das hatte er sich zu Herzen genommen. Er hatte das ultimative Opfer gebracht, um ihr zu zeigen, wie ernst er ihre Worte genommen hatte.
Und sie hatte nie Gelegenheit bekommen, ihm zu sagen, dass der Grund, wieso sie die Verbindung mit ihm eingehen wollte, nicht der war, dass ihr keine andere Wahl blieb. Sie wollte es, weil sie ihn liebte.
Sie. Liebte. Ihn.
Das war etwas, von dem sie nie gedacht hätte, dass es ihr passieren könnte, und sie hatte es erst viel zu spät gemerkt. Wenn sie nur die Zeit zurückdrehen könnte, zu der Szene in seiner Wohnung, würde sie alles ändern. Sie würde die Seine werden, er würde der Ihre werden, und er wäre jetzt nicht tot. Es war sogar möglich, dass eine stärkere Verbindung mit Con Raynor daran gehindert hätte, ihr seinen Bund aufzuzwingen.
Was war sie für ein Dummkopf.
Angetrieben von Hass und Reue, blieb sie vor dem Maschendrahtzaun des Schrottplatzes stehen, zu dem ihr Halsband sie geführt hatte. Da drin befand sich Raynor, gar kein Zweifel. Nachdem sie sich umgesehen hatte, um sicherzustellen, dass sie nicht beobachtet wurde, zog sie das neue Handy, das Shade ihr gegeben hatte, aus dem Rucksack und rief Eidolon an. »Ich bin da. Irgend so ein Schrottplatz außerhalb von Pittsburgh, in der Nähe des Gerunti-Höllentors.« Sin hatte keine Ahnung, warum die Höllentore nach
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